Deutsch-Französischer Tag ist am 22. Januar. Hugo Perrin, zurzeit Volontär der Partnerstadt Courbevoie im Rathaus Freudenstadt, hat sich mit dem Thema Schüleraustausch befasst – und in Gesprächen interessante persönliche Geschichten erfahren.
Schüleraustausche bildeten den Beginn der Aussöhnung zwischen beiden Ländern, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Freudenstadt beteiligte sich bereits Ende der 1950er-Jahre an solchen Programmen.
Der Austausch auf Schulebene habe sich seither stark weiterentwickelt. Aber das Grundprinzip sei geblieben: Jugendliche aus beiden Ländern sollen sich persönlich kennenlernen und mehr über den Alltag, die Sprache und Kultur im jeweiligen Gastland erfahren.
Teils entstehen daraus auch bleibende Verbindungen. Ein bemerkenswertes Beispiel für die Wirkung von Schüleraustauschen sind Christine Fischer aus Freudenstadt und Annie Vauzelle aus Courbevoie, so die Stadt. Die beiden lernten sich 1962 während eines Schüleraustauschs kennen und blieben trotz der Distanz über Jahrzehnte hinweg in Kontakt.
„Es ist wichtig, solche Beziehungen aktiv zu pflegen“, betont Fischer. Damals war vieles anders: Jungen und Mädchen nahmen an getrennten Programmen teil, was häufig zu Herausforderungen führte. Ein prägendes Erlebnis sei es für Christine Fischer gewesen, als sie und ihre Freundinnen die Mutter ihrer Gastfamilie überzeugen mussten, sie mit Jungs zusammen ins Kino gehen zu lassen – ein damals nicht selbstverständliches Vorhaben.
Kulturelle Unterschiede
Fischer erinnert sich auch an die kulturellen Unterschiede zu Beginn ihres Aufenthalts in Frankreich. Heute betont sie jedoch, dass sich die Offenheit gegenüber jungen Ausländern spürbar verbessert hat: „Die Franzosen begegnen internationalen Gästen mittlerweile mit viel mehr Interesse und Herzlichkeit als früher.“
Für Christine Fischer sind Schüleraustausche essenziell für den Aufbau und die Pflege der deutsch-französischen Freundschaft: „Diese Begegnungen bringen Menschen zusammen und schaffen Verständnis füreinander.“
Von ähnlichen Erfahrungen berichtet auch die Familie Tzschupke. Christel Tzschupke, Ehefrau des ehemaligen langjährigen Stadtrats Wolfgang Tzschupke, hatte im Oktober 2023 ihre einstige Austauschschülerin Dominique Rathier-Féraud wieder getroffen – nach 61 Jahren. Für die beiden war es eine bewegende Begegnung.
Der damalige Schüleraustausch fand in Lons-Le-Saunier im Jura statt, die Stadt hat eine Städtepartnerschaft mit Offenburg. Fabienne Janz, die im Rathaus unter anderem für die Partnerschaften zuständig ist, kam dort zur Welt. Sie hatte seinerzeit für Christel Tzschupke ein wenig recherchiert und die Austauschschülerin von damals wieder gefunden.
Für Stabilität unverzichtbar
Wolfgang Tzschupke, der sich für die Städtepartnerschaft zwischen Freudenstadt und Courbevoie engagiert, sieht die deutsch-französische Freundschaft als Grundpfeiler der Europäischen Union. Auch für Oberbürgermeister Adrian Sonder ist klar: „Die deutsch-französische Freundschaft bleibt für die Stabilität Europas unverzichtbar. Um diese Verbindung zu bewahren, braucht es gezielte Investitionen in Bildungs- und Kulturprogramme. Schüleraustausche, freiwilliges Engagement und persönliche Begegnungen sind essenzielle Werkzeuge dafür.“
Doch trotz aller Erfolge gibt es auch heute noch Hindernisse, heißt es in der Mitteilung weiter: Es sei nicht mehr so einfach, junge Menschen für Deutsch oder Französisch als Fremdsprache zu begeistern.
Offenheit, Neugier und Respekt seien die Schlüssel zu einer starken Partnerschaft, betonten sowohl Christine Fischer als auch Wolfgang Tzschupke in Gesprächen mit den deutsch-französischen Volontären Marie Ott und Hugo Perrin.
Ihre Botschaft: Nur durch die Stärkung der Beziehungen zwischen den Kulturen können echte Freundschaften entstehen und die europäische Einheit langfristig gesichert werden. Die Schüleraustausche bleiben dafür wichtige Pfeiler.