Die bisherige evangelisch-methodistische Kirche in Pfeffingen ist keine mehr – die Kirchenorganisation hat das kleine Gotteshaus verkauft; am 30. Juli wurde es „ent-weiht“: Künftig dient es einem anderen Zweck: Trauerfeiern für Tiere.
Von den vier Gotteshäusern, welche die beiden Gemeinden im Bezirk Albstadt der evangelisch-methodistischen Kirche bisher ihr Eigen nannten, werden nur noch zwei genutzt, nämlich die Pauluskirche am Ebinger Häringstein und die Meßstetter Friedenskirche. Die Tailfinger Johanneskirche und die kleine Pauluskirche in der Onstmettinger Straße in Pfeffingen stehen dagegen seit Jahren leer; die Gemeinde ist nicht auf sie angewiesen und muss Betriebskosten sparen. Für beide wurden Käufer gesucht.
Im Falle der Pauluskirche mit Erfolg. Ellen Weinmann, die Betreiberin der Pfeffinger Firma Schönhalde Tierbestattung, war im Frühjahr über das Internetportal ImmoScout auf die Pauluskirche aufmerksam geworden und konnte ihr Glück kaum fassen. Ihr Metier sind Tierbestattungen, sie veranstaltet alljährlich bis zu 1000 Trauerfeier für verstorbene Haustiere, und in ihrem Firmendomizil, das rein zufällig nur ein Steinwurf weit entfernt von der Pauluskirche liegt, steht dafür nur ein recht kleiner Raum zur Verfügung – Schönhalde Tierbestattung platzte, mit einem Wort, aus den Nähten. Ein kleines Gotteshaus in nächster Nähe war genau das, was gebraucht wurde.
Daher wandte Weinmann sich an Pastor Martin Schneidemesser, in der evangelisch-methodistischen Kirche der Region zuständiger Mann für Immobiliengeschäfte, und wurde, nachdem auch die Gremien der Kirchengemeinde vor Ort ihr Einverständnis gegeben hatten, mit ihm handelseinig. Und so wird die Pauluskirche – sie wurde 1955 erbaut – in den kommenden Wochen und Monaten einer neuen Bestimmung zugeführt: Halter und Halterinnen verstorbener Haustiere sollen von diesen in einem Rahmen Abschied nehmen können, der ihnen angemessen erscheint.
In Albstadt ist das grundsätzlich möglich; die Firma Schönhalde Tierbestattung ist eine von mehreren, die solche Dienste anbieten. Ihre Tätigkeit unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der eines Bestattungsinstituts für Menschen; allerdings ist die Inanspruchnahme ihrer Leistungen optional – nach wie vor ist es der Regelfall, dass der Kadaver eines toten Haustiers ohne Aufhebens entsorgt wird.
Die Alternative: Der tierische Leichnam wird gesäubert, versorgt und aufgebahrt; im Vorfeld der Trauerfeier finden Gespräche statt, bei denen sich Ellen Weinmann und ihr Mitarbeiter Florian Düsterwald ein Bild von Wesen und Charakter der verblichenen Kreatur machen können, und dieses Wissen findet Eingang in die Trauerrede, die bei der Feier gehalten wird – auch Dekor und meditative Begleitmusik fehlen nicht. Es folgt die Verbrennung im Krematorium, es sei denn, der vormalige Tierhalter besäße einen Garten, in dem er seinen toten Gefährten vorschriftsgemäß beerdigen kann. In Albstadt ist das – ebenso wie die Beisetzung der Asche – grundsätzlich möglich; in anderen Gemeinden, zumal in Ballungsräumen, oft nicht.
Vom Wellensittich bis zum Pferd
Das Artenspektrum der Tiere, denen die Tierbestatter die letzten Dienste erweisen, ist größer als man meinen möchte; es reicht von Hund und Katze über den Hamster bis hin zu Papagei, Zwergschwein oder Ratte. Auch Pferdehalter zählen zu Ellen Weinmanns Klientel; allerdings werden sie nicht im bisherigen Pfeffinger Kirchlein von ihren Lieblingen Abschied nehmen können – dafür ist selbst dieses nicht groß genug.
Bis zur ersten Beisetzung werden noch einige Monate vergehen; der Kirchenraum muss noch vollständig ausgeräumt und neu gestaltet werden. „Ent-weiht“ ist er schon; die Zeremonie hat am 30. Juli im Rahmen eines letzten Gottesdienstes mit Pastor Wolf-Dieter Keßler stattgefunden. Der Feier wohnten rund 50 Gemeindeglieder bei – sie waren wie Ellen Weinmann versichert, durchaus aufgeschlossen für die neue Nutzung. Die dem bisherigen Sakralbau immerhin ein wenig von seiner Würde lässt.