Pater Tijo wird am Sonntag von der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim in einem Gottesdienst verabschiedet. Der Weggang fällt ihm alles andere als leicht. Eine Versetzung bedeute aber auch, dass er anderswo dringend gebraucht werde.
Immer mit einem Lächeln, meist in weißem Hemd, ordentlich geknöpft, Jackett und Jeans: So kennen viele Menschen Pater Tijo. Zugewandt und empathisch begegnete Pater Tijo von Anfang an den Menschen. Sitzt er im Auto, winkt er aus dem Fenster heraus. Jetzt muss er nach knapp sechs Jahren als Vikar in der Kirchengemeinde gehen. Das Erzbistum Freiburg hat ihn als Kooperator in die Seelsorgeeinheit Marxzell versetzt. Viele Menschen in der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim sind sehr traurig und dennoch dankbar, Pater Tijo als einen langjährigen Wegbegleiter an der Seite gehabt zu haben.
„Es fällt mir schwer, zu gehen“, bekennt der 43-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Viele Freunde habe er in Friesenheim gewonnen, fühlte sich zugehörig und vor allem sehr wohl. Umso trauriger sei er, diese Gemeinschaft des Glaubens, wie er sagt, verlassen zu müssen. „In fünf Jahren habe ich so viele nette Menschen in allen Gemeinden kennengelernt“, sagt Pater Tijo. Oft wurde er zum Essen eingeladen. Die Gastgeber haben ihm die Wünsche zum Mittagessen von den Augen abgelesen.
Mit Kraftsport, Schwimmen und Joggen im Wald hält er sich fit
Leidenschaftlich gern esse er Spätzle mit Gulasch, ein gutes Steak, Pommes oder Wild in allen Variationen, sagt er. Für Süßes sei er eher nicht zu haben. Das liege auch daran, dass er sehr sportlich ist und auf seine Gesundheit achte. Mit Kraftsport, Schwimmen oder Joggen im Wald halte er sich fit.
Nachdem er die Nachricht für die Versetzung erhalten habe, war die Situation für ihn zunächst schwierig. Plötzlich und unerwartet, habe ihn die Versetzung getroffen. Aber eine Versetzung bedeute für ihn auch, dass er anderswo dringend gebraucht werde. In der Summe sind das 9000 Katholiken verteilt auf drei Gemeinden und einer Distanz unter den Gemeinden von 23 Kilometern. „Ich werde auch viel fahren müssen“, weiß Pater Tijo.
Glaube ist für Pater Tijo mehr als nur die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde. Umso mehr wünscht er der Kirchengemeinde in Friesenheim, dass die Menschen für ein gemeinsames „Wir“ festgefahrene Strukturen aufbrechen und gemeinsam an einer großen Kirche, auch im Hinblick auf die Kirchenentwicklung 2030, arbeiten. Menschen seien zur großen Teilhabe eingeladen. Wenn eine Pfarrei ihr Patrozinium feiert, sind alle Menschen aus den umliegenden Gemeinden zum Mitfeiern willkommen. „Ich wünsche mir, dass dieses Gefühl für die große Gemeinschaft der Gläubigen wächst“, betont Pater Tijo.
Vor einem Monat habe er seine Prüfung zum Religionspädagogen an der Luisenschule in Lahr mit einem „sehr gut“ abgelegt. Diese Prüfung sei notwendig für einen weiteren Weg als Pfarrer in der Erzdiözese Freiburg.
Vor neun Jahren ist Pater Tijo aus Indien gekommen und gehörte dem Orden der Eucharistischen Missionare an. Seit Oktober 2017 wirkt er in der Katholischen Kirchengemeinde Friesenheim. Geboren ist Pater Tijo in Südindien in Kerala. Seit 2014 lebt Pater Tijo in Deutschland und besuchte auch Deutschkurse in Freiburg bevor er im Jahr 2015 als Vikar in Simonswald tätig wurde.
Fremd war ihm zu Beginn in Deutschland, dass er Besuche ankündigen muss
In Deutschland fühle er sich sehr wohl und schätze Pünktlichkeit und ordentliche Strukturen. Fremd war ihm in Deutschland zu Beginn, dass er sich mit Menschen verabreden musste. „In Indien kommt der Pfarrer einfach bei den Menschen vorbei, spontan, ohne sich vorher anzukündigen“, so Pater Tijo. Dass dies ist Deutschland anders ist, gehörte zu einem Lernprozess. Mittlerweile befindet er sich auf dem Weg, Diözesanpriester zu werden. „In der Erzdiözese Freiburg habe ich meine Zukunft mit den Menschen gefunden und genieße mein priesterliches Leben“, erklärt Pater Tijo und ergänzt: „Die Menschen hier haben mir ein Stück Heimat geschenkt.“
Feier zum Abschied
Die Kirchengemeinde wird Pater Tijo am Sonntag, 11. Juni, ab 10 Uhr im Gottesdienst in Schuttern verabschieden. An den Gottesdienst anschließend wird es einen Stehempfang im Garten des Pfarrheims geben.