Im Herbst 2022 sind die Passanten in Schramberg zur Attraktivität der Innenstadt befragt worden. Foto: Dold

„Alles zusammengefasst sind wir ein Dreierschüler“, sagte Wirtschaftsförderer Ralf Heinzelmann zu den Ergebnissen einer Passantenbefragung in und über Schramberg.

Das Institut für Handelsforschung führt alle zwei Jahre in ganz Deutschland unter dem Titel „Vitale Innenstädte“ eine Passantenbefragung durch, erläuterte der Wirtschaftsförderer im Gemeinderat. Teilnehmen können alle Städte und Gemeinden. Bei der Befragung im Herbst 2022 haben 111 Kommunen teilgenommen – und erstmals auch Schramberg. Die Kosten für die Stadt betrugen 6000 Euro.

Vergleichsmöglichkeit

Die Interviewer befragten die Passanten an einem Donnerstag sowie an einem Samstag auf dem Markt unter anderem zur Attraktivität der Innenstadt, dem Besuchsgrund, ihrer Herkunft oder dem Einkaufs-, Freizeit- und Kulturangebot. Auch, was ihnen vor Ort fehlt, sollten die Befragten erläutern. Weil 18 Städte in der gleichen Größenordnung wie Schramberg teilnahmen, könnten interessante Ansätze zum Vergleich gezogen werden, so Heinzelmann.

Viele kommen von auswärts

Mit knapp 43 Prozent der Befragten kamen viele von auswärts (im Städteschnitt 33 Prozent), das Einzugsgebiet lag von Hofstetten bis Sulz, von Schopfloch bis Villingen-Schwenningen. Mit 53 Jahren waren die Besucher rund drei Jahre älter als im Städteschnitt. Die Gäste nahmen die Innenstadt in Sachen Autofreundlichkeit oder Parken durchschnittlich, dafür aber als sehr fahrrad- und fußgängerfreundlich wahr. Dennoch kamen kaum welche auch mit den Rad an – dafür aber sehr viele zu Fuß, so Heinzelmann.

Fehlt’s an Kultur oder Marketing?

Das Dienstleistungs- und Veranstaltungsangebot wie (Stadt-)Feste, verkaufsoffene Sonntage oder (Weihnachts-)Märkte kamen bei den Gästen gut an, waren aber selten ihr Besuchsgrund. Überdurchschnittlich häufig kamen die Besucher dagegen nach Schramberg zum Bummeln und Shoppen. Obwohl schlecht bewertet, kamen auch viele wegen der Gastronomie. Sehr schlecht bewertet und auch selten der Besuchsgrund waren das Freizeit- und Kulturangebot. Thomas Brantner (CDU) intervenierte: Schramberg habe ein sehr gutes Kulturangebot – aber diesbezüglich ein Kommunikations- und Marketingproblem.

Metzgerei und Drogerie fehlt

Durchschnittlich bis gut kam Schramberg in der Kategorie „Aufenthaltsqualität/Ambiente/Flair“ weg, die Innenstadt wird als familienfreundlich, sauber und sicher wahrgenommen. Im Einzelhandels-Sektor gab es, analog zu den Ladengeschäften, wenige Überraschungen – so wurde das Angebot bei Bekleidung, Schuhen und Lederwaren oder Büchern als gut wahrgenommen, während die Passanten Geschäfte für (Unterhaltungs-)Elektronik oder Computer vermissten. Auch das Lebensmittel-Angebot kam schlecht weg, „was wir uns mit der Metzgerei-Problematik erklären“, ergänzte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Die Jobkarte, ergab die Befragung, kennen nur die Hälfe der Schramberger, von auswärts kennt sie kaum jemand. Die Öffnungszeiten werden als angemessen wahrgenommen, eine autofreie untere Hauptstraße ist 76 Prozent der Befragten nicht wichtig.

Warum so viel Kritik?

Die meisten Besucher bleiben recht kurz (zwei Stunden oder weniger), dafür kommen sie sehr häufig nach Schramberg: knapp 60 Prozent gar täglich. Interessant dabei: Im „Net Promoter Score“ (NPS), der die Wahrscheinlichkeit beschreibt, ob die Befragten die Innenstadt an Freunde oder Bekannte weiterempfehlen, schnitt Schramberg wesentlich schlechter als der Schnitt ab. Knapp 73 Prozent waren unzufriedene „Kritiker“, deren Weiterempfehlung nahezu ausgeschlossen ist (im Schnitt: 39 Prozent), während die zufriedenen Weiter-Empfehler – im Schnitt sind dies immerhin 19 Prozent – nicht einmal fünf Prozent ausmachen. „Das heißt, die meisten Menschen kommen selbst täglich her, würden es aber niemandem weiterempfehlen“, fasste Eisenlohr zusammen.

Schlechte Entwicklung

Das scheint auch der Entwicklung geschuldet, wie sie die Gäste wahrnehmen: Die Gesamt-Attraktivitätsnote Schrambergs liegt, so Heinzelmann, bei 2,7 (die vergleichbarer Städte im Schnitt bei 2,6), aber rund 60 Prozent der Befragten finden, dass sie sich in den vergangenen Jahren verschlechtert hat. Bei diesem Wert sei man schon „erschrocken“, so der Wirtschaftsförderer. Viele Bereiche seien typisch für eine moderne Innenstadt bewertet worden, weshalb die Verwaltung auch nach Lösungen von Wahrnehmungs- und Kommunikationsproblematiken suche. Als konkrete „Hausaufgaben“ gibt die Befragung eine Verbesserung der Bereiche Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und dem Gastro-Angebot vor. Man habe die Ergebnisse mit dem HGV erläutert und die wichtigsten Handlungsfelder im Blick, schloss Heinzelmann.

„Einiges in der Pipeline“

„Wir haben einiges in der Pipeline“, bekräftigte auch Oberbürgermeiterin Dorothee Eisenlohr: Zudem könnten Einzelhändler die Angebote der neuen Innenstadtberaterin der Industrie- und Handelskammer in Anspruch nehmen, auch das Projekt der „Pop-up-Stores“, um Gründern über die Stadt Leerstände zu vermitteln und vermieten, habe gute Resonanz erfahren.