Über Bayern München und Waitakere United in Neuseeland ist Pascal Reinhardt beim FC Holzhausen gelandet. Nach vielen Verletzungen als Spieler will der 29-Jährige nun als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion voll angreifen.
Reinhardt ist in seiner Karriere viel herumgekommen. Aus der Jugend des SSV Reutlingen 05 ist der gebürtige Hochdorfer zunächst im letzten A-Jugend-Jahr zu den Stuttgarter Kickers gewechselt. Der Weg von Reinhardt zeigte nach oben - der große FC Bayern wurde auf den Offensiv-Mann aufmerksam. In der Zweiten Mannschaft des Rekordmeisters konnte sich der heute 29-Jährige jedoch nicht nachhaltig durchsetzen. Es folgten Stationen in Homburg, Mainz, Ulm und schließlich in Nagold. Die Karriere verlief wenig glücklich, der dauerhafte Begleiter waren stets die Verletzungen.
Im Jahr 2017 wagte Pascal Reinhardt aber dann nochmal den großen Schritt. Es ging für den Angreifer in ein neues Land fernab der Heimat. Eine neue Kultur, neue Menschen und ein neues Umfeld - nur die Sprache war dem Hochdorfer bekannt. Es verschlug Reinhardt nach Neuseeland ans andere Ende der Welt.
Über drei Ecken kontaktiert
"Der Kontakt ist über einen ehemaligen Mitspieler aus Homburg entstanden. Er hat mich über Linked-In und drei Ecken kontaktiert", erinnert sich der 29-Jährige. Aufgelaufen ist er für den Verein Waitakere United am Ende nur ein halbes Jahr, dann ging es für Reinhardt wieder zurück in die Heimat. "Das Problem war der dortige Liga Modus, da es eine Sommer- und eine Winter-Liga gibt. Das hat mir nicht wirklich gepasst. Letztlich war es bezahlter Urlaub für mich. Ich konnte dadurch aber auch eine neue Kultur kennenlernen und mein Englisch weiterentwickeln", sagt der ehemalige Angreifer auf Nachfrage.
Versprechen an die Mutter
Dass es für ihn dann nicht weiter ins nächste exotische Land ging, dafür war vor allem auch seine Mutter verantwortlich: "Ich musste ihr versprechen, dass ich erst wieder heimkomme. Ich hatte dann auch Kontakt mit einem Verein aus Malaysia." Immer wieder gibt es Fußballprofis, die vom einen Land ins andere tingeln. Reinhardt gehört nicht dazu. Nach dem Abenteuer in Neuseeland ging es in den Kreis Calw zum VfL Nagold.
Während seiner Karriere hat der 29-Jährige nicht nur knapp zehn Vereine erlebt, auch die ein oder andere Freundschaft ist über die Jahre entstanden. Auch wenn der Hochdorfer in einem Podcast bereits klartstellte, dass es sich oftmals nur um Weggefährten handele. Die wahren Freunde habe er in der Heimat.
Einer dieser Weggefährten ist beispielsweise der Torwart Loris Karius. "Die Freundschaft ist in meiner Zeit in Mainz entstanden. Loris war zu dieser Zeit der Stammtorwart bei der Bundesliga-Mannschaft", erzählt Pascal Reinhardt. Bis zum Sommer steht Karius noch unter Vertrag beim FC Liverpool, vergangene Saison war er an Union Berlin ausgeliehen. Ist der 28-Jährige womöglich ein Kandidat bei Holzhausen? Reinhardt lacht zwar bei dieser Frage, sagt jedoch auch: "Wir haben bis heute noch Kontakt."
2020 musste der 29-Jährige schließlich seine Karriere beenden, nachdem er sich zum dritten Mal in in zwei Jahren das Kreuzband im rechten Knie gerissen hatte. In einem emotionalen Statement auf Instagram erklärte Reinhardt damals: "Den grünen Rasen nicht mehr zu betreten, Tore zu schießen oder vorzulegen und danach mit den Mannschaftskameraden zu feiern wird mir unglaublich fehlen und bricht mir das Herz." Ganz loslassen konnte der Hochdorfer den Fußball aber natürlich nicht, sodass Reinhardt in den Trainerstab des VfL Nagold wechselte.
Seit 2021 in Holzhausen
Seit dem vergangenen Jahr liegt Pascal Reinhardts fußballerische Heimat nun im Sulzer Stadtteil Holzhausen. Zunächst als Trainer tätig, übernimmt der 29-Jährige durch das Ausscheiden des Sportlichen Leiters Emanuele Ingrao zukünftig auch dessen Aufgaben. "Wir, Abteilungsleiter Bernd Plocher, Geschäftsführer Nicolas Kipp und ich haben uns im Trio zusammengesetzt und uns schnell besonnen, dass ich die Postion übernehme", erklärt der ehemalige Angreifer.
Natürlich steckt in den Aufgaben ein großer Aufwand, gibt Reinhardt zu. Vor allem wenn Holzhausen in dieser oder den nächsten Saisons der Aufstieg in die Oberliga gelingen sollte. Aktuell liegt der FC nur drei Punkte hinter dem Erstplatzierten.
Nun fährt Holzhausen erst einmal das englische Modell - in den englischen Top-Ligen ist es üblich, dass das Traineramt und der Posten des Sportlichen Leiters von ein und derselben Person begleitet wird. "Ein Bekannter hat mir gesagt, dass es immer gut ist, wenn man sich nur selbst entlassen kann", scherzt der gebürtige Hochdorfer. Reinhardt selbst sieht den Fokus in Zukunft sicherlich auf dem Trainer-Dasein. "Mein Traum ist es natürlich in den bezahlten Bereich zu kommen. Letztendlich ist das aber meine erste Trainer-Stelle. Die Jahre in Holzhausen werden mir gut tun", sagt der 29-Jährige.
Der "Reinhardt Ball"?
Wie lässt sich der Reinhardt'sche Fußball denn beschreiben? "Ich mag schon sehr gerne den Ballbesitz-Fußball von Pep Guardiola. Ich orientiere mich auch an Julian Nagelsmann." Das sind sicherlich nicht die schlechtesten Vorbilder im Profibereich, doch Reinhardt hat noch einen Namen auf der Liste: "Mein ehemaliger Trainer in Homburg, Christian Titz, hat mich taktisch und menschlich überzeugt und geprägt." Titz ist mittlerweile Trainer in Magdeburg, hat den Klub aus dem Osten rund um den Balinger Florian Kath und den Villinger Kai Brünker zurück in die zweite Liga geführt.
Auch heute, acht Jahre nach der Zeit in Homburg, haben er und Christian Titz noch Kontakt miteinander. Wie Reinhardt zugibt, sei in den Gesprächen auch immer wieder das Trainer-Dasein Thema. Schließlich ist es schon vielen gelungen, durch eine Co-Trainer-Anstellung in den Profi-Fußball zu kommen. "Man wird sehen", hält sich der 29-Jährige mit einer klaren Antwort bedeckt.
Familiäres Umfeld
Doch wie viel Bayern München steckt denn jetzt im FC Holzhausen? "Die Siegermentalität ist auch bei uns gegeben. Zudem sind wir auch ein sehr familiärer Verein. Bei Bayern denkt man das ja auch nicht immer, aber es ist tatsächlich so." Natürlich könne man den FC Bayern nicht mit Holzhausen vergleichen, sagt Reinhardt, doch der 29-Jährige versuche seinen Spielern seine eigenen Erfahrungen mitzugeben. Und am Ende wagt der gebürtige Hochdorfer doch noch ab und zu den Gang auf den Rasen.
Schmaler Grad
"Es wäre gelogen, wenn es nicht noch in den Beinen kitzelt und ab und zu kann ich den Jungs auch noch was zeigen", erklärt der Angreifer und führt weiter aus: "Ich bin zwar eher der Kumpeltyp, aber ich kann auch durchgreifen. Es ist eine schmaler Grad, aber am Ende bin ich wie ich bin."