Eine Delegation aus dem Nordwesten Kameruns kommt in den Kreis Freudenstadt. In dem Gebiet gibt es bürgerkriegsähnliche Unruhen. Nach mehr als acht Jahren wird es der erste Besuch sein.
Dieses Jahr erlebt die Partnerschaft zwischen dem evangelischen Kirchenbezirk Freudenstadt und der presbyterianischen Kirche Kamerun einen neuen Höhepunkt. Das teilt das evangelische Pfarramt Loßburg mit. Seit 2017 gab es keine Begegnung mehr. Auch rissen zahlreiche Kontakte ab, da der immer noch tobende Bürgerkrieg alles unmöglich gemacht hatte, heißt es weiter.
Nach einer Begegnung von Pfarrer Ernest Ahlfeld von der evangelischen Kirchengemeinde Loßburg und einer kleinen Delegation der Partner im etwas sichereren Zentralkamerun im November 2022 ist der Kontakt wieder aufgelebt.
Während ein Besuch der deutschen Seite in Kamerun als Kriegsgebiet wegen der Gefahr einer Entführung und Lösegelderpressung als zu gefährlich gilt, können die Partner theoretisch reisen. Daher hat der Kirchenbezirk sie nach Deutschland eingeladen.
Sechs Delegierte, 14 Tage
Vermutlich kommen sechs Delegierte der presbyterianischen Kirche Kameruns für 14 Tage zu Besuch. Vom 19. Mai bis zum 3. Juni werden Secretary Pfarrer Moses Shu (Dekan), Pfarrerin Pamela Tifuh Tekwe, Pfarrer Columbus Yande, Edena Enih Mbah (ehemalige Abgeordnete der Opposition und Vertreterin der Frauenarbeit), Ndangsa Kennedy (Bürgermeister und Vertreter der Männerarbeit) und Fokam Nee Florence Nung Ane (Vertreterin der Frauenarbeit) den Bezirk Freudenstadt besuchen.
In diesen zwei Wochen werden sie Gemeinden und Veranstaltungen besuchen. Am Montag, 19. Mai, gegen 17 Uhr werden die Partner in Freudenstadt am Ringhof empfangen.
Sie werden mehrere Gottesdienste besuchen, zum Beispiel am Sonntag, 25. Mai, bei der Eröffnung der Gartenschau, am Himmelfahrtstag in Schömberg an der Schutzhütte und am Sonntag, 1. Juni, in der Stadtkirche in Freudenstadt, in Glatten und in Wittlensweiler. Zusätzlich gibt es einen Abend der Begegnung am Mittwoch, 21. Mai, ab 19.30 Uhr in Loßburg. Jeder ist willkommen.
Schwieriges Projekt abgeschlossen
Die Partner hatten um eine kleine Glocke für ihren neuen Kirchturm in Mbengwi gebeten, da es in Kamerun keine Glocken zu kaufen gibt und auch keine hergestellt werden. Es ist laut Mitteilung gelungen, in Österreich eine bestellte und nicht abgeholte Glocke günstiger zu erwerben.
Der Transport erwies sich als Herausforderung. Da die Glocke im montierten Zustand transportiert werden musste und zwischen 40 und 50 Kilogramm wiegt, wurde in Baiersbronn ein Behälter geschreinert, der, gefüllt mit der Glocke, von einem Container mitgenommen wurde. Es dauerte fast ein Vierteljahr, bis die Glocke per Schiff in Douala war. Dort haben die Freunde sie abgeholt und mit dem Auto durch das Kriegsgebiet transportiert. Nun hängt sie im Kirchturm in Mbengwi. Es ist wohl die einzige Glocke in der Gegend und gewiss die einzige, die im Krieg neu dazugekommen ist.
Stipendienprogramm wird wiederbelebt
Viele Schulen sind seit Jahren geschlossen und es gibt einen großen Mangel an Lehrern, heißt es in der Mitteilung. Daher ist das Partnerschaftsteam dabei, das Stipendienprogramm für Studenten der Lehrerausbildung in Mbengwi wiederzubeleben. Außerdem sollen weitere Wasserzapfstellen eingerichtet werden, nachdem ein Brunnen für das College finanziert wurde.
Zusätzlich soll ein Chemie-Labor für die Ausbildung der Lehrer und die oberen Klassen der Schule eingerichtet werden. Bisher wird Chemie theoretisch unterrichtet. Die Zahl der Studenten ist durch den Krieg zwar sehr zurückgegangen, aber nach und nach werden es wieder mehr junge Menschen, die es wagen, sich ausbilden zu lassen, statt im Busch zu kämpfen.