Bei der Tafel sind die Kassen leer, wie Mitarbeiterin Elfriede Stoll berichtet. Foto: Cools

Bedauerlich, dass es überhaupt einer Tafel bedarf – dabei war sich der Oberndorfer Verwaltungsausschuss einig. Wenn diese dann aber noch finanziell an ihre Grenzen gerät, muss gehandelt werden, so der Tenor.

Oberndorf - In Oberndorf berichteten Diakon Thomas Brehm und Vertreterinnen der Tafel in der Ausschusssitzung über ihre Nöte. Eine davon ist die verschärfte Parkplatzsituation in der Stadt.

Ins Rollen gebracht wurde die Diskussion über die Lage der Tafelläden von SPD-Stadträtin Ruth Hunds, die ihre Eindrücke nach einem Besuch der Tafel sowohl in den Kreistag als auch in den Oberndorfer Gemeinderat eingebracht hatte, verbunden mit dem Antrag auf eine Zuschusserhöhung.

Der Landkreis beabsichtigt nun, über die jährliche Förderung hinaus einen Gesamtbetrag von 6800 Euro zuzuschießen, verteilt auf die vier Tafelläden im Kreis. Die endgültige Entscheidung liegt jedoch beim Kreistag.

Stress und Überlastung

Erst Corona, dann der Ukraine-Krieg – im Oberndorfer Verwaltungsausschuss zeichnete Thomas Brehm ein Bild von Stress und Überlastung beim Tafelladen-Personal. 50 Ehrenamtliche – im Durchschnitt über 60 Jahre alt – versorgen in Oberndorf Menschen mit wenig Geld, wie Rentner und Asylsuchende, mit Lebensmitteln zum kleinen Preis. Die Rahmenbedingungen für die Arbeit seien aber alles andere als gut.

Früher habe man wöchentlich um die 100 Kunden gehabt. Inzwischen kauften rund 140 Familien, mit jeweils zwei bis acht Angehörigen, bei der Oberndorfer Tafel ein.

Abends ist alles weg

Von Januar bis Mai 2022 haben 492 Personen beziehungsweise 153 Familien bei der Tafel eingekauft. Der Großteil kommt aus Oberndorf, einige jedoch auch aus den Gemeinde Epfendorf, Aichhalden und Dornhan sowie aus anderen umliegenden Orten. Der Anteil der ukrainischen Flüchtlinge liegt bei 182 Personen.

Abends sei alle Ware weg. "Das ist besonders schlimm, wenn dann noch 20 Menschen vor der Tür stehen", meinte Elfriede Stoll von der Tafel. Aktuell habe man einen Aufnahmestopp. "Aber an der Tür abgewiesen wird niemand."

Während der Pandemie seien die Umsatzzahlen, die die Kosten ohnehin nie decken könnten, auch noch zurückgegangen, weil nur noch gruppenweise im Wechsel eingekauft werden durfte, während sich die Fixkosten erhöhten. Der Ukraine-Krieg hat zudem zu viel mehr Kunden geführt. Die Flüchtlinge erhielten Lebensmittel sogar anfangs kostenlos, weil sie anfangs noch kein Geld hatten.

Enormer Kostendruck

Der Kostendruck ist laut Brehm enorm. Man sei zur Deckung auf Spenden und Zuschüsse angewiesen. Letztere liegen bei jährlich 7500 Euro von der Stadt und rund 3600 Euro vom Landkreis. 2022 klaffe aktuell eine Deckungslücke von rund 3300 Euro, die nur durch Spenden, von denen man nie wisse, ob sie eingingen, oder einen außerordentlichen Zuschuss geschlossen werde könne.

Zu wenig Parkplätze

Aber noch etwas brannte dem Tafel-Team unter den Nägeln: die Parkplatzsituation in der Oberstadt. Kostenlose Parkmöglichkeiten in der Nähe fehlten. Der Platz in der Wasserfallstraße sei oft belegt, seitdem die Nutzung des Parkhauses Wettestraße kostenpflichtig sei. Das Parkhaus sei zudem zu weit weg, um die Taschen so weit zu tragen.

Mitarbeiter des Tafelladens hätten wiederholt ein Bußgeld zahlen müssen, weil sie mit zwei Rädern auf dem Bordstein geparkt hatten. Man könne aber nur so vor dem Tafelladen parken, da sonst die Rettungswege blockiert wären. Dem Ordnungsamt sei das egal gewesen. Nun habe man Angst, dass die Ehrenamtlichen davonlaufen, so Stoll.

Und der Parkplatz, auf dem man das Tafelladen-Auto einst gefälligkeitshalber abstellen durfte, sei nur noch für die Linde 13 ausgewiesen. Kostenlose Parkausweise für die Ehrenamtlichen der Tafel wären eine Lösung, so Brehm.

Keine kostenlosen Ausweise

Bürgermeister Hermann Acker sicherte zu, dass man die Tafel nicht im Regen stehen lasse. Er schlug vor, bis zum Ende des Jahres abzuwarten, um das Defizit dann auszugleichen. Gleichwohl regte er an, auch bei den anderen Kommunen, deren Bürger bei der Oberndorfer Tafel einkaufen, um einen Zuschuss zu bitten. In Epfendorf hatte es vor dem Bürgermeister-Wechsel beispielsweise noch einen Zuschuss für den Oberndorfer Tafelladen gegeben.

Zum Thema Parken meinte Acker, dass man sich ein Problem in der Stadt geschaffen habe, das er so nicht erwartet hätte. "Heute würde ich nicht mehr so entscheiden", gab er zu. Kostenlose Parkausweise könne man nicht ausstellen, denn diese müssten dann fairerweise auch andere Ehrenamtliche erhalten. Stattdessen müsse man bessere Angebote im Parkhaus schaffen, dann werde auch der Parkplatz Wasserfallstraße entlastet.

Defizit sofort ausgleichen

Günter Danner (SPD) sah die finanzielle Lage der Tafel als vorrangiges Problem. Den Verlust könne man schon heute ausgleichen, fand er. Acker entgegnete, damit greife man eventuellen Spendern vor und stelle sie quasi frei. Danner sah das anders. Was die Parkplatzsituation betrifft, so dürfe man zum Be- und Entladen stets an der Straße halten, so Danner weiter. Und mit der Linde 13 müsse ja wohl ein "Gentlemen’s Agreement" möglich sein, um den Parkplatz ein paar Stunden in der Woche für die Tafel nutzen zu können, fand er.

Dieter Rinker (FWV) fragte, ob man noch mehr Menschen versorgen könne – laut Brehm wären noch viel mehr Leute einkaufsberechtigt. Ware und Personal seien die Knackpunkte, so Stoll. Manche Lebensmittel seien seit dem Krieg nur schwer zu bekommen, beispielsweise Öl, Zucker und Nudeln. Auch ein zweiter Einkaufstag in der Woche habe zur Diskussion gestanden, aber aus den selben Gründen keine Option.

Bürgermeister Acker schlug schließlich vor, gleich einen Zuschuss von zusätzlich 2500 Euro zu gewähren, anstatt bis zum Jahresende zu warten. Für die Parkproblematik werde man Lösungen suchen, sagte er zu. Dieser Beschluss fand Einstimmigkeit.