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Parkour: Neue Erfahrungen für Freudenstädter Athlet in Frankreich. Start verläuft etwas holprig. Mit Video

Neue Erfahrungen durfte der Freudenstädter Parkour-Athlet Andy Haug bei seinem ersten vom Weltturnverband FIG organisierten Weltcup in Montpellier sammeln.

Andy Haug hat einst die Biografie eines Skispringers gelesen.  Von wem genau, das weiß er nicht mehr. "Das ist inzwischen schon einige Jahre her", sagt er und lacht. Doch eines ist hängen geblieben: "Er hatte geschrieben, dass er einmal gesprungen ist, ohne bewusst nach unten zu sehen. Da waren dann so viele Menschen und sie waren dermaßen laut, dass ihn das während des Sprungs beeindruckt hat  und er nicht mehr befreit springen konnte."

Eine Passage, die sich Andy Haug eingeprägt hat. "Ich habe mir geschworen, dass ich jedes Mal kurz gucken werde, falls ich jemals in die Situation kommen sollte, vor vielen Leuten zu starten." Und diese Situation kam.

Mehr als eine halbe Million Menschen vor Ort

Gut einen Monat ist es mittlerweile her, dass Andy Haug an seinem ersten vom Weltturnverband FIG ausgetragenen Weltcup teilnehmen durfte. Zeit genug, um die Eindrücke ein wenig zu verarbeiten.   Mehr als eine halbe Million Menschen hatte die Veranstaltung in Montpellier französischen Medienberichten zufolge über das gesamte erste Juni-Wochenende verteilt angezogen. "Dieses Event gibt es seit 20 Jahren", erklärt Andy Haug – es habe mittlerweile Renommee.

Andy Haug im Schwabo-Kreuzverhör:

Neben  Parkour und Freerunning stehen beispielsweise auch BMX-Wettkämpfe auf dem Programm. Ein echter Kessel sei da in Montpellier entstanden, sagt Haug. "Vor allem bei den französischen Startern war der Geräuschpegel enorm hoch."

Ablenken ließ er sich davon aber nicht. "Als ich zum Start gelaufen bin, war ich schon nervös. Als ich dann aber vorgestellt wurde und die Leute gejubelt haben, war ich schon so fokussiert, davon habe ich mich nicht aus der Ruhe bringen lassen."

"Zehn Sekunden langsamer als alle anderen?"

Und doch lief der Start in den Wettkampf holprig. Beim Speedrun, bei dem die Athleten die Hindernisse schnellstmöglich überwinden müssen, gelang ihm ein guter Lauf – zumindest habe es sich danach angefühlt. "Als ich im Ziel ankam, bin ich richtig erschrocken. Ich war zehn Sekunden langsamer als alle anderen", sagt er. Ein Coach aus den Niederlanden sei daraufhin auf ihn zukommen und habe bestätigt, was Haugs Bauchgefühl gesagt hatte: "Durch die Hitze hat die Zeitmessung gesponnen."

Nach einer Abstimmung im Juryturm wurde beschlossen, dass er seinen Lauf wiederholen dürfe. Allerdings erst, wenn alle Athleten gestartet waren. "Ich musste gut 45 Minuten warten", erklärt der 28-Jährige. "Dadurch, dass es sehr heiß war, war es schwierig für mich, die richtige Mischung aus Abkühlung und Warmbleiben zu finden." Sein zweiter Lauf sei in Ordnung gewesen, sagt er, "aber eben nicht so gut wie der erste." Am Ende Sprang Rang 20 für ihn heraus.

"Ganz neue Erfahrung und Herausforderung"

Beim Freestyle am darauffolgenden Tag reichte es sogar für Platz 15. Damit hatte Andy Haug zwar das Finale der letzten Acht verpasst – "die Leistungsdichte, das haben alle Athleten bestätigt, war aber extrem hoch." Dementsprechend war er, besonders nach seiner Verletzung in der Saison-Vorbereitung, zufrieden mit seiner Leistung. "Es war eine ganz neue Erfahrung und Herausforderung." Künftig wolle er auch die Speedruns noch spezifischer trainieren – auch wenn sein Herz vor allem am Freestyle hängt.

Seit Mittwoch weilt der Freudenstädter in Dänemark, trainiert dort mit einigen anderen großen Namen der Szene in Kopenhagen. "Ich versuche mich bis zum City-Event in Stuttgart mit kleineren Wettkämpfen in Topform zu bringen. 96 Tage sind es glaube ich noch", betont er. Seine Vorfreude auf das Heimspiel bei der Turn-WM in Stuttgart, das er selbst mitorganisiert, kann er schon jetzt kaum verbergen.