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Soll der Ordnungsdienst bei Spielen des SV Rust künftig am Sportplatz nicht mehr kontrollieren dürfen? Diesen Antrag haben die Freien Wähler gestellt, weil es dort aufgrund der Kontrollen vermehrt zu Unruhen gekommen war.

Rust - So richtig gerne fährt in der Fußball-Bezirksliga keiner zum SV Rust. Das liegt jedoch nur bedingt an der Heimstärke der Mannschaft, 19 Punkte in elf Heimspielen sind eher Durchschnitt als Spitzenwert. Vielmehr ist es die Parkplatz-Situation die Spieler und Zuschauer am Ruster Sportplatz regelmäßig vor Herausforderungen stellt. Drei Stunden dürfen Fußballer und Fans ihr Auto umsonst auf dem öffentlichen Parkplatz abstellen, wer länger parkt und erwischt wird, bekommt einen Strafzettel.

Neuestes Beispiel: der FV Sulz, der am Sonntag mit seinen beiden Senioren-Mannschaften beim SVR antrat. Am Abend fand so mancher Sulzer ein Knöllchen an seinem Auto. "Die Situation ist am Sonntag nahezu eskaliert. Die Gäste aus Sulz waren stocksauer. Es gab heftige Diskussionen mit dem Ordnungsdienst, auch Fotos wurden gemacht zur Beweisaufnahme", berichtete Ewald Scherer im Ruster Gemeinderat und stellte im Namen der Freien-Wähler-Fraktion folgenden Antrag: die Aussetzung der Überwachung des ruhenden Verkehrs bei allen Heimspielen des SV Rust auf dem Parkplatz beim Sportplatz. Und zwar "zeitnah", am besten schon zum nächsten Spiel am 16. April.

Bürgermeister Kai-Achim Klare reagierte entsetzt und war sich zudem nicht sicher, ob ein solcher Antrag überhaupt rechtlich zulässig sei: "Mein Rechtsempfinden ist erheblich gestört. Die Verkehrsordnung gilt überall, für jeden an jedem Ort", erklärte er dazu. Die erlaubte Parkdauer von drei Stunden sei schließlich im Rahmen des Parkkonzepts beschlossen worden; um zu verhindern, dass die Besucher des Europa-Parks die Parkplätze belegten – anstelle der Fußballfans.

Drei Stunden sind zu wenig fürs Fußballspiel

Doch auch Karl-Heinz Debacher (SPD) stand seinem Ratskollegen bei. Er forderte so viel "Verständnis und Fingerspitzengefühl" vom Ordnungsdienst, bei Spielen nicht ständig zu kontrollieren. Man müsse den Ordnungsdienst ganz klar anweisen: "Wenn da draußen gekickt wird, dann geh’ ins Dorf und kontrollier’ dort", forderte Scherer.

"Wenn man sich ansehen will, wie die erste und zweite Mannschaft spielen, reichen die erlaubten drei Stunden nicht", erklärte auch Andreas Link (CDU) und Scherer bekräftigte: "Es gibt in der Region keinen Sportplatz, der fürs Parken Geld verlangt."

Klare erklärte, diesen Antrag wie jeden anderen rechtlich zu prüfen und zur Abstimmung zu stellen, warnte jedoch: "Wir öffnen damit die Büchse der Pandora." Diese eine Sonderreglung würde die Forderungen nach vielen weiteren nach sich ziehen. Eine Prophezeiung, die noch in derselben Sitzung wahr wurde. Denn anschließend wurde angesprochen, dass auch die Parkdauer beim Wanderparkplatz relativ kurz sei.

Um das Problem der Heimspiele des SV Rust zu lösen, wurde auch vorgeschlagen, die Parkdauer während dieser auf vier Stunden zu erhöhen. Oder Autofahrern, die ein Eintrittsticket ins Auto legten, die Parkdauer zu erhöhen.

Klare erklärte auch über diese Anträge – sollten sie offiziell eingereicht werden – abstimmen zu lassen, sagte jedoch schon voraus: "Beim Thema Verkehr werden wir nie alle glücklich machen."

Strafzettel  auch für Ruster

Das Problem mit der geringen Parkdauer ist auch dem SV Rust bekannt, auch Spieler der eigenen Mannschaft bekamen am Sonntag einen Strafzettel, berichtet der Vorsitzende Ralf Arndt. Dem Verein selbst seien aber die Hände gebunden, betonte er und zeigte Verständnis für die Gastmannschaften. "Wir schicken vor der Saison jedem Bezirksligisten die Regeln. Aber ich würde mich als Gästefan auch ärgern", sagt Arndt.

Er selbst habe das Thema vor eineinhalb bis zwei Jahren im Rathaus angesprochen und würde eine Regelung, wie sie die Freien Wähler beantragt haben, begrüßen. Auch die Gästeteams fänden eine solche Regelung sicher gut.

Großen Unmut hat Jürgen Binder, Spielausschussvorsitzender des FV Sulz, am Sonntag jedoch nicht wahrgenommen, die Betroffenen hätten es vielmehr mit Humor genommen. "Einer hat gesagt: Wenn man mal in Rust gewinnt, zahlt man gerne 25 Euro", berichtete Binder mit einem Lachen. Denn der FV Sulz gewann am Sonntag in der Bezirksliga mit 4:1 und feierte den Derbysieg.