Wer den bequemen Fußweg von Freudenstadt durch den früheren Park des ehemaligen Hotels Waldlust hinauf auf den Kienberg wählt, wird aus dem Staunen kaum mehr herauskommen. Denn der Park hat sich verwandelt.
Der verwilderte, geradezu verwahrloste Park ist plötzlich aufgeräumt. Luft, Licht, Platz und Aussicht zwischen den mächtigen Buchengruppen, frei von niederen Hecken, Beerenranken und Geäst, lässt der Osthang des Hausbergs erahnen, was er einmal war: Ein historischer Hotelpark mit wohldurchdachten Wegen, Nischen, Aussichtplateaus, Plätzen, Unterstellhütten und Bachläufen, kleinen Steinmauern, Treppen und mehr.
Über die wohl gepflegte Naturidylle schrieb ein Zeitzeuge anno 1900: „Das Schönste, was man hier genießen kann, ist das Gewirr reizender Waldwege, die sich direkt dem Hause anschließen.“ Das bringt Siegfried Schmidt, Vorstandsmitglied der Denkmalfreunde Waldlust, in Erinnerung.
Unter seiner Leitung wurde die Baumfällaktion in Angriff genommen und inzwischen so gut wie abgeschlossen. Berge von Grünzeug und Ästen, mächtige Polder von Tannen- und Fichtenstämmen an Wegesrändern zeugen davon, dass Fachfirmen dort ganze Arbeit geleistet haben. Übrigens noch vor dem 1. März, bekanntlich der Stichtag für den Vogelschutz.
Alte Hütte entdeckt
Dabei wurde an der Wegkante oben am Kienberg auf dem Gelände des benachbarten Grundstücks des Haus Salem eine rustikale Holzhütte entdeckt und von Gestrüpp freigelegt. Sie war offensichtlich völlig in Vergessenheit geraten. Das Restaurieren der Hütte wurde bereits in Angriff genommen.
Eigentlich, so erinnert Schmidt, geht die neuerliche Waldputzte auf das Jahr 2008 zurück. Seinerzeit wurden mit umfangreichen Pflegeeinsätzen erstmals wieder einige Partien des ehemaligen Hotelparks Waldlust rekonstruiert, und es wurde versucht, das ursprüngliche gartenbauliche Bild wenigstens im Ansatz wieder herzustellen. Von 2017 bis 2019 verlegte die Denkmalhilfsorganisation „European Heritage Volunteers“ aus Weimar ihre Sommer-Workcamps in den Waldlust-Park, der bei freiwilligen Arbeitseinsätzen ausgelichtet und weiter der historischen Kulisse wieder angenähert wurde.
Alte Wegebeziehungen, Flanierstrecken, Pfadstrukturen und sogenannte Muße-Plätze stellten die jungen Leute dabei wieder her. Sie wollen im Juli dieses Jahres für weitere 14 Tage nach Freudenstadt kommen. Es wartet viel Arbeit auf sie.
Im Juli kommen Studenten
Früher, so Denkmalfreund Schmidt, war der Kienberg-Hang hinter der Reihe Kurhaus Palmenwald, Kurheim Haus Salem und Hotel Waldlust zugleich Hausgarten und Landschaftspark in einem, ein weitgehend einheitliches Panorama. Das sei heute nicht mehr möglich.
Immerhin sei es gelungen, erkennt Schmidt dankbar an, das Auslichten und die Fällarbeiten in guter Zusammenarbeit mit der geplanten Wohngemeinschaft im benachbarten Haus Salem vorzunehmen. Auch sie verfolge das Ziel, eine lichte Kulturlandschaft auszubilden und mehr Licht und Luft in den altverwachsenen Park zu bringen.
Und es gab aktuelle Gründe, zur Axt zu greifen: Auch 2025 gibt das alte Parkhotel Waldlust wieder den Rahmen für einen Kultursommer. Studenten der Kunstakademie Karlsruhe werden im Juli überwiegend im ehemaligen Hotelpark an ihren Skulpturen und Kunstwerken arbeiten.
Das wird sicherlich auch den einen oder anderen Gartenschau-Besucher interessieren. Die Gartenschau spielt auch bei der Waldlust eine Rolle. Dazu schreibt Schmidt: „Unsere Waldlust kann sich dabei über die Hotelpark-Achse, den Rosenweg beziehungsweise den Rosenpark Kienberg bis hinunter ins Forbachtal mit der Gartenschau verbinden. Der Historische Hotelgarten Waldlust und der Hangpark Haus Salem könnten eine besondere Spazierweg-Route bilden.“