Überragend Quelle: Unbekannt

Deutschlands Paralympics-Team hat die Attacke auf die Spitze der Nationenwertung eröffnet. Zweites Gold für Verena Bentele, Silber für die Slalom-Asse Gerd Schönfelder und Andrea Rothfuß aus Loßburg

Whistler - Deutschlands Paralympics-Team hat beim X. Winter-Weltfestival der Behindertensportler die Attacke auf die Spitze der Nationenwertung eröffnet. Zweites Gold für Verena Bentele, Silber für die Slalom-Asse Gerd Schönfelder und Andrea Rothfuß.

Es war ein "deutscher Tag" im Schnee von Whistler. Die 28-jährige Bentele, blind seit ihrer Geburt, stürmte durch die Loipe und triumphierte über 15 Kilometer im freien Stil. Und auf Maria Rieschs olympischem Gold-Hang "Franz's Run" fuhren Schönfelder und Rothfuß auf Platz zwei.

Für Unruhe neben dem Jubel im deutschen Lager sorgte Biathlet Thomas Oelsner mit einem Sabotage-Vorwurf. Zum Ausklang des wechselvollen dritten Wettkampftages enttäuschten die Rollstuhl-Curler, WM-Dritte von 2009, mit einer unerwarteten 3:9-Pleite gegen die Schweiz und ihrer zweiten Niederlage im vierten Spiel.

Die Tettnangerin Bentele stieß nach ihrem neunten Triumph bei Paralympics erst einmal einen lauten Freudenschrei aus. "Das werden schon ein bisschen Bentele-Spiele hier", jubilierte sie im Wissen, dass sie zwei Tage nach Biathlon-Gold im Jagdrennen wieder Großes geleistet hatte.

Mehr als drei Minuten lagen zwischen ihr und der Russin Ljubow Wasiljewa. Bentele: "Ich wollte unbedingt gewinnen." Und es glückte, das dritte deutsche Gold der Spiele in Kanada war perfekt. Deutschland ist im Medaillenspiegel nun schon Zweiter hinter dem mit sechs Goldmedaillen dekorierten Team aus Russland.

Bei Schönfelder und Rothfuß wurde es auf dem Riesch-Hang zweimal Rang zwei. Der armamputierte Kulmainer musste sich lediglich dem Neuseeländer Adam Hall geschlagen geben. Die 21 Jahre alte Lossburgerin, die an der Hand beeinträchtigt ist, ließ im Tanz durch den Stangenwald von Whistler Creekside allein der Kanadierin Lauren Woolstencroft den Vortritt.

Rothfuß war "sehr glücklich. Mir ist der erste Stein vom Herzen gefallen. Was ich mir vorgenommen hatte, ist jetzt schon erreicht." Und Schönfelder war einen Tag nach Slalom-Gold des im Monoski sitzenden Kollegen Martin Braxenthaler restlos obenauf: "Das ist ein Juhu-Silber. Ich habe Silber gewonnen, wenn man vom vierten Platz kommt."

Fast wäre der 39-Jährige noch ganz oben auf dem Podest angekommen: Hall stürzte in Durchgang zwei, setzte seine Fahrt aber gerade noch rechtzeitig fort, um eine halbe Sekunde Vorsprung auf Schönfelder zu retten. "Ich dachte schon, das könnte mir jetzt reichen." Tat es nicht, es blieb bei Silber.

Die deutschen Langläufer gingen dagegen leer aus. Im 20-Kilometer-Wettbewerb der Sehbehinderten belegten Willi Brem aus Germaringen und Frank Höfle aus Isny die Plätze vier und fünf. Kanadas Top- Behindertensportler Brian McKeever war in 51:14,7 Minuten nicht zu schlagen.

In der Kategorie der Stehend-Läufer wurde der Oberhofer Oelsner Zehnter - und sorgte anschließend für interne Turbulenzen. Zwei Tage nach seinem 14. Platz im Biathlon-Jagdrennen sprach er im ARD-Hörfunk von "Sabotage". Angeblich soll sein Gewehr von Unbekannten so manipuliert worden sein, dass der fünffache Paralympics-Gewinner beim Schießen entscheidend Zeit an verlor. Man glaube ihm, beweisen jedoch könne man nichts, hieß es vonseiten der Mannschaftsleitung.

Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat die Zusammenarbeit mit seiner Alpin-Skitrainerin Maike Hujara bis zu den XI. Winter-Paralympics 2014 in Sotschi verlängert, gab Karl Quade, Chef de Mission der deutschen Mannschaft bei den Spielen in Vancouver, in Whistler bekannt. Die 25 Jahre alte Maike Hujara arbeitet seit 2008 für die Dachorganisation des deutschen Behindertensports.

(dpa)