Um den kleinen Panzer zu bergen, wurden extra zwei Bergepanzer herangeschafft. Foto: dpa

Ungewöhnlicher Einsatz in einem Nobelörtchen an der Ostsee: Mit zwei Bergungspanzern der Bundeswehr rücken Ermittler zur Durchsuchung einer Villa an. Im Keller des Hauses stoßen sie auch auf einen Weltkriegs-Panzer. Im Ort war der wohlbekannt.

Heikendorf - In dem Nobelviertel von Heikendorf nahe Kiel an der Ostsee spielen sich unwirkliche Szenen ab. Polizisten sperren eine von Villen umsäumte Straße direkt zur Ostsee ab. Soldaten der Bundeswehr rücken mit Tiefladern an - darauf zwei Bergungspanzer. Grund sind Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft gegen einen Villenbesitzer aus dem kleinen Ort wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Das Ganze geschieht nur wenige Schritte vom Fördestrand entfernt, an dem Menschen bei Sommerwetter nach einer Erfrischung suchen und in die Ostsee steigen.

Holger Steen hat den etwa 2,20 Meter breiten und 5 Meter langen Panzer selbst gesehen. Wie viele andere aus dem Viertel. Der Leiter des Bauhofs der Gemeinde Heikendorf erzählt, er habe den Besitzer vor etwa 20 Jahren dabei beobachtet, wie er einem Nachbarn damit beim Herausziehen von Baumstämmen geholfen habe. Persönlich kenne er den Mann aber nicht. „Es war bekannt. Man hat sich erzählt, dass er einen Panzer stehen hat“, sagt ein anderer Heikendorfer.

Bei dem Besitzer der Villa samt Panzer im feinen Ortsteil Kitzeberg direkt am Wasser soll es sich um einen Mann Ende 70 handeln. Im Zuge der Ermittlungen um nach Jahrzehnten wieder aufgetauchte Nazi-Kunst waren die Behörden auf die Spur des Norddeutschen gelangt. „Er lebt hier sehr zurückgezogen“, sagt Heikendorfs Bürgermeister Alexander Orth. Der Lokalpolitiker steht in der gesperrten Straße und ärgert sich über das Absperrungs-Management der Polizei.

Panther ist „demilitarisiert“

Der Verteidiger des Mannes wies die Vorwürfe zurück. Im Keller seines Mandanten stehe zwar ein Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg vom Typ Panther, sagte Rechtsanwalt Peter Gramsch. „Der ist aber demilitarisiert.“ Auf gut Deutsch: Er schießt nicht mehr. Damit falle der Panzer auch nicht unter das Kriegswaffenkontrollgesetz, sagte der Anwalt. Gleiches gelte für anderes militärisches Gerät in dem Haus.

Der Panzer sei in dem Ort bekannt gewesen, sagt Orth. „Damit ist der Mann schon bei der Schneekatastrophe 1978 durch Kitzeberg gejuckelt.“ Über den Besitzer könne er aber nicht viel sagen - nur: „Er hat ein gewisses Faible für bestimmte Dinge. Darüber kann man verschiedener Meinung sein.“ Ob das illegal sei, könne er nicht sagen. „Der eine liebt Dampfeisenbahnen, der andere alte Panzer.“

Für die Ermittler und Kampfmittel-Spezialisten gibt es an diesem Mittwoch reichlich Arbeit. Mach Informationen der Deutschen Presse-Agentur entdeckten sie in dem Haus an einem kleinen Privatweg umfangreiches militärisches Gerät, das sie nun näher untersuchen müssen. Die Kieler Oberstaatsanwältin Birgit Heß bestätigte am Mittwoch lediglich, dass gegen den Besitzer wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt wird.

Die Bergungspanzer der Bundeswehr kamen zunächst nicht zum Einsatz. Sie sollen aber am Donnerstag gebraucht werden. Dann wollen die Ermittler den kleinen Panzer aus dem Keller räumen und mitnehmen.