Den Arbeiten im zweiten und dritten Geschoss des Palais Thermal dient der Baukran, der dort gegenwärtig im Eingangsbereich steht. Foto: Schabert

Vor dem Palais Thermal in Bad Wildbad steht ein großer Kran. Dieser ist zur Erneuerung der Holzböden und Treppen, die vor gerade zehn Jahren im Saunabereich des Badetempels aus königlich-württembergischen Zeiten verlegt wurden, im Einsatz.

Bad Wildbad - Statt der versprochenen 30 bis 40 Jahre hat die Konstruktion gerade ein Drittel der Zeit gehalten. Auch die Corona-Warnstufe hat Neuerungen gebracht: Hier sind es solche, über die sich die Gäste – soweit sie geimpft oder genesen sind, es gilt G2 – freuen.

Aber der Reihe nach: Stück für Stück werden jetzt von einer ortsansässigen Firma die Holzbeläge im Saunabereich einschließlich der Treppenstufen ausgetauscht. Alles ist so organisiert, dass für die Badegäste ständig alle Becken nutzbar bleiben. Der Lärm, der bei handwerklichen Arbeiten nun einmal entstehen kann, wird so gesteuert, dass die Besucher nicht gestört werden.

Entsprechende Arbeiten werden vor den oder außerhalb der Öffnungszeiten abgewickelt. Das Arbeitsfeld trennt ein blickdichter Zaun vom durch Gäste genutzten Bereich ab.

Rund 600 Quadratmeter

Bei der Belagsfläche, die ausgetauscht werden muss, handelt es sich nicht nur um ein paar kleine Ecken, sondern um immerhin rund 600 Quadratmeter. Verwendet wird jetzt sogenanntes Kebony, eigentlich der Firmenname eines norwegischen Unternehmens, das verschiedene Standorte in Europa besitzt. Der Name steht heute für die schon 1950 in den USA erstmals entwickelte Haltbarmachung von Hölzern mittels der sogenannten Furfurylierung.

Bei dem physikalischen und chemischen Prozess entsteht ein hartes, beständiges Holz, das im Erscheinungsbild Tropenhölzern ähnelt. Die erwähnten Eigenschaften entstehen laut Internetlexikon Wikipedia durch die Behandlung mit Furfurylalkohol, der aus Spelzen und Bagasse gewonnen wird. Spelzen sind die Spreu von Gräsern. Bagasse heißen die gemahlenen Reste aus der Gewinnung von Rohrzucker.

Bei einer entsprechenden Behandlung des Holzes in mehreren Stufen erhöht sich nicht nur die Härte. Auch Gewicht, mechanische Eigenschaften, Maßhaltigkeit bei unterschiedlichen Umgebungseinflüssen und die Resistenz gegen Insekten, Pilze und Chemikalien legen so weit zu, dass das Produkt in die Dauerhaftigkeitsklasse 1 eingestuft wird.

Die Bäderverwaltung hat dafür laut kommissarischer Geschäftsführerin Carola Sickinger eine schriftliche Garantieerklärung über den Zeitraum von 30 Jahren.

Die vor zehn Jahren tätige Firma, deren Aussagen nur mündlich erfolgten, kann nicht mehr herangezogen werden, denn sie existiert nicht mehr. Aber schon damals gab es Fachleute, die an der Dauerhaftigkeit zweifelten. Dem Staatsbad bleiben die Kosten für die eingeleitete Sanierung von 250 000 Euro. Zwischen Planung und Ausführung sind die Holzpreise mächtig gestiegen. Verwendet wird für die Kebony-Beläge Kiefernholz.

Dampfbad geöffnet

Was den Badebetrieb betrifft, wird im Palais Thermal streng G2 angewendet und kontrolliert, also Zutritt nur noch nachweislich Geimpften und Genesenen gewährt. Auch für Jugendliche gibt es keine Ausnahmen. Dafür ist das Dampfbad wieder geöffnet, das bis vor wenigen Tagen nach dem Hygienekonzept außer Betrieb war.

Auch die Wassersprudler sind wieder in Gang, und im Kälteraum gibt der Eisbrunnen wieder Gefrorenes ab. Allerdings wird in der großen, 2019 neu erbauten Finnischen Sauna beim stündlichen Aufguss coronabedingt nicht gewedelt.

Seit dem bislang letzten großen Umbau im Jahr 2011 besitzt das Palais Thermal in Bad Wildbad sieben Saunen und im dritten Geschoss das jetzt wieder sprudelnde Freibecken unter dem so auffälligen wie eleganten Zeltdach. Eine Reservierung ist nicht erforderlich.

Ein neuer Ruheraum kann seit einigen Monaten im zweiten Obergeschoss genutzt werden.

Info

Kein Restguthaben zu sehen

Nach ihrem Aufenthalt im Palais Thermal finden Stammkunden mit dem sogenannten Vip-Armband – das bei 500 Euro Einsatz 20 Prozent Nachlass beinhaltet –, wenn sie nach Hause kommen, eine detaillierte Rechnung über Eintritt, Aufzahlung für die Sauna und etwaigen Verzehr im Bistro auf ihrem heimischen PC. Ein Mangel ist, dass die Belege allerdings keine Restguthaben ausweisen. Aufgrund mehrerer Kundenwünsche, doch so auch das Guthaben zu erfahren, hat die Bäderverwaltung das Softwareunternehmen vor mehreren Wochen beauftragt, dies entsprechend zu ändern. Übrigens gibt es auch für nach Beträgen abgestufte Wertkarten Nachlässe von acht bis 16 Prozent auf die Eintrittspreise.