Die Briefmarkensammlung für Bethel geht im katholischen Pfarrbüro in Friesenheim weiter. Allein in diesem Jahr wurden Kartons von gut 170 Kilo verschickt. Mit den Postwertzeichen erfahren mehr als 120 Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz.
Menschen mit Behinderung erfahren durch regelmäßige Briefmarkenspenden aus dem Pfarrbüro der katholischen Kirchengemeinde Friesenheim „mehr Lebensqualität“. Regelmäßig erhält Pfarrsekretärin Andrea Schwörer Dankesbriefe aus der „Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel“ in Bielefeld.
„Immer wieder fragten Besucher, warum die gebrauchten Briefmarken für Bethel so wichtig sind: Mehr als 120 Beschäftigte der Bethel Briefmarkenaufbereitung erfahren über die kleinen alten Postwertzeichen eine Grundlage ihrer begehrten und beliebten Arbeitsplätze“, heißt es in einem Dankesschreiben. „Für Bethel nehme ich gern die alten Briefmarkensammlungen vieler Menschen an“, erklärte Schwörer gegenüber der LZ. So habe sie bereits in diesem Jahr mehr als 170 Kilo-Pakete in der Summe nach Bethel verschickt. Kistenweise türmten sich alte Sammlungen im Pfarrbüro. Unter den kleinen Kunstwerken sind Sammlungen mit Briefmarken aus den alten Bundesländern, Marken, die aus der ganzen Welt stammen und von unterschiedlichen Ländern erzählen. Briefmarken als Sonderzeichen und Sammlerstücke, aber auch noch auf alten Postkarten von Urlauben.
Eine Familie sei aus Oberschopfheim gekommen und habe eine komplette Sammlung mit Büchern und Alben in riesigen Kartons gebracht. „Wir sind einfach nur froh, wenn die Sammlung in gute Hände kommt“, lautete die Aussage der Spender. So sei die Abgabe der alten Postwertzeichen, die einst mit viel Liebe und Hingabe gesammelt wurden, mit dem positiven Gefühl bestückt, dass sie weiter für andere Menschen von einem immensen Wert sein werden.
1888 gründete Friedrich von Bodelschwingh die Briefmarkenstelle Bethel
Dass noch immer alte Briefmarken sorgfältig aufbereitet und sortiert werden, zeigt, dass die Sammelleidenschaft nach wie vor ungebrochen oder auch neu entfacht wurde.
Wie viele Sammler immer wieder alte Postwertzeichen abgeben, lasse sich nicht benennen. „Oft liegen einfach nur Kuverts gefüllt mit Briefmarken im Briefkasten“, so Schwörer. Sie sammle so lange alte Postwertzeichen, bis sie wieder ganze Kartons verschicken kann. „Jede einzelne Marke ist willkommen“, so die Pfarrsekretärin. Zu schade wäre es, wenn Sammlungen eventuell im Container landeten. Die Begeisterung für die gute Sache, für Arbeitsplätze in Bethel, sporne Schwörer an, auch weiter zu sammeln. Wer früher Briefmarken sammelte, holte sich ein Stück weite Welt nach Hause. Dass sie einer neuen Bestimmung durch Menschen mit Behinderung zugeführt werden, sei ein Gefühl, das unbeschreiblich sei, so Schwörer.
1888 gründete Friedrich von Bodelschwingh die Briefmarkenstelle Bethel. Damals sortierten knapp 20 Menschen mit Behinderungen die gespendeten Postwertzeichen. Eine sinnvolle Beschäftigung ist für die Menschen in Bethel entstanden. Aus diesen Anfängen haben sich 136 Jahre später mehr als 120 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung entwickelt. Die Arbeitsprozesse seien nahezu gleich geblieben. Die Postwertzeichen werden mit Sorgfalt von Hand aufbereitet, sortiert und für den Verkauf an Sammler vorbereitet, heißt es in einem Schreiben. Es sei eine Leistung, die Geschick erfordere und auf die jeder Mitarbeiter stolz sei.
Briefmarken abgeben
Wer nicht weiß wohin mit den alten Marken, kann sie ins Pfarrbüro vorbeibringen. Ist es ein Kuvert, hat dieses im Briefkasten platz. Wer einen Karton vorbeibringen möchte, ruft vorher unter Telefon 07821/99 35 90 an oder schreibt eine E-Mail an info@kath-friesenheim.de.