Das Amt weist die Vorwürfe des Rentners zurück (Archivbild). Foto: imago images/Arnulf Hettrich/Arnulf Hettrich via www.imago-images.de

Ein Rentner versteht die Welt nicht mehr: Erst bricht ein Spezialkommando in sein Haus ein, legt ihm Handschellen an und nimmt ihn mit. Erst am nächsten Tag erfährt er warum. Die Polizei rechtfertigt den Einsatz.

Stuttgart - Das Landeskriminalamt weist Vorwürfe des im Paketbomben-Prozess freigesprochenen Rentners zurück. „Das war sein Empfinden“, sagte ein Behördensprecher im Blick auf die Beschwerden des Mannes über den Zugriff von schwerbewaffneten Spezialkräften. Der Mann hatte angegeben, während der Stürmung seines Hauses Todesängste ausgestanden zu haben. Aus Sicht der Beamten sei das aber ein angemessener Einsatz gewesen, so der Sprecher. „Denn zum damaligen Ermittlungsstand musste man davon ausgehen, dass der Mann mit Sprengstoff hantiert und den Tod von Menschen in Kauf nahm.“ Im Fokus hätten damals Schutz und Gefahrenabwehr gestanden. Diese Vorgehensweise habe auch im Prozess am Landgericht Heidelberg keine Rolle gespielt.

Gericht sprach den Mann frei

Das Gericht hatte den 67-Jährigen jüngst vom Vorwurf des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und gefährlicher Körperverletzung freigesprochen. Laut Anklage hatte der Elektriker aus Ulm explosive Postsendungen nutzen wollen, um von den adressierten Lebensmittelunternehmen Geld zu erzwingen. Die verschickten Sendungen hatten vier Menschen in zwei Firmen verletzt. Der Mann hatte stets seine Unschuld beteuert. Er saß mehr als 200 Tage in Untersuchungshaft.

Jetzt werden die Beamten weiteren Hinweisen und Ermittlungsansätzen nachgehen, wie der Sprecher erläuterte. Zu Hochzeiten seien über 100 Menschen mit dem Fall beschäftigt gewesen. Derzeit seien es einige weniger. Auf die Frage, ob er noch zuversichtlich sei, den wahren Täter zu finden, sagte er: „Wenn wir nicht mehr zuversichtlich wären, hätten wir unseren Beruf verfehlt.“