Das Osterfest wird im Jahr 2020 wohl anders aussehen, als sonst. (Symbolfoto) Foto: Heidepriem

Familientreffen an Ostern: Im Jahr 2020 muss das anders ablaufen als sonst. Eine Glosse

Vor wenigen Monaten war Weihnachten. Ein Familienfest, wie es für viele der jährliche Alptraum ist: Gemeinsamer Spaziergang, Fragen nach dem Beziehungsstand und die alljährliche Feststellung der Oma, dass man aber "groß geworden" sei. Was damals niemand erwartet hätte, ist nun real - zum Osterfest fällt das Familientreffen aus.

Im ersten Moment hört sich dieser Gedanke doch gut an. Anstatt sich beim Mittagessen mit der versammelten Großfamilie mit Fragen löchern zu lassen, kann das Festessen im engsten Kreis genossen werden. Nur der Partner oder die Partnerin und die Kinder -  die die Antworten auf die Fragen von Großeltern, Tanten und Onkeln ohnehin schon kennen.

Nach einem kurzen Spaziergang gibt es zu Hause Kaffe und Kuchen. Und diesmal - Corona-Verordnung sei dank - bekommt auch jeder ein Stück vom Lieblingskuchen ab. 

Dann steht die alljährliche Suche nach den Osternestern an. Vor allem bei den Kindern ist da heuer aber mit Enttäuschung zu rechnen - anstatt von jedem entfernten Verwandten gibt es nur von den eigenen Eltern Geschenke. Und dann womöglich auch noch welche, die man eigentlich gar nicht wollte. Anschließend legt sich die ganze Familie auf das Sofa und schaut Fernsehen. Die Dame des Hauses richtet das Vesper an und danach geht es wieder vor den Fernseher.

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Es könnte aber auch anders aussehen: Morgens wachen alle auf, die Geschenke liegen schon verteilt im Garten. Nach der fröhlichen Ostereiersuche im engsten Kreis geht der tägliche Streit zwischen Kindern und Eltern weiter. Es gibt Mittagessen, welches zwei von drei Kindern nicht schmeckt. Der Spaziergang fällt flach, die Jungs verschwinden an ihre Computer und zocken. Während die Eltern wenigstens ein wenig den Tag in trauter Zweisamkeit genießen, gehen die Kinder nach draußen und treffen sich mit Freunden - entgegen aller Verordnungen.

Nachdem die Polizei die lieben Kleinen aufgegriffen und nach Hause gebracht hat, dürfen die Eltern erstmal ein gepfeffertes Bußgeld löhnen. Das gemeinsame Vesper fällt aus, da die Kinder sich in ihre Zimmer zurückgezogen haben. Zur Feier des Tages sitzt jeder vor seinem Smartphone oder Fernseher und alle schlafen nach und nach ein.

Doch ist das wirklich noch ein Festtag? Ist Ostern ohne die große Familie überhaupt Ostern?

Der Tag, wie er hier beschrieben wird, hört sich für viele wohl nach einem normalen Sonntag an. Vor allem für Alleinlebende und Singles fehlt ohne den Besuch bei der Familie etwas. Erstmals wird einem bewusst, dass die Familie zu einem Fest dazugehört. Noch schlimmer ist es wohl, wenn man den Partner oder die Partnerin, den Menschen den man über alles liebt nicht sehen darf - etwa, weil er zur Risikogruppe gehört oder in einem anderen Land lebt. Alleine in seiner Wohnung zu sitzen und nur über Videoanrufe die geliebten Menschen zu sehen wünschen sich die wenigsten - zumindest an einem Festtag.

Für Großeltern sieht das Osterfest in Corona-Zeiten noch deutlich schlimmer aus. Alleine zu Hause. Kinder und Enkelkinder darf man nicht sehen. Ganz zu schweigen von Alleinstehenden und Bewohnern von Senioren- und Pflegeheimen. Teilweise müssen sie im Zimmer bleiben und dürfen keinen Besuch empfangen. Ist das also noch ein Festtag? Nein.

Spätestens am diesjährigen Ostersonntag fällt vielen wieder ein, dass Familie dazugehört. Was macht ein Fest aus? Die Gemeinschaft spielt eine große Rolle. Sie macht den Feiertag. Auch wenn einem Familienfeste gehörig auf die Nerven gehen - dieses Jahr wird klar: Ohne Familie sind Feiertage auch nur normale Sonntage.