Mit ihrer Teilnahme am zweiten Freudenstädter Ostermarsch setzten knapp 80 Demonstranten ein sichtbares Zeichen für den Frieden. Bei der anschließenden Kundgebung wurden erneut die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine kritisiert.
Der vom SPD-Arbeitskreis Zivile Sicherheitspolitik gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), der IG Metall und den Omas und Opas für Frieden organisierte Ostermarsch führte vom Park Courbevoie in die Innenstadt zur Abschlusskundgebung mit Redebeiträgen und Musik. Gekommen war in erster Linie die eher ältere Generation, die mit bunten „Peace“-Fahnen“, „Stop Wars“- und „Abrüstungs“-Bannern sowie mit Plakaten gegen die Waffenlieferungen in die Ukraine demonstrierten.
Der ehemalige SPD-Stadt- und Kreisrat Eberhard Haug erinnerte im Park zum Auftakt an zahlreiche positive Begegnungen und Erlebnisse im Zusammenhang mit der deutsch-französischen Partnerschaft und lobte gemeinsame Projekte. Seine Rede beendete er mit dem Willy-Brandt-Zitat: „Nicht der Krieg, der Frieden ist der Vater aller Dinge.“
Auf dem Marktplatz wurden die Teilnehmer des Ostermarsches von Moderatorin Christa Dengler, SPD-Stadträtin aus Dornstetten, an der Muschel begrüßt. „Uns geht es hier um die Friedenstüchtigkeit“, sagte Dengler zu den Beweggründen für diesen Ostermarsch.
Gaza-Krieg ebenfalls Thema
Der Baiersbronner Pastoralreferent Dominik Weiß von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“ kritisierte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, gleichermaßen aber auch die westlichen Waffenlieferungen als Antwort darauf. Das Töten und Sterben dort werde dadurch nur verlängert.
Deutsche Waffenlieferungen unterstützten auch die militärischen Vergeltungsschläge gegen Zehntausende von Kindern im Gazastreifen, behauptete Weiß. Politiker ertüchtigten die Menschen mit alledem eher zum Krieg als zum Frieden. Hans Lambacher aus Aach hob die Bedeutung der „Entspannungspolitik“ für die Wiedervereinigung hervor. Dass Milliarden in die Rüstung fließen, während mancherorts sauberes Trinkwasser fehle, sei ein Unding.
Seine Gedanken zum Veranstaltungsmotto „Friedenstüchtig: Konflikte zivil lösen“ teilte Hauptredner Ralf Becker von der evangelischen Landeskirche in Baden mit. Becker hatte im Kirchenauftrag an der Entwicklung eines Szenarios für eine zivile Sicherheitspolitik aktiv mitgearbeitet. Für ihn bietet die aktuelle „Zivilisationskrise“ auch die Chance, aktiv zu lernen, Konflikte friedlich zu lösen.
Instrumente wie die gewaltfreie Kommunikation in Unternehmen oder auch die Mediation zur Konfliktlösung funktionierten innergesellschaftlich bereits sehr gut. Die Herausforderung sei nun, diese Methoden auch auf die Außenpolitik zu übertragen. Becker ist überzeugt, dass es zu einem viel größeren Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung führen würde, wenn jährlich nicht 80 Milliarden Euro in die Bundeswehr, sondern in die zivile Konfliktbearbeitung fließen würden.
Neue Friedensordnung
Die Uno beispielsweise könne dieses Geld dringend gebrauchen, meinte Becker. „Was würden wir für ein Zeichen in die Welt senden, wenn wir künftig in gemeinsame Sicherheits- und Friedenssysteme investieren würden anstatt in nationale Armeen“, sagte Becker. Wissenschaftlich sei belegt, dass der „ friedenslogische Ansatz“ bei der Konfliktlösung zu anderen Ergebnissen führe als eine militärische Sicherheitslogik. Letztere gehe davon aus, dass Bedrohung immer nur von außen kommt. Das stimme aber nicht.
Aktuell arbeitet Becker mit an einer neuen Friedensordnung für Europa. Ein Baustein darin ist das Versprechen der Nato, keine neuen Mitglieder aufzunehmen, solange Russland nicht das Völkerrecht bricht. „Davon könnten beide Seiten profitieren.“