Borkenkäfer können unter den derzeitigen Bedingungen drei Generationen Nachwuchs in einem Jahr bilden. Foto: Arnold/dpa Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Wegen aufwendiger Schädlingsbekämpfung und schlechter Holzmarktlage Minus von mehr als 21 000 Euro erwartet

Jörg Ziegler präsentierte erstmals im Gemeinderat Ostelsheim die Forstbetriebsplanung für die Gäugemeinde. Er hat im Landratsamt Calw jüngst den Posten des Leiters der Abteilung Forstbetrieb und Jagd übernommen.

Ostelsheim. Gemeinsam mit Revierleiter Jürgen Martinek konnte Ziegler für dieses Jahr keine positiven Zahlen vorlegen. Nach derzeitigem Stand muss 2020 unter anderem wegen der aufwendigen Bekämpfung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer und der schlechten Holzmarktlage mit einem Minus von mehr als 21 000 Euro im Ostelsheimer Gemeindewald gerechnet werden. 2019 konnte mit dem geplanten Einschlag von 1500 Festmetern Holz sowie weiteren 130 Festmetern Sturmholz und 580 Festmetern Holz, das wegen Schädlingsbefall entnommen werden musste, zumindest noch ein Überschuss von rund 7100 Euro erwirtschaftet werden.

April viel zu trocken

Ziegler, dessen Vater bis 1968 in der Nachbargemeinde Althengstett Revierförster war, betonte, dass der vergangene zu warme Monat in diesem Jahr bereits der zwölfte trockene April in Folge war. Das freut den Borkenkäfer, der unter diesen Bedingungen bis zu drei Generationen Nachwuchs in einem Jahr bilden kann. "Diese hohe Population findet in den einzelnen Sturmschäden, die es im Frühjahr auch in Ostelsheim gab, optimal Bedingungen", so Ziegler. Darüber hinaus leiden viele Bäume unter der großen Trockenheit, die vor allem in tieferen Bodenschichten auch durch kurzfristige Regenfälle nicht verbessert wird. "Durch die Klimaveränderung wird sich der Wald verändern. Bis im Jahr 2100 hat die Fichte hier kaum Chancen. Bei der Buche sieht es etwas besser aus", erklärte der Forstbeamte.

Aufgabe der Forsteinrichtungsplanung, die jeweils auf zehn Jahre angelegt ist, sei es, so Ziegler, die Zielsetzungen der Waldeigentümer, also der Kommunen, umzusetzen. Schwerpunkte können in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales gelegt werden. Bürgermeister Jürgen Fuchs sagte: "Die Frage ist, mit welchen Augen gehen wir durch den Wald? Was ist das zentrale Thema: Wirtschaftlichkeit, Naturschutz oder Erholung?"

Bevor Ziegler dem Gremium den Vorschlag der Forstbehörde für die Zielsetzung vortrug, umriss er die bestehenden Rahmenbedingungen. Auf der Gemarkung Ostelsheim gibt es 262 Hektar Waldfläche, was 31 Prozent der Gesamtfläche entspricht. Die Naturschutzgebiete Hacksberg und Steckental sowie FFH-Teilgebiete (Fauna, Flora, Habitat) befinden sich auf der Gemarkung. Auf Lehm und überwiegend trockenen bis sehr trockenen Kalkböden wachsen 57 Prozent Laubholz (Buche und Eiche) sowie 43 Prozent Nadelholz (Fichte, Tanne, Kiefer und Douglasie).

In den zurückliegenden zehn Jahren konnten aus wirtschaftlicher Sicht mit durchschnittlich 30 900 Euro pro Jahr "relativ gute Erträge" erzielt werden, so Ziegler, dessen Vorschlag für die nächste Forsteinrichtung weitestgehend auf Kontinuität setzt.

Auch künftig soll durch einen maßvollen Einschlag angestrebt werden, dass die Gemeinde mit Erträgen aus dem Holzverkauf rechnen kann, soweit dies der Holzmarkt und die Auswirkungen des Klimawandels zulassen. Die Versorgung der einheimischen Bevölkerung mit Brennholz soll ebenfalls aus eigenen Beständen gesichert werden. Ziegler betonte die Nachhaltigkeit des Einschlags: "Es soll dem Wald nie mehr Holz entnommen werden als nachwächst." Aus ökologischer Sicht sollen die Belange der Schutzgebiete beachtet werden. Höhlenbäume und Totholz sollen, wenn möglich, belassen werden.

Ziegler verwies auf das Potenzial von geeigneten Waldflächen, die für ökologische Ausgleichsmaßnahmen oder das Füllen eines Ökokontos stillgelegt werden können. Bei der Verjüngung des Waldes soll der zunehmenden Trockenheit Rechnung getragen werden. Um trotzdem einen angemessenen Nadelholzanteil zu erzielen, sollte die Verwendung von Douglasie und Lärche geprüft werden. Wo es sich anbietet, könnten vereinzelt auch trockenresistentere Laubbaumarten wie Elsbeere oder Kirsche zum Einsatz kommen. Wasserschutz und Erholung sind weitere wichtige Funktionen des Waldes, die berücksichtigt werden sollen.

Mehr Flexibilität gefordert

Die Ausgewogenheit von Klima, Erholung und Ertrag und die Möglichkeit, flexibel auf sich verändernde Bedingungen reagieren zu können, nannte Bürgermeister Fuchs als Richtschnur für die Planungen. Mehr Flexibilität beim Holzeinschlag forderte Gemeinderat Ernst-Martin Gehring: "Die Bewirtschaftung sollte dem Holzmarkt angepasst werden." Bei niedrigen Preisen sollte deutlich weniger Holz geerntet werden als der Plan vorgebe, und, wenn gute Erlöse erzielt werden könnten, auch mal ein "Sonderhieb" gemacht werden.

Dem Vorschlag von Gemeinderat Klaus Richter, dass der Zielsetzung erst dann endgültig zugestimmt werden soll, wenn sich die Räte bei einem Waldbegang mit den Forstbeamten vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten gemacht haben, folgte das Gremium. Unter diesem Vorbehalt wird die von Ziegler präsentierte Vorschlagsliste als vorläufiges Papier an die zuständigen Forsteinrichter weitergeleitet, die zunächst eine Inventur des Waldes machen werden.