Kochtreff: Ernst Hempel erzählt zum 70. Geburtstag aus seinem Leben / Wahl-Althengstetter hat viel von der Welt gesehen
Es ist ein besonderer Tag für die "Freunde der guten Küche Ostelsheim", denn die acht rührigen Senioren des Kochtreffs bereiten heute ausnahmsweise nicht selbst in der geräumigen Küche des evangelischen Gemeindehauses Speisen zu, sondern sie sind von ihrem langjährigen Leiter Ernst Hempel eingeladen.
Ostelsheim/Althengstett. Der gelernte Koch feiert seinen 70. Geburtstag mit den Kochfreunden, mit denen er schon seit vielen Jahren eng verbunden ist. "Wir sind froh, dass wir Ernst Hempel haben, der uns viel hilft und von dem wir jede Menge lernen können", unterstreicht Gruppenmitglied Rolf Henes. Er erinnert daran, dass alles vor zwölf Jahren begann. "Es sollten ursprünglich nur vier Kochabende im Rahmen eines VHS-Kochkurses stattfinden", erzählt Henes schmunzelnd.
Zwei Verantwortliche
Doch dann wollte die Gruppe unbedingt zusammenbleiben. Hempel ließ sich breit schlagen und trifft sich seither sechs Mal im Jahr mit den Senioren zum Kochen. Immer zwei Mitglieder organisieren abwechseln den Kochabend. Sie sind verantwortlich für die Planung, den Einkauf der Zutaten und alles andere, was zum Gelingen von Bedeutung ist. Doch heute ist alles anders als sonst. Hempel hat eingeladen und ein festliches Menü zusammengestellt. Und dies kann sich sehen lassen. Bei den herbstlich geschmückten Tischen gibt es zunächst einen Aperitif. Die Speisefolge beginnt mit einer Zucchini-Kokos-Suppe. Als Hauptgericht wird argentinisches Roastbeef mit Preiselbeer- Cranberrysauce und Baked Potatoe mit Kräuterquark kredenzt. Alles mundet den passionierten Feinschmeckern ganz vorzüglich.
Als krönender Nachtisch wird von Hempel schließlich noch als Überraschung "Omelette Surprise", ein flambiertes Soufflé mit Eis, serviert. Als geeignete Getränke hat der erfahrene Küchenchef einen trockenen Bio-Roséwein und einen Temperillo ausgewählt. Nach einigen Vorbereitungen, bei denen alle bestens zusammenhelfen, beginnt das gepflegte Essen bei guter Unterhaltung. "50 Prozent unseres Kochtreffs ist Geselligkeit", erzählt Eberhard Huber, ein langjähriges Mitglied aus Heumaden. So ist es auch heute wieder. In lockerer Atmosphäre erzählt Hempel aus seinem bewegten Leben. Mit 14 Jahren begann der gebürtige Sindelfinger eine Kochlehre. "Damals nach dem Krieg gab es nur wenig zu essen, und meine Familie dachte, wenn wir einen Koch haben, brauchen wir nicht zu hungern", erinnert er sich. Nach seiner Lehre zog es den jungen Mann in die weite Welt hinaus mit der Absicht, noch da- zu zu lernen. Nach mehreren Jahren in einem Spitzenhotel in Nordafrika arbeitete er als Küchenchef im Hilton in Paris. Besonders dort war natürlich gehobene Gastronomie angesagt.
Später wurde der strebsame Koch leitender Geschäftsführer in einem "Wienerwald"-Lokal in Stuttgart. Es folgte seine Heirat sowie die Führung eines eigenen Gastronomiebetriebes mit Gästehaus in St. Georgen.
Nach diesen arbeitsreichen Erfahrungen wollte Hempel eine geregelte Arbeitszeit mit einem Acht-Stunden-Tag. Er fand eine Anstellung bei der Firma Kriegbaum und war zuständig für den Vertrieb von Lebensmitteln an Gastronomiebetriebe. Doch dann zog es den versierten Koch noch einmal in die Ferne. Er hatte inzwischen den Segelschein abgelegt und schipperte zusammen mit seiner Frau auf einem Katamaran durch das Mittelmeer.
Vielfältig engagiert
Vor 30 Jahren ließ sich die Familie dann in Althengstett nieder und baute hier ein Eigenheim. "In meiner Generation ging es eigentlich mit allem immer nur aufwärts", betont der 70-Jährige nachdenklich. Dies habe ihm ein glückliches und erfolgreiches Leben ermöglicht. Hempel ist dafür dankbar und möchte der Ge- sellschaft "deshalb gerne etwas zurückgeben". Dies tut er nun in vielfacher Weise als Leiter zweier Herrenkochtreffs, als langjähriger Vorsitzender des Seniorenrats Alt- hengstett, beim Kochen für den Seniorenmittagstisch oder auch auf dem Calwer Wochenmarkt.
Seine Kochfreunde überreichten Hempel einen Umschlag. Dessen Inhalt soll mit dazu beitragen, dass sich der vielbeschäftigte und gut vernetzte Ruheständler ein neues Tablet zulegen kann.
