Die Ostelsheimer Turmfalken-Küken sind allesamt wohlauf. Foto: Kirchengemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

Umweltarbeit hat in der evangelischen Kirchengemeinde Ostelsheim einen hohen Stellenwert. So

Umweltarbeit hat in der evangelischen Kirchengemeinde Ostelsheim einen hohen Stellenwert. So dient der Kirchturm seit 45 Jahren als Lebensraum für Turmfalken, den Vogel des Jahres 2007.

"Ostelsheimer Kirch-Turmfalken federnah live erleben" heißt es am Pfingstmontag, 5. Juni, in der Ostelsheimer Kirche. Besucher können mittels Funkkamera einen Blick in die Brutkiste der Kirch-Turmfalken wagen. Die lebendigen Bilder der Falkenaufzucht werden im Gotteshaus von 16 bis 17 Uhr mit einem Beamer an die Leinwand projiziert. Mitglieder des Umweltteams "Grüner Gockel" werden das Geschehen in der Brutkiste erläutern.

Ostelsheim (msw). Die Gäugemeinde ist in Sachen Umweltschutz Vorreiter in der Region und hat 2007 als erste im Distrikt das Ökozertifikat "Grüner Gockel" der evangelischen Landeskirche verliehen bekommen. Auch mit kleinen Schritten sowie einzelnen Aktionen lasse sich viel für Flora und Fauna tun, wurde damals betont.

Zu den kirchlichen Umweltaktivitäten gehören in Ostelsheim unter anderem die Installation einer Pelletheizung im Pfarrhaus, die Verwendung von LED-Leuchten in der Kirche oder ein Wildbienenstand beim evangelischen Gemeindehaus.

Im Juni 2015 erhielt die Kirchengemeinde im Nachhaltigkeitswettbewerb des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg für das vorgeschlagene Projekt "Ostelsheimer Kirch-Turmfalken federnah erleben" einen Anerkennungspreis von 2000 Euro. Der Betrag wurde im Februar für die Erneuerung des 45 Jahre alten Brutkastens und das Anbringen einer Funkkamera in der Behausung verwendet. Die Kamera überträgt inzwischen alle zwei Minuten Fotos auf einen Server, von dem die Bilder über die Adresse http://cloudic.de/turmfalken/zeitraffer/zeitraffer.php von einem Computer abgerufen werden können. Hautnah werden Kirchenbesucher am Pfingstmontag erleben, was im Nistkasten vor sich geht (siehe "Info").

Hoch gelegene Brutplätze bevorzugt

Turmfalken gehören zu den Greifvögeln. Die Art bevorzugt hoch gelegene Brutplätze. Auf diese Vorliebe ist wohl auch sein Name zurückzuführen. Der wissenschaftliche Begriff Tinnunculus bedeutet "schellend, klingend" und hängt mit den charakteristischen Rufen zusammen. Im Schwäbischen wird der Vogel auch "Turmweih" genannt, im Volksmund heißt er häufig "Rüttelfalk". Männchen und Weibchen unterscheiden sich optisch. Ältere Männchen haben einen hellgrauen Kopf und einen rotbraunen Rücken mit kleinen dunklen Flecken. Der Schwanz ist ebenfalls hellblaugrau mit einer schwarzen Endbinde, wie es in einer Beschreibung des Naturschutzbunds Deutschland, Nabu, heißt. Die Unterseite des Körpers ist gelblich mit Längsstreifen und kleinen dunklen Tropfenflecken. Beim Weibchen dagegen sind Kopf, Rücken und Schwanz rostbraun gefärbt mit dichter dunkler Fleckung und Querbänderung. Seine Körperunterseite ist stärker gefleckt als beim Männchen.

Der Turmfalke ist rund 35 Zentimeter groß und gehört damit in Deutschland zu den kleinen Greifvögeln. Seine Spannweite beträgt 75 Zentimeter. Im Flug sind die Vögel an ihren langen spitzen Flügeln zu erkennen und an ihrem charakteristischen Rüttelflug.

Man erkennt den Turmfalken an seinen hellen, lauten "kikikikiki"- Rufreihen, die er vor allem im Flug ausstößt. Am Brutplatz ist er leiser. In den Städten nistet der Turmfalke gerne an Kirchtürmen, Masten und anderen hohen Gebäuden mit einer zugänglichen Öffnung oder Nische, die Platz zum Brüten bietet. Im Gebirge, an Felsabbrüchen oder Steinbrüchen dienen Spalten oder kleine Höhlen im Gestein als Brutplätze. Häufig nutzen Turmfalken auch alte Krähen- oder Elsternnester an Waldrändern, in Feldgehölzen oder auf einzeln stehenden Bäumen. Nistkästen an hohen Gebäuden oder Brückenpfeilern werden zudem immer wieder gerne angenommen.

Paar bleibt meist ein Leben lang zusammen

Turmfalken sind bereits nach einem Jahr geschlechtsreif. Im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr besetzen sie das Brutrevier, das häufig auch als Winterrevier gedient hat. Ein Paar bleibt zumeist ein Leben lang zusammen. Wenn als Brutplatz nicht ein vorhandenes Nest genutzt wird, begnügt sich der Turmfalke mit einer kleinen Mulde, aus der die Eier nicht wegrollen können.

Das Weibchen legt zwischen Mitte April und Mitte Mai vier bis sechs Eier und brütet 29 Tage. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, werden sie gut vier Wochen gefüttert. Nachdem sie das Nest verlassen haben, werden sie noch weitere vier Wochen von den Eltern begleitet und gefüttert. Danach verlassen sie ihren Geburtsort und suchen sich ein eigenes Revier.