So stellen sich die städtischen Planer die 400 Meter lange Grünbrücke über der neuen Lautlinger Ortsumgehung vor – links oben verläuft fast senkrecht der Hossinger Weg, rechts oben diagonal die Eisbachstraße. Foto: Stadt Albstadt

Eine Wendung, die nicht unbedingt zu erwarten war, hat am Montag die öffentliche Diskussion über die geplante Lautlinger Ortsumfahrung genommen.

Albstadt-Lautlingen - Die scharfe und kontroverse Debatte, mit der noch Anfang des Monats gerechnet worden war, hat in der Ortschaftsratssitzung am Montag nicht stattgefunden, und zwar im Wesentlichen aus zwei Gründen. Zum einen stellte Baubürgermeister Udo Hollauer in Aussicht, dass noch vor dem öffentlichen Erörterungstermin, der im Verfahrensgang für Ende 2022 oder Anfang 2023 vorgesehen ist, eine weitere Versammlung stattfinden soll, an der Vertreter der Stadt, aller Lautlinger Bürgerinitiativen und der Straßenbaubehörden teilnehmen werden und bei dem alle Änderungs- und Alternativvorschläge zur Sprache kommen und offen diskutiert werden sollen. Mehr noch: Sie sollen im Falle der Akzeptanz Eingang in die weitere Planung finden – das hat das Regierungspräsidium der Stadt Albstadt offenbar zugesichert.

 

Wunsch nach einer 400 Meter breiten Grünbrücke

Zum anderen macht die Stadt in der Stellungnahme zur "Amtstrassenplanung", die sie Ende September im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens beim Regierungspräsidium eingereicht hat, einen Vorschlag, mit dem sie sich den Vorstellungen der Amtstrassengegner beträchtlich annähert: Sie äußert den Wunsch nach einer 400 Meter breiten Grünbrücke über die Umgehungsstraße, die sich südlich des Rißlinger Wegs vom Hossinger Weg im Westen bis zur Eisbachstraße im Osten erstrecken und damit die Durchschneidung des dortigen Höhenrückens im Gewann "Bühl" optisch und ökologisch erträglicher gestalten würde. Udo Hollauer betonte allerdings, dass es sich bei dieser Planungsänderung nur um einen "Vorschlag" handle.

Wie das Regierungspräsidium auf diesen reagiert, bleibt abzuwarten. Alfred Müller, selbst Verkehrsplaner und Experte aus den Reihen der Bürgerinitiative "Für Lautlingen – Gemeinsam für die beste Lösung", ließ in seiner Stellungnahme keinen Zweifel daran, dass er den Ausdruck "Grünbrücke" angesichts von 400 Metern Länge für ein Feigenblatt halte: Er nenne so etwas Tunnel und rechne mit Mehrkosten in Höhe von 15 Millionen Euro für Entlüftung, Beleuchtung, Havariebecken und anderes mehr. Warum, frage er sich und Hollauer, mache die Stadt dann nicht Nägel mit Köpfen und übernehme die Forderung nach einem richtigen Bühltunnel? Worauf Hollauer erwiderte, er bleibe bei der Formulierung "Grünbrücke" und verweise darauf, dass man die Rechnung nicht ohne den Wirt Regierungspräsidium machen könne.

Die Stadt Albstadt löckt gegen den Tübinger Stachel

Immerhin löckt die Stadt noch in verschiedenen anderen Punkten wider den Tübinger Stachel. Dass der aus Meßstetten kommende Verkehr nicht direkt auf die neue Ortsumgehung geführt, sondern erst durch Lautlingen hindurch zur weiter östlich gelegenen Auffahrt Hirnau gelotst werden soll, leuchtet den Verkehrsplanern im Technischen Rathaus schon deshalb nicht ein, weil sie davon ausgehen, dass der Autofahrer mit Destination Ebingen den Teufel tun werde, auf die Bundesstraße zu fahren – vielmehr werde er direkten wegs, also auf der Lautlinger Straße, nach Ebingen hineinfahren. Mit allen unerwünschten Folgen, etwa für den Radverkehr. Die Stadt zweifelt ferner die Gängigkeit der Ortsumfahrung auf der neuen B 463 an; sie rechnet im Falle von Rückstaus mit Schleichverkehr durch den Ort. Sie empfiehlt, Durchfahrt und "holländische Rampen" im geplanten Gewerbegebiet Hirnau um einen Meter anzuheben, um den Aushub zu reduzieren, und lehnt Ausgleichsmaßnahmen im Meßstetter Tal ab – hier habe das Starkregenmanagement Vorrang. Kritisch äußert sich auch der Forst, der Ausgleichsmaßnahmen außerhalb Albstadts – etwa in Stetten am kalten Markt – ebenso ablehnt wie die Einbeziehung des Privatwalds: Die Erfahrung lehre, das dort nichts zu holen sei. Mit 3,50 Meter breiten Forstwirtschaftswegen sind die Förster auch nicht einverstanden; sie fordern 4,50 Meter als Minimum.

All das steht in der Stellungnahme, die die Stadt am 30. September verschickt hat und der Ortschaftsrat nun nicht anfechten wird – sein Plazet fiel einstimmig aus. Am Donnerstagabend ist das Thema im Gemeinderat.