Michael Lumpp (rechts), Leiter des Baureferats Süd, erklärt Bundesschienenbeauftragten Michael Theurer (FDP, links) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne, Mitte) den aktuellen Stand auf der Hochbrücken-Baustelle. Seine Präsidentin Sylvia M. Felder (Zweite von rechts) hört kritisch zu. Foto: Juergen Lueck

Bundesschienenbeauftragter Michael Theurer (FDP) und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollen wissen: Wie schlimm ist das Bolzen-Problem? Warum die Antwort des RP nicht sehr beruhigend ist.

Brisanter Termin kurz vor Ostern auf der Hochbrücke Horb: Michael Theurer (FDP), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wollen wissen, wie schlimm das Bolzen-Problem ist.

 

Michael Lumpp, Leiter des Straßenbaureferats Süd des RP Karlsruhe, sagt: „Rosenmontag hörte der Polier einen Knall. Er kletterte nach unten auf die Plattform, sah dort einen Bolzen liegen. Er evakuierte sofort seine Leute.“

Heikel. Theurer meint: „Wird das Problem bei der Autobahnbrücke Leverkusen hier wieder akut?“ Dort wurde Porr der Auftrag gekündigt, weil Billigstahl aus China verwendet wurde. Laut Porr-Chef Strauss habe das Land als Bauherr auf diesen Stahlteilen bestanden.

Überlegungen zur Bauweise

Lumpp sagt: „Der Bolzen wurde inzwischen metallurgisch untersucht. Offenbar war das Material nicht fehlerfrei. Das ist aber nicht unser Problem als Regierungspräsidium. Es gibt inzwischen Überlegungen, in die gute alte Bauweise mit Querträgern wieder einzusteigen. Das heißt: Stahlträger werden seitlich durch die Pylonen geschoben und tragen dann die Schalung für den 200 Tonnen schweren Querträger.“

Hält dieser Querträger am Pylon noch? Oben ragen die Armierungsgitter heraus. Foto: Jürgen Lück

Doch was ist mit dem vorhandenen Querträger? Inzwischen ist deutlich zu sehen, dass oben die Armierung herausragt. Lumpp sagt: „Unten hat sich die Verschalung gelöst. Wir warten immer noch auf valide Berechnungen, ob der Querträger so bleiben kann oder ob er abgerissen werden muss.“

Wie kann das gehen? Lumpp meint: „Dann geht man mit einem Hochdruckwassersystem daran, den vorhandenen Beton wegzuspülen. Ohne die Stahlträger der Armierung zu zerstören, die von den senkrechten Pylonen in die Konstruktion hinein ragen. Die Teile in der Mitte kann man mit Betonsägen dann entfernen.“

Verzögert sich die Fertigstellung?

Die wichtigste Frage: Führt das Dilemma um den Querträger direkt gegenüber vom Vereinshaus des Kleintierzuchtvereins dazu, dass sich die Fertigstellung der Hochbrücke verzögert? Lumpp sagt: „Stand heute sind weitere Verzögerung nicht auszuschließen.“

Das wäre natürlich nervig. Denn: Einen Tag vor dem „Boss-Check“ haben die Bauarbeiter den ersten Querträger der neuen Hochbrücke betoniert. Die grauen Stahlquerträger sind auch schon eingebaut. Sie sorgen dafür, so erläutert Bauleiter Rainer Gumz, dass die Fahrbahnkonstruktion der eigentlichen Brücke besonders schlank und elegant ist: „Das hat lediglich 2,30 Meter Höhe.“

Theurer wendet sich scherzend an Klaus Mack (CDU-MdB): „Sie haben gegen unseren Haushalt gestimmt. Gut, dass wir trotzdem weiter die Mittel für solche Bauten bereitstellen können.“

Es läuft also weiter – bis auf den Querträger und die Frage des Pylonen und damit möglicher Verzögerungen – gut auf der Baustelle.

Die „Bosse“ sind zufrieden. Michael Theurer hatte als Horbs OB die Hochbrücke auf den Weg gebracht: „Winne, das wird das einzige Großprojekt sein, das wir zusammen entwickelt und dann auch zum Bau gebracht haben.“

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (1998 bis 2011 im Bundestag): „Anfang der 2000er dachte ich noch, die Hochbrücke Horb ist eine Fata Morgana.“ Theurer (2003 bis 2011 im Bundesvorstand der FDP) sagt: „Ich habe immer daran geglaubt, dass wir die Hochbrücke schaffen.“ Er verrät noch, dass er bei der Grundsteinlegung der Hochbrücke Horb vor einem Jahr noch zwei Heilige mit in die Zeitkapsel reingetan hat: Sankt Christophorus und Nepomuk.