Der Holzener Gesangverein „Liederkranz“ übernahm die musikalische Eröffnung des Festakts. Foto: Gudrun Gehr

750 Jahre Holzen wurden am Wochenende ausgiebig gefeiert. Der Festplatz füllte sich zur offiziellen Geburtsfeier komplett mit Gästen.

Die Eröffnung des offiziellen Teils am Samstagabend erfolgte durch 22 Aktive des Holzener Gesangvereins „Liederkranz“ unter Leitung von Ulrike Rombach. Ortsvorsteher Willi Weiß begrüßte die Gäste, darunter Landrätin Marion Dammann sowie zwei ehemalige Bürgermeister, Bernhard Winterhalter und Christian Renkert.

 

Einen historischen Abriss vermittelte Heimathistoriker Winterhalter in einem Rückblick. Die Ersterwähnung Holzens erfolgte 1275. Tatsächlich dürfte es erheblich älter sein, Funde zeugen von einer Existenz bereits seit der Jungsteinzeit. Ein wertvolles Dokument aus dem Jahr 1585, der sogenannte Behlenbrief, handelt von der Erlaubnis der gemeinsamen Nutzung des gleichnamigen Waldstücks durch die Bewohner von Riedlingen und Holzen.

Streifzug durch die Historie

Winterhalter streifte auch Nebenschauplätze der Geschichte und sagte: „Geschichte wird erst lebendig durch Geschichten.“ Ab dem Jahr 1756 wurden hölzerne Wasserleitungen – genannt Teuchel – für die damals sprudelnden neun Brunnen gebaut. Auch jetzt werden noch umständliche Zeitgenossen als „Döchel“ für die sinnbildliche „lange Leitung“ bezeichnet.

Auch zur Kandertalbahn wusste Winterhalter kaum Bekanntes zu berichten: „Ursprünglich war geplant, die Bahn von Kandern über Riedlingen durch das Feuerbachtal nach Holzen und dann weiter nach Efringen zu bauen.“ Das Vorhaben scheiterte, weil die Holzener Landwirte um ihr Land fürchteten, und weil sich der Anstieg am Ortsausgang Kandern in Richtung Riedlingen als viel zu steil für eine Dampflokomotive erwies.

Ein Präsent für die Gemeindekasse und eine Anerkennungsurkunde überreichte Landrätin Marion Dammann an Ortsvorsteher Willi Weiß. Foto: Gudrun Gehr

Aufgrund eines Vorfalls aus dem Jahr 1861 verbrachte die Holzener Verwaltungsspitze wegen Amtsmissbrauchs einige Zeit im Kreisgefängnis, das Holzener Ortsgefängnis war für die Honorablen zu klein.

Holzen verfügt über einen Graben mit der exotischen Bezeichnungen „Nil“, dieser führt nach „Ägypten“. Dieser Weg führt von der Kirchstraße zum Haus Dorfmitte. Der Ursprung der Bezeichnung konnte nicht festgestellt werden. Winterhalter schmunzelte in Richtung der Landrätin: „Wussten Sie, dass sich solch exotische Wege in Ihrem Landkreis befinden?“

Zu erfahren war auch, dass die Kanderner im Sprachgebrauch „Bänklirutscher“, die Wittlinger „Chürbsechöpf“, die Hauinger „Chrutschlämpe“ und die Holzener „Schnecken“ genannt wurden. Das Gründerehepaar des Gasthauses „Schnecke“ in Kandern waren außerdem Holzener.

Viele Besucher strömten zum Festakt. Foto: Gudrun Gehr

Seit der Gemeindereform 1974 gibt es als große Ausnahme nur zwei amtierende Ortsvorsteher, die in dieser langen Zeit einen ganz wesentlichen Anteil an der segensreichen Entwicklung der Gemeinde haben. Dies waren Fritz Zumkehr und, noch bis zum Jahresende, Willi Weiß.

Landrätin Dammann freute sich in ihrer Ansprache über die Ansiedlung der Störche im Dorf als Glücksbringer. Der dörfliche Zusammenhalt sei sehr gut und ein Vorbild im Landkreis. Hier seien „zig Projekte“ für die Allgemeinheit in Angriff genommen worden, die Entwicklung ging vom Bauerndorf über ein l(i)ebenswertes Wohndorf.

Holzener Markenzeichen

Markenzeichen seien unter anderem der Kunsthandwerkermarkt und die Genossenschaft Dorfmitte Holzen, die Menschen nach Holzen locken würden. Sie sagte: „Bleiben Sie weiterhin ein so engagiertes Dorf.“

Dammann händigte Weiß eine Urkunde des Landkreises zur Anerkennung des 750-jährigen Bestehens aus, ebenfalls wurde eine Jubiläumsgabe aufs Gemeindekonto überwiesen.

Bürgermeister-Stellvertreter Johannes Albrecht gratulierte in Vertretung von Simone Penner. Eine Gratulation kam ebenfalls von Tannenkirchs Ortsvorsteherin Birgit Ludin im Namen aller Ortsvorsteher von Kandern. Sie händigte in aller Namen einen Gutschein für die Ortschaftsräte und die Festhelfer aus. Ein weiteres Grußwort kam vom Sprecher der Holzener Vereine, Heinz Schneider. Für die zahlreichen Vereinsangehörigen sagte er: „Es ist eine Freude, in so einem Ort zu helfen“, und übergab ein Muster einer Sonnenliege, die noch in Holzen installiert wird.

Den inoffiziellen Teil bestritt das Gesangsduo „Mondzid“, das mit Schlagern und alemannischen Liedern unterhielt.