Die Nusplinger Ortsdurchfahrt wird saniert. Obwohl das Land Baden-Württemberg die Fahrbahn erneuern lässt, wird die Maßnahme auch für die Gemeinde Nusplingen eine teure Angelegenheit. Foto: Müller

Wohin mit dem verseuchten Asphalt? Diese Frage treibt derzeit die Nusplinger Gemeinderäte um. Und welche Ausführung sollen die Gehwege im Zuge der Ortsdurchfahrtsanierung erhalten? Die Luxusvariante – oder tut es auch die preisgünstigere Betonausführung?

Nusplingen - In diesem Jahr erwartet die Gemeinde Nusplingen eine große Aufgabe: Das Land Baden-Württemberg lässt die Fahrbahn der Ortsdurchfahrt sanieren. Da die Straße ohnehin aufgegraben wird, will die Gemeinde die Gelegenheit nutzen und in einem Aufwasch Kanäle und Wasserleitungen erneuern und Glasfaserkabel mitverlegen lassen. Der Vorschlag, über den derzeit verhandelt wird: Eine Gehwegseite zahlt die Gemeinde, die andere das Land.

Wie umfangreich und vor allem wie teuer die Sanierungsmaßnahme am Ende für die Gemeinde werden könnte, lässt sich aktuell nur erahnen. Wie Frank Müller vom Ingenieurbüro Sigmaringer Kovacic, in dessen Hände die Bauplanung liegt, den Nusplinger Gemeinderäten in der Sitzung am Donnerstag mitteilte, gibt es noch keinen Rahmenvertrag, der die genaue Kostenverteilung klären würde. Im Juni vergangenen Jahres hatte es noch geheißen, das Land Baden-Württemberg werde die gesamte Fahrbahn mit Deck- und Tragschicht erneuern, doch im Dezember kam der partielle Rückzieher: An manchen Stellen werde man lediglich die obersten vier Zentimeter saniert, anderswo dafür etwas mehr. Die erhoffte Präzisierung in der Sitzung blieb aus: Die Gemeinde hatte einen Vertreter des Regierungspräsidiums Tübingen eingeladen, doch gekommen war niemand.

Das Land will offenbar nur an der Oberfläche kratzen – sind die für die Kanalarbeiten und die Erneuerung der Wasserleitungen notwendigen Grabungen damit ausschließlich Sache der Gemeinde – und die Kosten ebenfalls? Eine Sanierung der Wasserrohre ist unumgänglich – sie sind entweder marode und brüchig oder stammen noch aus der Kaiserzeit. Eine gute Nachricht brachte Müller immerhin mit: An den Ortseingängen sind die Rohre so weit in Ordnung, dass eine Ausbesserung im geschlossenen Verfahren, also ohne dass die ganze Fahrbahn aufgerissen werden muss, möglich wird.

Schnelle Preisauskunft fällt nicht leicht

"Es ist nicht einfach, da ein Preisschild dran zu hängen", gestand Frank Müller. Doch gerade das ist die Aufgabe, die er bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 17. Februar, zu lösen hat. Die Gemeinderäte wiederum sollen die Extras auflisten, die sie bei der Ortsdurchfahrtsanierung berücksichtigt sehen wollen. Viele Posten hängen voneinander ab und die Möglichkeiten sind vielfältig.

Darf es die Luxusvariante sein, oder sagt der Blick in den Geldbeutel etwas anderes? Vorschlagen lassen kann man sich ja mal den "Mercedes", erklärte Michael Schlude, der sich eingestandenermaßen schwer tat, mit der Fülle der Variationen. Nach aktuellem Verhandlungsstand zahlt das Land die Herstellung der Gehwege in der aktuellen Ausführung. Sprich: Grauer Beton. Mehrkosten von allem, was optisch ansprechender ist – beispielsweise Bordsteine aus Granit oder bunter Pflasterstein – trägt die Gemeinde. Hans Hager sprach sich für Pflasterstein aus – dieser lasse sich später besser reparieren und sei weniger anfällig für Risse als Asphalt. Zudem kontrastiere er farblich mit der asphaltierten Straße, was zusätzliche Sicherheit bedeuten könnte.

Eine weitere Gretchenfrage betrifft den Flächenbedarf. Müller überschlug grob und kam auf eine Schätzung von zirka 2500 Quadratmetern – je nachdem ob nur die eine Bordsteinseite erneuert werde oder auch die gegenüberliegende. Hager geriet ins Grübeln: Seien, wenn die Sanierung der Kanäle und Wasserleitungen eh schon teuer werde, weitere 125 000 Euro für die "Visitenkarte der Ortschaft" überhaupt drin?

Ferner besteht die Möglichkeit, im Zuge der Baumaßnahmen die Straßenbeleuchtung entlang der Ortsdurchfahrt zu optimieren. Beispielsweise könnten Steuerungskabel in den Boden eingelassen werden, die es ermöglichen, die Straßenlaternen extra anzusteuern und sie damit etwa zeitlich begrenzt einzuschalten oder nur jede zweite Laterne nachts brennen zu lassen. Die Ortsdurchfahrt bräuchte hierfür ein eigenes Beleuchtungsnetz.

Für manches gibt es keine Ersatzteile mehr

Müller betonte, dass diese Maßnahme nicht sofort umgesetzt werden müsse, doch biete es sich an, die für die Aufrüstung benötigte Infrastruktur, etwa Leerrohr und Mastfundamente, bei dieser Gelegenheit bereits einzubauen – so billig bekomme man sie später nicht mehr. Die Gemeinderäte fanden die Idee gut und verlangten einen Kostenvoranschlag. Dass diejenigen Teile der Straßenlaternen, für die es sowieso keine Ersatzteile mehr gibt, erneuert werden müssen, steht außer Frage.

Des weiteren besteht noch die Möglichkeit, die Infrastruktur für eine Elektrostation am Rathaus – sprich: Leerrohre – vorzubereiten. Auch diese Idee gefiel den Gemeinderäten, zumal sich der Kostenaufwand in Grenzen zu halten scheint.

Allerdings hatte Müller noch eine schlechte Nachricht zum Thema Straßenbau im Gepäck. Die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung liegen vor: Die einzelnen Schichten der Asphaltschicht sind teilweise so stark mit Schadstoffen belastet, dass eine Entsorgung als Sondermüll unumgänglich ist. Für den Teer, der krebserregende Stoffe enthält, gibt es nur einen Weg, und der führt nach Rotterdam.

Nicht gerade um die Ecke, befanden die Gemeinderäte, und entsprechend teuer: 75 Euro pro Tonne kostet die Entsorgung – plus Transport. Was die Gemeinderäte besonders ärgert: Wenn die Gemeinde auf eigene Faust gräbt, um Kanäle und Leitungen zu sanieren, ist sie die Verursacherin des Sondermülls und in der Pflicht, diesen sachgerecht zu entsorgen – eingebaut hat das Material hingegen vor Jahrzehnten das Land. Hängt seine Entscheidung, bei der Fahrbahnsanierung an der Oberfläche zu bleiben, mit der hohen Schadstoffbelastung zusammen? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.