Der zweite Bauabschnitt erstreckt sich vom Marktplatz bis zum südlichen Ortsausgang. Foto: Marschal

Der erste Bauabschnitt der Ortsdurchfahrtsanierung ist auf der Zielgeraden; der zweite, deutlich teurere Bauabschnitt in Planung. Die Kostenschätzung schockierte die Gemeinderäte: 2,6 Millionen Euro – und das nur für die Gemeinde.

Nusplingen - Es war klar, dass der zweite Bauabschnitt der Nusplinger Ortsdurchfahrtsanierung nicht günstig und deutlich teurer als der erste werden wird. Doch als Bauleiter Andreas Musen vom Sigmaringer Planungsbüro Kovacic in der Gemeinderatssitzung die Kostenschätzung nannte, musste nicht nur Kämmerer Tobias Kech tief durchatmen.

2,6 Millionen Euro bleiben geschätzt an der Gemeinde hängen, weitere 1,1 Millionen Euro kommen auf das Land Baden-Württemberg zu, das gemeinsam mit der Gemeinde die Ortsdurchfahrt saniert. "Wir sind alle geplättet", sagte Hans Hager stellvertretend für seine Ratskollegen.

Die Preise schwanken stark

Denn welche Summen am Ende der Submission steht, lässt sich nur erahnen. Die Erfahrung der vergangenen Monate zeigte, dass die Preisspannen der Bieter oft immens waren. "Es ist derzeit eine schwierige Lage, die Materialpreise schwanken stark". Doch der Experte weiß, dass Baufirmen gerade händeringend nach Aufträgen suchen, da die hohen Preise viele potenzielle Bauherren zurückhalten. Bürgermeister Jörg Alisch stellte auch eine mögliche Kreditaufnahme in den Raum. Derweil soll die Gemeinde laut Musen auch nur die Stellen zahlen, an denen Wasserleitetungen erneuert werden, alles andere soll auf den Deckel des Landes gehen.

Der zweite Bauabschnitt erstreckt sich vom Marktplatz bis zum südlichen Ortsende. Dass Teil zwei teurer als Teil eins wird, ergibt sich schon durch die größere Länge und Tiefe der Tiefbaumaßnahmen.

Am 2. Mai geht’s los

Musen empfiehlt zudem, an drei Stellen – insgesamt summieren sich diese über 130 Meter – sogenannte Verbundrohre für Frischwasser einzubauen, um Kalkrückstände etwa aus dem Rautzenbach zu verhindern. Er ergänzt, dass sich die Gesamtschätzung um rund 200 000 Euro reduziert, wenn man die nicht zwingend notwendigen, aber empfohlenen Verbundrohre auf den 50 Metern zum Rautzenbach hoch weglässt.

Der Fahrplan für den zweiten Bauabschnitt steht auch schon fest. Am 2. Mai sollen die Bagger anrücken; dies sei bereits mit dem Landkreis und den Nachbarlandkreisen abgestimmt, um frühzeitig die Umleitungsregelungen planen zu können. Die Ausschreibung der Arbeiten soll am 17. Januar veröffentlicht werden. Da bereits die Schwenniger Firma Stingel für den ersten Bauabschnitt verantwortlich war, hörte man bei den Gemeinderäten heraus, dass man sich eine Ortsdurchfahrt aus einem Guss wünscht – doch am Ende bleiben die Ausschreibungsangebote abzuwarten. In der Gemeinderatssitzung am 9. März soll dann schließlich vergeben werden.

Tiefbauarbeiten haben Priorität

Beim ersten Bauabschnitt, der sich vom Marktplatz aus bis zu den Tennisplätzen erstreckt und in drei Teilstücke aufgeteilt ist, werde derweil auf Hochtouren gearbeitet. Drei Bautrupps sind aktuell zugange, damit die Tiefbauarbeiten bis zum Wintereinbruch abgeschlossen sind und die Umleitung, die auch viele Anwohner in der Unteren- respektive Oberen Kirchstraße belastet, aufgehoben werden kann. Bis Weihnachten wolle man fertig sein.

Musen hatte noch eine Anekdote parat: Der Gehweg, der in der Kapllentorstraße neu modelliert wird, wird einen kleinen Schlenker haben. Der Tankstellenbetreiber, der von den Bauarbeiten wenig begeistert ist – schließlich bleibt daher eine Menge Kundschaft weg – möchte nicht, dass der Gehweg über sein Privatgrundstück gebaut wird, auch wenn Musen eine Flurbereinigung in Aussicht stellte, die auch ihm zugute kommen werde.

Da sich mit der Kostenschätzung alles ändert, muss Kech nochmals rechnen. Die Vorberatung des Haushaltsplanes 2023, die eigentlich für die Sitzung am Donnerstagabend angedacht war, wurde daher nochmals vertagt.