Seit Mittwoch gibt es in Bochingen kein Durchkommen mehr. Foto: Reimer

Und plötzlich taucht eine weitere Sperrung aus dem Nichts auf. Diesmal trifft es die Bochinger Ortsdurchfahrt. Seit Mittwoch sind dort die Bagger am Werk. In der Bevölkerung brodelt es gewaltig.

Oberndorf-Bochingen - Nachdem die Strecke zwischen Bochingen und Wittershausen wegen Bauarbeiten gesperrt werden musste, trifft es nun den Ortskern. Der Verkehr wird über die Kappellenstraße, Sigmarswanger Straße und die Kaltenbergstraße umgeleitet.

Bäckerei muss schließen

Erneut herrscht große Verärgerung. Denn auch über diese Maßnahme wurde die Öffentlichkeit nicht informiert. Die Bäckerei "’s Backkörble" trifft es dabei besonders hart. Hier bleiben wegen der Straßensperrung die Kunden fern. Die Folge: Die Bochinger Filiale muss vorübergehend dicht machen. "Am Mittwoch wurde im Laufe des Tages ohne vorherige Information plötzlich die Ortsdurchfahrt gesperrt. Sämtliche produzierten Backwaren mussten dann abends weggeworfen werden", heißt es auf der Internet-Seite der Bäckerei. Nur noch Ortskundige würden den Weg zur Filiale finden.

Was hat es mit den Sperrungen in Bochingen nun auf sich? Und wie lange müssen sich Bürger gedulden? Das Rottweiler Landratsamt klärt auf erneute Anfrage unserer Redaktion auf.

Vollsperrung nötig

Auf der K 5502 zwischen Bochingen und Wittershausen wird die Deckschicht der Straße erneuert und der neue Anschluss an das Gewerbegebiet Vogelloch gebaut, erklärt Pressereferentin Andrea Schmider. Die Verkehrsrechtliche Anordnung und somit die Sperrung hat das Landratsamt als Untere Straßenverkehrsbehörde erlassen. Die Anordnung wurde von der Stadt Oberndorf beantragt.

"Für diese Arbeiten musste die Straße voll gesperrt werden. Es handelt sich dabei um den zweiten Bauabschnitt für die Erweiterung des Vogellochs; schon der erste Bauabschnitt, der 2021 umgesetzt wurde, hatte eine Vollsperrung zur Folge", erklärt Schmider. Die Sperrung bleibt bis spätestens 25. November bestehen.

Stadtverwaltung anderer Ansicht

Die Stadtverwaltung Oberndorf war scheinbar anderer Ansicht. "Unseres Erachtens war keine Vollsperrung notwendig. Der Anschluss des Gewerbegebietes Vogelloch hätte in diesem Bereich durchaus auch mit einer halbseitigen Sperrung mit Ampelregelung durchgeführt werden können", teilt Bürgermeister Hermann Acker auf Anfrage mit.

Das Landratsamt hat auch die Sperrung der Ortsdurchfahrt angeordnet. In der Balinger Straße (L  415) wird auf Höhe der Tankstelle gearbeitet. "In dem Bereich muss ein Abwasserkanal für zwei Einfamilienhäuser erstellt werden. Die Maßnahme erfordert eine Vollsperrung. Eine halbseitige Sperrung mit Ampelregelung war wegen der Position der Kanalanschlüsse nicht möglich", erklärt die Pressereferentin. Die Strecke ist bis längstens 29. November gesperrt.

Zeitersparnis

Doch warum ausgerechnet zwei Baustellen gleichzeitig? Die Maßnahmen überschneiden sich nur zeitlich, nicht räumlich, so die Sprecherin. Dadurch erhoffe man sich eine Zeitersparnis, zumal beide Maßnahmen noch vor Wintereinbruch umgesetzt werden sollten. "Sonst würden sich die Baustellen bis ins nächste Jahr ziehen."

Man versuche zwar grundsätzlich auf Vollsperrungen zu verzichten, allerdings lassen sich diese nicht immer vermeiden. Das habe technische Gründe oder solle die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleisten. "Gerade Asphaltarbeiten werden inzwischen üblicherweise unter Vollsperrung durchgeführt. Dies sieht auch die Arbeitsstellenrichtlinie so vor."

Doch warum wurde die Öffentlichkeit vorab nicht informiert? Bei einer Verkehrsrechtlichen Anordnung werde dem Antragsteller vom Landratsamt aufgetragen, die Maßnahme frühzeitig bekanntzumachen. Das Landratsamt informiere die Öffentlichkeit üblicherweise nur bei großen und längerfristigen Maßnahmen.