„So viele Menschen waren zur Ortschaftsrat-Sitzung noch nie in diesem Raum“, hat Ortsvorsteher Peter Landenberger am Montagabend festgestellt. Die Laufener Bürger treibt das Thema Hochwasserschutz um – ein immer wiederkehrendes Problem.
Mit dem Gedenken an den unerwartet verstorbenen Lautlinger Ortsvorsteher Heiko-Peter Melle hatte die Sitzung des Ortschaftsrats Laufen begonnen – danach ging es um das Aufreger-Thema Hochwasser.
Keller, Straßen und Grundstücke in Laufen sind durch Starkregen immer wieder überflutet worden. Markus Heberle vom Ingenieurbüro Heberle und Sascha Losleben, Hochwasserexperte des Dezernats III der Stadt, haben sich eingehend mit dem Thema befasst; Heberle, dessen Büro sich laut seinen Angaben in den vergangen Jahren auf Starkregenrisikomanagement spezialisiert hat, schilderte ausführlich, wie sich die Situation am Steinbach und am Gräbelesberg nach Begehungen am Steinbach, in der Gräbelesberg- und der Fürstäckerstraße darstellt. Geprüft wurde, wo das Wasser bei Starkregen abfließen kann und an welcher Stelle es dann zu Überflutungen kommt.
Den Ausschlag gibt die Kosten-Nutzen-Rechnung
Unter anderem wurden die Folgen bei unterschiedlicher Niederschlagsdauer untersucht und der Kanal befahren. Das untersuchte Gebiet sei etwa fünf Quadratkilometer groß, 70 Prozent davon seien bewaldet. Am Einlauf des Steinbachs laufe das Wasser tatsächlich in die Rohrleitung – und nicht daran vorbei. „Die Verdolung ist eigentlich leistungsfähig, aber entscheidend ist die Einlaufsituation“, erklärte Heberle.
Alles eine Frage der Kosten-Nutzen-Relation
Welche Maßnahme getroffen werde, hänge von der Kosten-Nutzen-Rechnung ab: Was kostet sie, und welcher Schaden kann durch sie verhindert oder vermindert werden? Heberle nannte drei mögliche Varianten am Steinbach, darunter die Errichtung eines Treibholzrechens, der Totholz abfangen soll, gleich am Waldrand, den Bau eines Rückhaltebeckens und die Optimierung des Einlaufbauwerks der Verdolung an der Dobelstraße. Auch der Bau eines Geröllfangs komme in Betracht.
Ortschaftsrat Christian Schlegel gab zu bedenken, dass es bereits zwei Rechen gebe, die aber stark in Mitleidenschaft gezogen seien – sie sollen, wie die Experten versicherten, zeitnah instandgesetzt werden. Im Fokus stehe indes der Steinbach und dessen Einlauf. Ferner sei es denkbar, am Gräbelesberg eine große Abflussrinne zu bauen, um Hochwasser abzufangen. Dies sei aber mit hohem Aufwand verbunden.
„Jeder Anwohner trägt selbst Verantwortung“
Der Experte verwies darauf, dass jeder Anwohner verpflichtet sei, selbst Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Hochwasserfolgen zu treffen. Das sei gesetzlich so geregelt. Allerdings dürfe das Wasser nicht dort hingeleitet werden, wo es anderen schaden könne.
Für die Stadt stellt sich laut Heberle bei Maßnahmen wie am Gräbelesberg und der Fürstäckerstraße die Frage der Wirtschaftlichkeit – alle Maßnahmen sei mit erheblichen Kosten verbunden. Worauf Ortsvorsteher Peter Landenberger ein Wort für die Anwohner einlegte: „Objektschutz gut und recht, aber es muss eine Lösung gefunden werden, um das Wasser ordentlich abzuleiten.“ Ein vorhandener Kanal könnte reaktiviert werden, schlugen Anwohner vor, worauf Sascha Losleben erwiderte, dass hier noch keine abschließende Entscheidung gefallen sei.
Bei den bisherigen Hochwasserereignissen wird es nicht bleiben
Mit Blick auf die kommunale Daseinsvorsorge pflichtete Oberbürgermeister Roland Tralmer Landenberger bei: „Wir können die Leute nicht sich selbst überlassen.“ Klar sei, es werde nicht bei den bisherigen Hochwasserereignissen bleiben: „Darauf müssen wir uns einstellen.“ Man müsse alles anpacken und Stück für Stück auf den Weg bringen, ehe Personenschaden entstehe. Mehrfach im Jahr unter Wasser zu stehen, sei kein Zustand.
Christian Schlegel ergänzte: „Man kann mit ein paar Kleinigkeiten schon viel erreichen – vielleicht ein paar alte Gräben wieder öffnen.“ Die Bereitschaft der Bürger, aktiv mitzuhelfen, sei da. Und der bereits vorhandene Kanal ist, wie ein Fachmann in den Zuhörerreihen sagte, so angelegt, dass er ausreichen sollte. Sowohl Markus Heberle als auch die Vertreter der Stadt Albstadt sicherten zu: „Wir schauen uns das alles ganz genau an.“