Hohe Baukosten und Zinsen sowie weitere Entwicklungen verzögern Projekte – auch in St. Georgen. Auch auf dem Haller-Areal, wo Wohnraum entstehen soll, herrscht schon längere Zeit Stillstand. (Archivfoto) Foto: Helen Moser

Für Gesundheitsversorgung, Gastronomie und Immobilienmarkt in St. Georgen hagelt es Kritik. Der Bürgermeister sieht das teils anders.

Zu wenig gastronomische Angebote, zu wenig bezahlbarer Wohnraum und eine medizinische Versorgungslage, die zu wünschen übrig lässt – die Kritikpunkte, die beim Orts-Check zutage treten, sind klar. Auf Anfrage unserer Redaktion bezieht Bürgermeister Michael Rieger Stellung. Und er kann nicht jede Kritik nachvollziehen.

 

Mit 5,91 Punkten fährt die Bergstadt im Bereich Immobilienmarkt ihr drittschlechtestes Ergebnis ein. Wie ist das Wohnungsangebot in der Stadt? Wie bewerten die Teilnehmer die Höhen der Mieten und Kaufpreise? Darum ging es in diesem Bereich – und das Ergebnis ist klar: gerade einmal etwas besser als mittelmäßig, finden die Teilnehmer des Orts-Checks. Damit ordnet sich die Bergstadt im Vergleich zu den anderen Kommunen zwar auf Platz vier ein – was aber weniger am guten Abschneiden der Bergstadt liegt und vielmehr daran, dass viele andere Städte und Gemeinden noch schlechter aufgestellt sind.

Kritische Situation bei Immobilien

Und wie sieht Bürgermeister Rieger die Sache? „Das ist eine kritische Entwicklung generell“, meint der Rathauschef in Bezug auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt. „Bauen, auch im Mietwohnungsbereich, ist sündhaft teuer geworden. Wenn beim Bau die Herstellungskosten bei 5000 Euro für einen Quadratmeter liegen, kann in unserer Region eigentlich niemand mehr Mietwohnungen bauen, weil er sie für 15 bis 20 Euro kalt vermieten müsste. Das ist hier nicht machbar.“

Für den Bürgermeister ist deshalb klar: Wenn sich daran nichts ändert und die Baukosten sowie die Zinssituation sich nicht nennenswert wandeln, „wird diese Situation weiter anhalten“, erklärt Rieger. Dann sieht es auch für den Immobilienmarkt in St. Georgen schlecht aus. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt sind jedoch begrenzt.

Gastro-Angebot hängt auch von Nachfrage ab

Das gilt auch für das gastronomische Angebot. „Wenn leerstehende Räumlichkeiten attraktiv und ansprechend sind sowie heutigen Standards genügen, helfen wir gerne in der Vermittlung oder Suche“, betont Rieger. Dennoch könne die Stadtverwaltung nicht direkt eingreifen, „denn wenn das Lokal dann später nicht gut läuft, werden wir dafür verantwortlich gemacht“.

Dabei, meint der Bürgermeister, hänge die Frage, ob die Gastronomie überlegen könne von ganz anderen Faktoren ab, unter anderem von der Nachfrage. „Man muss das Angebot dann halt auch annehmen. Nur wegen eines gut gehenden Stammtisches kann kein Gastronom überleben“, stellt Rieger klar. Aber auch die Qualität des Angebots wirke sich selbstredend aus: „Gute Gastronomie wird gute Chancen haben, sofern das Personalproblem in den Griff zu bekommen ist. Das betrifft mittlerweile das gesamte Land.“

Ärzteversorgung eigentlich gut

Nicht ganz nachvollziehen kann Rieger die Kritik an der medizinischen Versorgungslage. „Wir sind in der ärztlichen Versorgung im Vergleich bis jetzt überhaupt nicht schlecht aufgestellt“, betont er. Und das komme nicht von ungefähr: „Wir und auch ich persönlich haben bei der Ärzteversorgung große Anstrengungen unternommen.“

Besser gehe zwar immer. Aber hier sieht Rieger die Stadtverwaltung nicht in der Pflicht: „Da sind die große Politik und die kassenärztliche Vereinigung gefragt, wenn es um mehr Fachärzte, beispielsweise Kinderärzte, gehen sollte.“

Denn derzeit habe St. Georgen rechtlich gar nicht die Möglichkeit, dass sich ein Kinderarzt hier niederlassen dürfe. „Das gefällt uns überhaupt nicht, aber ich kann da so gut wie nichts tun. Nicht vergessen werden sollte, dass wir wieder eine Frauenärztin und eine Augenarztpraxis haben. Beim allgemeinen Fachärztemangel ist das nicht hoch genug einzuschätzen.“