In der großen Umfrage gibt es trotz guter Noten in puncto Sicherheit auch einige Denkanstöße für die Region um Villingen-Schwenningen.
Knapp über dem kreisweiten Durchschnittswert des Schwarzwald-Baar-Kreises über alle Kategorien hinweg, der bei 6,53 liegt, rangiert in der Bewertung durch die Befragten das Thema Sicherheit. „Bisher war es hier, trotz geringer Polizeipräsenz, sicher zu leben“, schrieb beispielsweise ein Leser in die Kommentarspalte.
Insgesamt 6,56 Punkte vergaben die Teilnehmer beim Orts-Check 2024 in dieser Kategorie.
„Wie sicher fühlen Sie sich in Ihrer Stadt/Gemeinde?“ und „Wie bewerten Sie die Präsenz/Sichtbarkeit der Polizei in Ihrer Stadt/Gemeinde?“ haben wir die Bürger gefragt. Mit 6,56 ist die Bewertung 2024 ein klein wenig schlechter ausgefallen als zwei Jahre zuvor mit 6,64.
Top-Platzierungen und Schlusslichter
Heuer belegt die Kategorie Sicherheit den fünften Platz in der Gesamtbewertung. Eine Top-Position nimmt hier Bräunlingen mit 7,43 Punkten ein – Platz 2 und 3 folgen fast gleichauf: Königsfeld mit 7,39 und Dauchingen mit 7,38 Punkten. Platz 13 Tuningen liegt genau auf dem Gebietsschnitt von 6,56 Punkten. Das Schlusslicht bildet Trossingen am Ende des Rankings mit 4,31 Punkten.
Doch auch Villingen-Schwenningen ist mit der vorletzten Stelle in dieser Kategorie kein Logenplatz sicher. Letzteres drückten die Leser auch in der Kommentarspalte beim Orts-Check aus. Kaum ein Ort wird darin im Zusammenhang mit mangelhaftem Sicherheitsgefühl so oft erwähnt wie der württembergische Bezirk der Großen Kreisstadt.
Schwenningen kommt schlecht weg
„Ich wohne in Schwenningen und fühle mich absolut nicht mehr sicher. Es laufen wirklich viele nicht vertrauenswürdige Menschen in der Innenstadt rum“, schreibt beispielsweise ein Befragter. Eine Frau drückt das mit ihrem Wunsch nach „mehr Polizeipräsenz am Abend in Parks und an Bahnhöfen“ aus und meint, „man fühlt sich als Frau abends nicht mehr sicher! (...) Schwenningen hat unter Auswärtigen den Ruf eines ’Ghettos’“ Auffallend viele Kommentare gehen auf ähnliche Weise hart mit Schwenningen ins Gericht, so dass ein Leser empfiehlt: „Man sollte was für die allgemeine Sicherheit tun. Man traut sich nicht mehr alleine durch Schwenningen zu laufen.“
Zuwanderung verunsichert
Wie diese Maßnahme aussehen könnte, davon haben offenbar viele eine Vorstellung: mehr Polizeipräsenz. Dass die Polizei den Bürgern Sicherheit vermittelt und sie Polizisten Vertrauen schenken, geht zumindest aus einigen Zitaten der Umfrageteilnehmer hervor, beispielsweise auch aus diesem Wunsch eines Blumbergers: „Ich würde mir in Blumberg mehr Polizeipräsenz wünschen. Vor allem abends fühlt man sich nicht wohl“, während sich ein Schwenninger ganz einfach „mehr Polizei“ wünscht.
Die Klagen über mangelnde Sicherheit gehen oft einher mit der Kritik an Migranten und Zuwanderung.
Doch wie empfindet der Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises, Sven Hinterseh, die Sicherheit in der Region? Im Gespräch mit unserer Redaktion stellt er zunächst einmal klar: „Im Großen und Ganzen funktionieren unsere Gemeinschaftsunterkünfte recht ordentlich.“ Er wolle „nichts schönreden“, klar sei, dass in den Jahren 2015 und Folgende sowie 2021 starke Zuzüge verzeichnet worden seien von Menschen, die auf der Flucht sind. Und leider passiere deutschlandweit immer wieder Schlimmes, das dazu führe, „dass viele unsere Mitbürger Sorge haben, dass so etwas womöglich auch bei ihnen, in ihrer Nachbarschaft passieren könnte“.
„Wir nehmen Ängste und Sorgen ernst“
Das sei im übrigen auch gar nicht zu kritisieren, im Gegenteil: Das subjektive Sicherheitsempfinden sei „ein riesengroßes Thema“. „Wir nehmen die Ängste und Sorgen der Menschen sehr sehr ernst“, gerade mit Blick auf die aktuell zwölf Gemeinschaftsunterkünfte stehe der Landkreis deshalb auch immer mit der Nachbarschaft der Einrichtungen in Kontakt – offenbar funktioniere das Zusammenleben großteils, sonst müsse die Verwaltung „ja täglich etwas hören, wenn es anders wäre“ – und viele Unterkünfte lägen direkt in Wohngebieten.
Menschen sollen nicht kriminalisiert werden
Sicherlich sei die starke Zuwanderung der letzten Jahre ein großes Thema, das man nicht einfach so wegwischen dürfe, so Hinterseh. Als Gesellschaft müsse die Region auch „die Kraft haben“, Probleme zu benennen – egal in welchem politischen Spektrum man sich befinde. Probleme zu verschweigen, bringe nichts. Aber Hinterseh appelliert auch, aufzupassen, „dass wir die Menschen, die zu uns kommen, eben nicht kriminalisieren und nicht vorverurteilen“. „Das ist mir wichtig“, betont Hinterseh. Man solle die Probleme weder kleiner, noch größer machen, sondern „einfach ohne Schaum vom Mund benennen, adressieren und versuchen sie dann gemeinsam anzugehen“, um ein Zusammenleben zu organisieren, dass problem- und konfliktfrei ist.
Der Landkreis habe dabei sicherlich noch einige Hausaufgaben zu bewältigen und stehe vor Themen, welchen man sich „noch mehr“ stellen müsse, etwa im Bereich Spracherwerb und Integration.
Fokus auf viele gelungene Initiativen
Gleichzeitig blickt Hinterseh aber auch auf viele gelungene Projekte und großes bürgerschaftliches Engagement, die dazu beitragen, solche Ängste und Sorgen gar nicht erst entstehen zu lassen, in St. Georgen beispielsweise, hebt Hinterseh auf Wunsch ein Projekt stellvertretend hervor: Im Bürgerzentrum Roter Löwen etwa will man mit einem breiten Angebot auf die Herausforderungen unserer Zeit antworten. Unter einem Dach sind hier verschiedene Angebote zu finden – von der Familienberatung über das Jugendhaus, die Wirkstatt und das Café Vielfalt bis hin zur Eingliederungshilfe, dem Pflegestützpunkt oder verschiedenen Sozialdiensten und der Diakonie oder gar die Schuldnerberatung.
„Ich glaube, es gelingt viel mehr gut als es nicht gelingt“, bilanziert Hinterseh mit Blick auf solche Errungenschaften in der Region zufrieden, wissend, dass auch solche gelungenen Projekte und ein daraus resultierendes harmonisches Zusammenleben dem Sicherheitsgefühl zuträglich sind.