Einmal mehr gibt es Diskussionen um die Zukunft des Lahrer Krankenhauses. Foto: Keiper

Wackelt der Umbau des Lahrer Krankenhauses? Diese Frage treibt die Politik im Altkreis um. Hintergrund sind Forderungen des medizinischen Fachpersonals und ein noch fehlender Förderbescheid. In Offenburg sieht man indes keinen Grund zur Sorge.

Lahr – Es grummelt im Hintergrund. Thema: das Krankenhaus, genauer – dessen Sanierung. 250 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren am Standort Klostenstraße investiert werden. Das ist Teil der Agenda 2030, die die Neustrukturierung der Klinik-Landschaft im Ortenaukreis zum Ziel hat. Demnach soll es künftig vier Krankenhäuser im Kreis geben: Offenburg, Achern, Lahr und Wolfach. Das Land hat für das Mammutprojekt eine mündliche Förderzusage von 60 Prozent gegeben. Für die Neubauten in Offenburg und Achern hat der Kreis bereits schwarz auf weiß, dass die Planungskosten bezuschusst werden. Für die Großsanierung in Lahr indes wartet man noch auf ein Zeichen aus Stuttgart.

Gespräche zwischen den Rathauschefs im Altkreis Lahr

Das sorgt für Verunsicherung. Nach Informationen unserer Redaktion hat es in den vergangenen Wochen mehrere Gespräche zwischen den Rathauschefs im Altkreis Lahr gegeben. Man will für den Fall gewappnet sein, dass der Standort Lahr nicht mit Landesmitteln bedacht wird und deshalb auf der Strecke bleibt. Einer der Gesprächsteilnehmer erklärt unserer Redaktion: "Dann müssen wir da sein und richtig mobil machen."

Brief von Ortenauer Chefärzten an Landrat Frank Scherer

Ein weiterer Aspekt, der die Lahrer zweifeln lässt: ein gemeinsamer Brief von Ortenauer Chefärzten an Landrat Frank Scherer. Darin sollen sich die Mediziner für einen einzigen Ortenauer Klinikstandort in Offenburg aussprechen. Hintergrund sind unter anderem die zurückgehenden Patientenzahlen, die schon länger Thema am Ortenau-Klinikum sind. Laut einer gemeinsamen Erklärung von Landratsamt und Ortenau-Klinikum ist die Zahl der stationär behandelten Patienten zuletzt tatsächlich deutlich gesunken – von gut 78 000 im Jahr 2017 auf unter 63 000 im Jahr 2021. Und: "Für das Jahr 2021 erwarten wir einen weiteren Rückgang."

"Lediglich einige Patientenzimmer werden weniger gebaut«

Allerdings stecke dahinter Kalkül: "Aufgrund der zunehmenden, gewollten Ambulantisierung im Gesundheitssystem gehen die stationären Gesundheitszahlen bundesweit zurück. Dieser Trend hat sich seit Corona deutlich verstärkt." Die reduzierte Patienten- und Bettenzahl wirke sich auf das Gesamtprojekt nur gering aus. "Lediglich einige Patientenzimmer werden weniger gebaut", so das Landratsamt und das Ortenau-Klinikum. Letztlich gehe es um die medizinische Leistungsfähigkeit und nicht darum, Betten vorzuhalten. Kurzum, betonen Landratsamt und Klinik-Geschäftsführung: An den grundsätzlichen Beschlüssen der Kreisgremien zu den Neu- und Umbauten ändere sich nichts.

Die Lahrer bleiben dennoch auf der Hut. So erklärt OB Markus Ibert auf Nachfrage unserer Redaktion: "Die Stadt Lahr hat zur Kenntnis genommen, dass Förderzusagen für Offenburg und Achern vorliegen. Das muss zeitnah auch für Lahr erfolgen." Der Rathauschef bezeichnet die Agenda 2030 als "allseits anerkannte Geschäftsgrundlage". Man stehe "in intensivem Austausch auf allen Ebenen". Denn: "Die aufeinander abgestimmte Umsetzung der Beschlüsse über die Agenda 2030 an allen Standorten ist zwingende Voraussetzung, um eine gute medizinische Versorgung im gesamten Landkreis sicherzustellen."

Lahr als »unverzichtbarer Bestandteil« des Gesundheitswesens

Das sehen auch die Verantwortlichen in Offenburg so: "Das Ortenau-Klinikum in Lahr ist unverzichtbarer Bestandteil unseres Zukunftskonzepts ›Ortenau 2030 – Zukunft Gesundheit‹." Eine Auffassung, die sowohl Landrat Scherer als auch Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) "erst kürzlich bei der öffentlichen Einweihung des Zentral-OP in Offenburg erneut betont" hätten.

Dass für die Lahrer Planungskosten noch keine Förderzusage vorliege, habe rein zeitliche Gründe. Die Konzepte für Achern und Offenburg seien schlicht weiter fortgeschritten, während die Lahrer Planung zuletzt noch einmal optimiert worden sei. Der entsprechende Beschluss darüber sei erst im Mai 2022 gefasst worden, betonen Klinikum und Kreisbehörde.

Alte Sorgen

Es ist nicht das erste Mal, dass in Lahr die Angst um die Zukunft des Krankenhauses umgeht. So auch im Vorfeld der Feierlichkeit zum 50-jährigen Bestehen des Klinik-Neubaus im September vergangenen Jahres. Landrat Frank Scherer nahm dies zum Anlass, bei seiner Jubiläumsrede den Kritikern ins Gewissen zu reden. Er betonte damals, der Kreistagsbeschluss zur Klinikreform gewährleiste, dass Lahr eine "zentrale Säule" in der Gesundheitsversorgung des Ortenaukreises bleibe. Beide Standorte – Offenburg und Lahr – sollen Krankenhäuser der Maximalversorgung werden. "Diese Entwicklung ist alternativlos", so der Landrat im vergangenen Jahr. Der Standort Lahr solle im Zuge der Agenda 2030 keinesfalls geschwächt werden. Geplant sind in Lahr bis spätestens Mitte der 2030er-Jahre drei neue Gebäude: ein neues Funktionsgebäude, das Bettenhaus Nord und eine Erweiterung des Bettenhauses West.