Der Nationalpark Schwarzwald ist Lebensraum vieler Tiere. Aufgrund der Klimaerwärmung verändert sich die Fauna allerdings. Foto: Ebel

Nationalpark: Gottesanbeterinnen, Dungkäfer und Iberischer Zilzalp tauchen auch im Schwarzwald auf.

Sie gilt als eine Botin der Klimaerwärmung: In diesem Sommer wurde die Europäische Gottesanbeterin erstmals auf den Höhen des Schwarzwalds gesichtet. Ebenfalls entdeckt wurde der vom Aussterben bedrohte Dungkäfer.

"Die Gottesanbeterin gilt als besonders wärmeliebend", weiß Jörn Buse, Experte für Biodiversität im Schutzgebiet des Nationalparks. Traditionell ist dies "sicher nicht der passende Lebensraum".

Ein Grund für das Erscheinen der Fangschrecke auf den Höhen des Schwarzwalds ist laut Buse der Sommer mit seiner Hitzeperiode von Juli bis September. Er war "nach dem Rekordjahr 2003 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen". Da Insekten in der Lage seien, sehr schnell auf solche Situation zu reagieren, würden sie auch neue Populationen in bisher für sie nicht geeigneten Lebensräumen und Regionen schaffen. So war es für Buse nicht ganz überraschend, dass die Europäische Gottesanbeterin – auf Latein Mantis religiosa – im Nationalpark auftauchte. "Wir haben sie an zwei unterschiedlichen Orten entdeckt, unter anderem am Lotharpfad", berichtet der Sachbereichsleiter. Die Tiere überleben zwar den ersten Frost nicht, aber ihre Eipakete.

Ein Grund für die verstärkte Ausbreitung ist die Zunahme klimatisch geeigneter Lebensräume. "Und extreme Temperaturereignisse im Rahmen des Klimawandels begünstigen die Entstehung solcher Lebensräume", sagt Buse. In Baden-Württemberg hat sich die Fangschrecke bereits am Rhein entlang von Südbaden bis an den südlichen Odenwald sowie südlich von Heilbronn ausgebreitet.

Doch in den Hochlagen des Schwarzwalds gab es bis dato keine Nachweise. "Die nun gesichteten Tiere entstammen sicherlich den dauerhaften Vorkommen bei Oberkirch und im Achertal", sagt Buse.

Durch den überdurchschnittlich warmen Sommer gab es auch Erstnachweise anderer wärmeliebender Insektenarten, wie etwa des vom Aussterben bedrohten Dungkäfers Coprimorphus scrutator auf den Weideflächen am Schliffkopf und den von Heckrindern beweideten Grinden.

Kehrseite: Viele Arten verschwinden langsam

"Die Art zählt mit weniger als zehn Nachweisen in Deutschland zu den absoluten Raritäten", betont Buse, der die Dungkäferfauna im Nationalpark seit zwei Jahren intensiv untersucht. Auch bei den Schmetterlingen beobachteten die Forscher viele wärmeliebende Arten wie Schwalbenschwanz, Großes Eichenkarmin und Mittlerer Weinschwärmer in den Hochlagen.

Doch nicht nur die Insektenwelt ändere sich: "Bei den Vögeln können wir schon seit einigen Jahren eine deutliche Zunahme wärmeliebender Arten beobachten." Marc Förschler, Fachbereichsleiter für ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark, hat unter anderem den wärmeliebenden Bienenfresser über dem Schwarzwald beobachtet. "Und im Sommer hat oberhalb des Ruhesteins zum zweiten Mal in Folge ein Iberischer Zilpzalp sein Lied gesungen. Das ist eine sonst mediterrane Vogelart", erzählt Förschler.

Doch auch diese Medaille habe zwei Seiten: "Gleichzeitig verschwinden leider nach und nach aber auch die bisher typischen Gebirgsarten wie Zitronenzeisig und Alpen-Ringdrossel aus dem Schwarzwald. Ihnen wird es in den Sommermonaten zunehmend zu heiß."

Info: Gutes Forschungsgebiet

Verschiedene Studien zeigen, dass die Klimaerwärmung bereits erhebliche Auswirkungen auf die hiesigen Lebensräume und die darin lebenden Arten hatte. Im Schwarzwald sind diese aufgrund der großen Höhenunterschiede im Vergleich zum Rheintal sehr gut zu untersuchen. "Eines unserer Forschungsziele im Nationalpark ist es daher auch, die durch die Klimaerwärmung ausgelösten Prozesse zu erfassen, um so die lokalen Auswirkungen des Klimawandels besser verstehen zu können", sagt Fachsbereichsleiter Marc Förschler vom Nationalparkzentrum.