Erst- und Zweitklässler in der Ortenau können künftig im Rahmen des VHS-Projekts "Spiel und Parle" wieder Französisch lernen. Foto: VHS Ortenau

Bildung: Ortenau nimmt Zweisprachigkeit selbst in die Hand / Auch Kinder in Frankreich beim Projekt dabei

Ortenau - Vor drei Jahren hatte das Land den Französisch-Unterricht in der ersten und zweiten Klasse eingestellt. Die Ortenau nimmt diesen nun wieder auf: Mit dem Projekt "Spiel und Parle" fördert der Kreis seit diesem Schuljahr die Zweisprachigkeit.

Die VHS Ortenau hat auf Initiative von Landrat Frank Scherer ein Angebot zum frühen und spielerischen Erwerb der deutschen und französischen Sprache für Grundschulkinder im Eurodistrikt Straßburg-Ortenau gestartet. Mit dem Projekt "Zweisprachigkeit für Kinder: Spiel und Parle" werden sprachlicher und interkultureller Kompetenzen im Eurodistrikt gefördert.

"In der deutsch-französischen Grenzregion sind Kenntnisse der Sprache und der Kultur des Nachbarn wesentliche Schlüsselkompetenzen für viele Lebensbereiche", so der Landrat. Die frühe zweisprachige Erziehung erleichtere das spätere Erlernen von Fremdsprachen und erhöhe das Verständnis für andere Kulturen. Diese Kompetenzen seien gerade in Grenznähe, aber auch in ganz Europa wichtig. "Die Abschaffung des Französisch-Unterrichts in den beiden ersten Grundschulklassen in Baden-Württemberg ab dem Schuljahr 2018/19 halte ich noch immer für einen Fehler. Deshalb habe ich die Volkshochschule Ortenau gebeten, ein Projekt auf die Beine zu stellen, das Grundschulkindern links und rechts des Rheins ermöglicht, die Sprache des Nachbarn spielerisch und freiwillig schon in der Grundschule kennenzulernen", so Scherer.

Seit September macht die Volkshochschule Ortenau daher in Kooperation mit dem Eurodistrikt Straßburg-Ortenau, den Volkshochschulen Lahr und Offenburg sowie französischen Bildungspartnern aus Erstein und Straßburg Kindern im Grundschulalter im Eurodistrikt ein freiwilliges Unterrichtsangebot. Einmal pro Woche geben dabei Volkshochschul-Dozenten oder französische Sprachanimateure den Grundschulkindern auf spielerische und kreative Art Sprachunterricht. Mit Spielen, Liedern und Literatur erlernen die Kinder einen ersten Grundwortschatz. Die Schulstunde ist in den Ganztagsbetrieb oder die Nachmittagsbetreuung integriert. Die Eltern bezahlen eine geringe Kursgebühr. Pro Schuljahr ist außerdem mindestens eine eintägige Begegnung in Deutschland oder Frankreich geplant, die von deutschen und französischen Dozenten gemeinsam organisiert wird und durch Briefwechsel oder Videokonferenzen zwischen den Kindern vorbereitet werden soll.

Scherer ist froh, dass das Projekt "Spiel und Parle" nun starten konnte. "Ich freue mich, dass der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau das Projekt in diesem Schuljahr mit 20 000 Euro fördert. Dieses Geld ist gewinnbringend investiert, davon bin ich überzeugt."

Insgesamt nehmen zum Auftakt etwa 50 französische und 50 deutsche Kinder am freiwilligen Unterricht teil, auf deutscher Seite in der Geroldseckerschule in Lahr, der Schauenburgschule in Urloffen und der Grund- und Werkrealschule in Rheinau. In den kommenden Jahren soll das Kursangebot weiter ausgebaut werden.

Das Kultusministerium hat auf Initiative der damaligen Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) den Französisch-Unterricht in der ersten und zweiten Klasse zum Schuljahr 2018/19 abgeschafft. Dadurch sollten zusätzliche Stunden gewonnen werden, um Defizite im Bereich Lesen, Schreiben und Rechnen aufzuholen. Von Seiten der Eltern und der Wissenschaft gab es damals Kritik an der Maßnahme.