Im kommenden Jahr werden monatlich rund 40 minderjährige Flüchtlinge ohne ihre Eltern in den Ortenaukreis kommen. Foto: Deck

Asyl: Landratsamt bringt 183 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter. Zahlen wird vermutlich weiter steigen.

Ortenau - Derzeit sind im Ortenaukreis 183 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Darum kümmert sich das Landratsamt in Offenburg, das allerdings an seine Grenzen stößt.

Die Zahl der unbegleiteten Jugendlichen nimmt weiter zu. Ende 2014 befanden sich im Ortenaukreis 49 junge Flüchtlinge in Betreuung des Jugendamts, zurzeit sind es 183. Landesintern unterschreitet der Ortenaukreis damit jedoch trotzdem die Aufnahmequote, teilt das Landratsamt mit. Für 2016 werden die Zahlen vermutlich weiter steigen. Man geht davon aus, dass monatlich 40 Kinder und Jugendliche dem Kreis zugewiesen werden.

Das Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher ist am 1. November in Kraft getreten. Es regelt ein bundesweites Verteilverfahren, wonach alle unbegleiteten Jugendlichen nach dem "Königsteiner Schlüssel" auf die einzelnen Bundesländer verteilt werden. Dabei orientiert man sich an den Einwohnerzahlen. Der Ortenaukreis hat so eine Aufnahmequote von 3,88 Prozent.

Vor Inkrafttreten des Gesetzes wurden bundesweit bei den Jugendämtern die Bestandszahlen erhoben, um die Aufnahmequoten zu ermitteln. Dabei haben sich die Vermutungen der letzten Monate bestätigt, dass Baden-Württemberg ein sogenanntes "Nehmerland" ist und in den nächsten Monaten mit erheblichen Zuweisungen, insbesondere aus Bayern, rechnen muss. Die Jugendämter bekommen nun alle drei bis vier Wochen Kinder und Jugendlichen ohne Begleitung zugewiesen. Außerdem müssen die Ämter seit November werktäglich bis 10 Uhr seine Bestandsfälle getrennt nach "Altfälle" und "Neufällen" an das Bundesverwaltungsamt melden. Nach Prognosen des Landesjugendamts muss Baden-Württemberg in den kommenden Monaten wöchentlich 240 junge unbegleitete Flüchtlinge aufnehmen.

Der Ortenaukreis hat in den vergangenen zwei Jahren mehr Minderjährige aufgenommen als andere Landkreise in Baden-Württemberg. Deshalb befinde man sich seit geraumer Zeit an der Kapazitätsgrenze, was die Unterbringung der ausländischen unbegleiteten Kinder und Jugendlichen betrifft. Die Verwaltung versuche ständig "das Platz- und Betreuungsangebot zu erweitern", was schwieriger werde, "da auch die Jugendhilfeträger oft erst die notwendigen Strukturen schaffen müssen und immer seltener an geeigneten Wohnraum und das notwendige Fachpersonal kommen", teilt das Landratsamt mit.

Die Kreisverwaltung wird in der heutigen Sitzung des Verwaltungsausschusses deshalb um eine Genehmigung neuer Personalstellen bitten. Zudem soll eine "Gesamtstrategie Zuwanderung" erörtert werden, "auch im Sinne von Chancen, die die Zuwanderung bietet".