Gegen die für den Menschen ungefährliche Blauzungenkrankheit (BT) bei Rindern hilft eine Impfung. Aktuell warten Tierärzte und Viehhalter auf Impfstoff. Foto: Leonhardt

Ortenaukreis ist Sperrgebiet wegen Blauzungenkrankheit. Viehhalter reagieren verhalten.

Ortenau - Seit knapp einem Monat ist der Ortenaukreis Sperrgebiet: Weil im Landkreis Rastatt Mitte Dezember zwei Rinder mit Blauzungenkrankheit (BT) entdeckt wurden, sind auch heimische Viehhalter betroffen.

Deutliche Hinweise auf eine akute Blauzungenkrankheit ist nicht allein eine blaue Zunge, sondern auch Veränderungen am Maul und an den Zitzen. Diese wiesen zwei Rinder in einem Viehbestand in Ottersweier auf. Der betroffene Betrieb stehe nun unter behördlicher Beobachtung, teil das dortige Landratsamt mit. Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung oder Eindämmung der Seuche seien in dem Tierbestand "derzeit nicht notwendig", heißt es weiter.

Tierärzte warten auf Impfstoff-Lieferung

Die Ansteckung wurde im Rahmen des jährlichen Untersuchungsprogramms nachgewiesen. "Das BT-Virus ist für Menschen nicht gefährlich", hat das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium nur kurz nach dem Bekanntwerden mitgeteilt: Fleisch und Milchprodukte dürften ohne Bedenken weiterhin verzehrt werden. "Klinisch erkrankte Tiere sind von der Schlachtung sowieso ausgenommen", sagt Tierarzt Frank Schuster aus Haslach. Auch die Milch betroffener Tiere werde nicht verarbeitet. Das BT-Sperrgebiet, die Abkürzung steht für das Englische "Blue Tongue" – also blaue Zunge – umfasst nicht nur den Landkreis Rastatt und die angrenzenden Gebiete, sondern ganz Baden-Württemberg. "Halter von Rindern, Schafen, Ziegen und Gatterwild im Sperrgebiet haben die Haltung und den Standort der Tiere – Stall, Weide, Triebweg und anderes mehr – unverzüglich dem Landratsamt anzuzeigen", erläutert Rudolf Span, Sachgebietsleiter Tiergesundheit und stellvertretender Leiter des Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung in Offenburg.

Da das Blauzungen-Virus (BTV) immer wieder auftrete, raten die zuständigen Behörden zur Impfung von Tierbeständen. Dabei gehe es nicht nur um die Sicherstellung eines hohen Gesundheitsstatus’ der Tiere, "sondern auch, um im Falle eines Seuchengeschehens, die Verbringung der Tiere zu ermöglichen", so das Ministerium.

"Diese Impfung ist freiwillig. Sie wird zwar gefördert, aber eben nicht komplett bezahlt", erläutert Schuster. Er und seine Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr – wie viele andere Tierärzte in der Region auch – zahlreiche Tierbestände geimpft. Doch da ist noch Luft nach oben, weiß der Veterinärmediziner: "Die Impfbereitschaft nach Bekanntwerden des Falls in Ottersweier ist zwar gestiegen, könnte jedoch deutlich mehr sein." Das liegt jedoch nicht allein im Ermessen der Tierärzte oder der Landwirte, weil es aktuell an Impfstoff mangelt. Sobald dieser lieferbar ist, wird mit den Impfungen weitergemacht, so Schuster.

Für das Ministerium steht die Impfung an erster Stelle, wenn es um die Bekämpfung des Virus geht: "Ganz entscheidend ist, dass möglichst alle Rinder, Schafe und Ziegen im Land in den kommenden Jahren geimpft werden. Nur so kann die Seuche erfolgreich getilgt und können Tiere aus Baden-Württemberg wieder ohne Einschränkungen in andere Regionen verbracht werden." Landwirtschaftsminister Peter Hauk: "Ich appelliere daher nochmals eindringlich an alle Rinder-, Schaf- und Ziegenhalter im Land, ihre Tiere impfen zu lassen."

Die Blauzungenkrankheit trat erstmals im Sommer 2007 in Baden-Württemberg auf. In den beiden Folgejahren wurde eine flächendeckende Impfung gegen den Serotyp 8 (BTV-8) durchgeführt. In Deutschland trat 2010 und 2011 kein BT-Fall auf. Die EU hatte deshalb Deutschland den Status "BTV-frei" zuerkannt. Vergangene Woche wurde die Krankheit auch in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Im Saarland besteht der Verdacht auf BT.