Bislang ist vorgesehen, dass die Abiturprüfungen ab dem 18. Mai durchgeführt werden. Foto: Spata

Schüler wollen notfalls aus bisher erbrachten Leistungen eine Endnote erhalten.

Ortenau - Abschlussprüfungen in Corona-Zeiten? Die Schülervertreter in der Ortenau fordern schnellstmöglich Gewissheit und stehen unter immensen Druck. Schüler in ländlichen Orten werden mitunter durch schwache Datenleitungen abgehängt.

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Wegen des Coronavirus sind die Schulen seit dem 17. März geschlossen. Bislang ist vorgesehen, dass die Prüfungen im Südwesten ab dem 18. Mai durchgeführt werden. "Wir haben uns mehr als zwei Jahre intensiv vorbereitet und Punkte gesammelt und unterstützen den Vorschlag des Landesschulbeirats", erklärt Christophe Würz, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Ortenau. Der Landesschülerbeirat drängt darauf, nur noch Gesundheitsexperten darüber entscheiden zu lassen, ob Abschlussprüfungen an den Schulen stattfinden und wann und in welcher Form die Schulen wieder geöffnet werden. Für die Abschlussprüfungen schlugen die Schülervertreter eine Kombi-Lösung vor: Schüler bekommen basierend auf den bisher erbrachten Leistungen eine Abschlussnote. Für den Fall, dass Schüler zwischen zwei Noten stehen, sollte im Zweifel zugunsten der Prüflinge entschieden werden. Schüler die jedoch ausdrücklich die Möglichkeit haben wollen, eine Prüfung abzulegen, sollen diese zu einem späteren Zeitpunkt bekommen. Eine Lösung, die auch Würz ausdrücklich favorisiert. Immerhin: Mit der Entscheidung für eine der Optionen verzichten die Betroffenen auf eine Anfechtung der Ergebnisse.

Kevin Miller, Gymnasiast aus Lahr und Mitglied des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg, gibt zu bedenken, dass mit der Kombi-Lösung eine Art "Zwei-Klassen-Abitur" entstehen könnte. Der Teil der Schülerschaft, der sich jetzt mit einer Beurteilung, basierend auf den bisher erbrachten Leistungen, als Abschlussnote einverstanden erklären würde, könnte dann später anders gesehen werden als diejenigen Schüler, die schließlich an Abschlussprüfungen unter Corona-Bedingungen teilnehmen würden.

Dass Klausuren und Klassenarbeiten über die zu Hause erarbeiteten Inhalte geschrieben werden, sieht der Landesschülerbeirat kritisch. In vielen Haushalten gebe es keine oder unzureichend Computer, Laptops oder Tablets, teilt das Gremium mit. Und wenn die Geräte vorhanden sein sollten, sei nicht immer klar, dass die Internetleitung hinreichende Übertragungsgeschwindigkeiten bietet, um die Aufgaben vom Schul-Server abzurufen.

Für die grundsätzliche Möglichkeit, aus den bisher erbrachten Leistungen ohne weitere Prüfung einen Durchschnitt als Abschlussnote zu bilden, plädiert Enrico Schandl, Sprecher der Grünen-Jugend Ortenau: "Dies sollte dann auch für alle Berufsausbildungen und die sonstigen Schulformen gelten", betont er. Unter den gegebenen Corona-Umständen sollte, so Schandl, die Schule alle bis jetzt qualifizierten Abschlusskandidaten ohne weitere Prüfung bestehen lassen.

"Beschränkungen zu früh zu lockern, wäre ein Risiko und unverantwortlich", so Leandro Cerqueira Karst, Vorsitzender des Landesschülerbeirats Baden Württemberg. Die Schulen müssten Zeit haben, um sich pädagogisch vorbereiten zu können.