Der für seine technisch anspruchsvollen Tricks bekannte Alex Mizurov überfliegt das Hindernis im "Street Parcours". Foto: Weißer

Alex Mizurov fährt in Rust zum Vizemeistertitel / Der Europameister peilt Olympia 2020 an

Die Randsportart hat in Rust ihre Hauptakteure und die deutsche Meisterschaft gefeiert. Das bekannteste Gesicht der Szene hat die Lahrer Zeitung im und nach dem Wettkampf genauer unter die Lupe genommen.

Durch die Halle dröhnen die Rollen der Skateboards. Europameister Alex Mizurov fährt sich für den entscheidenden Lauf ein. Einen seiner trickreichen Sprünge kann er nicht stehen. Sein Brett schlägt mehrfach auf der Rampe auf. "So ein Mist", entfährt es dem 29-jährigen. Nur noch wenige Minuten bis zum Finale. Es knistert in der Arena. Die Übungsphase endet in wenigen Augenblicken. Der DJ lässt wieder laute "Begleitmucke" abspielen. Sein eigenes Wort ist nun kaum zu verstehen - genau wie die auf den Boden klappernden Sportgeräte oder die Rollen. Der in komplett schwarz angezogene Mizurov nimmt mit genügend Schwung die "Quarter Pipe", dreht am höchsten Punkt elegant und bereitet seine nächsten Sprünge vor. Diese Tricks sitzen wie üblich. Dem fünffachen deutschen Meister merkt man seine Erfahrung an. Nervosität lässt sich bei ihm rein äußerlich nicht feststellen.

Der gebürtige Kasache hat sein Hobby zum Beruf gemacht und dabei schon viel erlebt. In Basel krönte er sich 2006 zum Europameister. Noch im selben Jahr ging sein Skater-Stern so richtig auf. er reiste ins Mekka der Boarder in die USA. Bei einem hochklassigen Wettbewerb in San Diego setzte er sich unter anderem gegen Profi Chris Cole durch. Damit gelang dem Deutschen der internationale Durchbruch. Bekannte Marken der Szene wurden auf ihn aufmerksam und nahmen ihn unter Vertrag. Die Sponsoren sind in einer Randsportart, die in Deutschland ein Nischendasein fristet, die Basis, um damit seine Brötchen zu verdienen - und das die vergangenen zehn Jahre hauptberuflich. Obwohl er sich dagegen entschied, in den Staaten zu leben, um dort einen Profivertrag zu unterzeichnen. "Dort herrscht viel Gequatsche und es ist Politik im Spiel, wenn es um viel Geld geht", nennt der verheiratete Mizurov seine Beweggründe gegen besseres Einkommen.

Derzeit macht er sich Gedanken, wie es nach der Sportlerkarriere weitergeht. "Ich will mit einem Kollegen eine eigene Firma gründen", mehr will der Abräumer der letzten vier deutschen Meistertitel jedoch nicht verraten.

Im Finale "Street" rollt der Profi, der 20 bis 30 Stunden wöchentlich trainiert, gekonnt über den Hallenboden. Sein "run" gelingt Mizurov ohne Fehler. "Erfahrung hilft, nicht so aufgeregt zu sein. Nebensächliche Dinge kann ich ausblenden. Ich mach mir keinen Kopf", beschreibt der Gaggenauer seine mentale Stärke. Im "organized Jam", einem zusätzlichen Trick nach dem Lauf, gibt der im Sommer Langzeitverletzte "zwei bis drei ›Bails‹". Das sind kontrollierte Fehhler, nach denen man weiterfahren kann. "Der Kopf war entscheidend. Ich war nicht ganz bei der Sache. kann nicht 100 Prozent zeigen. Bei den Tricks habe ich Pecht gehabt", spielt der zweimal am Sprunggelenk operierte Skateboarder auch auf seine letzte Operation Ende Juni an. Deswegen ist Alex mit seiner Leistung sehr zufrieden. Auf dem Siegertreppchen freut er sich mit seinem Bezwinger Jost Arens authentisch mit. "Er hat die härtesten Tricks performt", kennt der Vizemeister an.

Ein großes Ziel steht für den Optimist noch aus: "Als alter Hase bei Olympia 2020 dabei zu sein, wäre der krönende Abschluss". Skateboarden wird dann erstmals olympisch. "Viele Leute sagen, es gehört nicht dahin, aber ich finde es super, wenn der Sport weit verbreitet wird. Eine neue Szene wird entstehen."