Ein hauptamtlicher Teilzeit-Mitarbeiter und fünf Ehrenamtliche – die Aids-Hilfe Offenburg kämpft mit wenig Menschen um Aufklärung im gesamten Ortenaukreis. Foto: Verein

Im Jubiläumsjahr sehen die Ehrenamtlichen keinen Grund zum Feiern. Geldsorgen machen Team zu schaffen.

Ortenau - Seit 25 Jahren setzt sich die Aids-Hilfe Offenburg/Ortenau für Menschen ein, die von HIV und Aids sowie den damit verbundenen gesellschaftlichen Folgen direkt oder indirekt betroffen sind. Nur mit Mühe und Not kommt der Verein finanziell über die Runden. Droht ihm das Aus?

In der Malergasse in Offenburg hat die Aids-Hilfe ihr Hauptquartier. "Der Verein bietet ein großes und unverzichtbares Angebot mit Schwerpunkten bei der Betreuung von HIV-Infizierten, Aids-Kranken sowie der Aufklärung über Ansteckungswege und Schutzmaßnahmen", umreißt Cornelia Herde, Vorstandsmitglied, das Tätigkeitsfeld der fünf ehrenamtlichen und dem einen hauptamtlichen Teilzeit-Mitarbeiter. Zu sechst versuchen sie, den gesamten Ortenaukreis abzudecken.

"Die Lebensqualität von Menschen mit HIV und Aids zu verbessern braucht Raum und Zeit", so Herde. "Und das wirksamste Mittel der Vorbeugung ist Aufklärung." Doch: Das kostet Geld. Die Sorge um das finanzielle Überleben begleitet die Aids-Hilfe in Offenburg seit Jahren, wie Herde bei der Mitgliederversammlung betonte. Allein die Mietkosten für die Räume in der Malergasse und die Personalkosten für den einzigen Teilzeit-Mitarbeiter überstiegen die staatlichen Zuschüsse. Darüber hinaus sei die Spendenbereitschaft für die Arbeit der Aids-Hilfe in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. "Und auch mit den Mitgliedsbeiträgen von 48 zahlenden Mitgliedern wird die Kasse nicht voll", so Herde.

Nur Dank einer Zuschuss-Erhöhung des Landkreises, dank eines zinslosen Darlehens der Drogenhilfe Offenburg, dank eines Benefizkonzerts von Schülerinnen des Integrierten beruflichen Gymnasiums Lahr, einer Spende vom Jugendclub Kessel, die Red-Ribbon-Party im "Tabu", dem Teddy-Verkauf in den Apotheken sei der Verein im vergangenen Jahr knapp über die Runden gekommen.

Doch wie wird es weitergehen? Die Offenburger hoffen, dass sie nicht, wie die Kollegen aus Ravensburg oder Schwäbisch Gmünd, die Segel streichen müssen und die Aids-Hilfe geschlossen wird. "Und dabei denkt niemand an die Menschen, für die die AIDS-Hilfe da ist", beschwert sich Herde.

Angesichts der finanziellen Probleme verblasse die eigentliche Aufgabe des Vereins. Vorsitzende Christine Huber berichtete über die Aktionen im vergangenen Jahr mit Hüttenwochenenden, verschiedenen Ausflügen, zahlreichen Aktionen in enger Zusammenarbeit mit Gerhard Lipps von der Aidsberatung im Landratsamt und mit dem Hospiz-Haus Maria Frieden in Oberharmersbach. Sie erinnerte an das Café zur Marktzeit an jedem ersten Samstag im Monat, das offene Frühstück jeden Dienstag-Vormittag, die gemeinsamen Donnerstag-Abende.

Die statistischen Zahlen vom Leiter der Einrichtung, Jürgen Schwarz, zeigten die Notwendigkeit der Einrichtung: Die Zahl der Beratungskontakte blieb mit 704 Stück weiter auf hohem Niveau. Die Anzahl der Haus-, Klinik-, und JVA-Besuche liegt bei 59. Mit 40 Präventionsveranstaltungen im vergangenen Jahr wurde auch dabei die Kapazitätsgrenze erreicht. "Mehr ist bei derzeitigem Personalstand nicht möglich", so die Ehrenamtlichen.

Der bisherige Vorstand wurde nicht nur einstimmig entlastet, sondern konnte trotz aller Probleme für eine weitere Amtsperiode gewonnen werden: Vorsitzende bleibt Christine Huber. Ihr zur Seite stehen Cornelia Herde, Stefanie Karadas, Jürgen Lücke, und Petra Schwarz. Als Kassenprüfer für das Rechnungsjahr 2014 wurden Wolfgang Benz und Angela Schneider gewählt.

Dass die Aids-Hilfe-Mitarbeiter eng zusammen stehen, zeigt sich an den Ehrungen für Jürgen Lücke und Petra Schwarz – sie sind bereits seit 15 Jahren im Vorstand mit dabei.

Auf dem Wunschzettel für das Jubiläumsjahr stehen "kassenfüllende Veranstaltungen", wie Herde ausführte: Ein Benefizkonzert mit einer Offenburger Coverrock-Band, ein Tag der offenen Tür mit einem Bilderprojekt von Schulklassen, ein Kuchenverkauf beim Sommerfest der 50-Jahr-Feier der Hochschule Offenburg, ein Abend mit DJ Hoover im "KiK" mit Musik der 70er Jahre – das alles soll Geld in die Kasse der Aids-Hilfe spülen und das ein oder andere neue Mitglied werben.