Die Stadtkirche ist gegenwärtig eine Baustelle, Fachleute sanieren die Orgel. Foto: Kirchengemeinde Auf der Baar 

Die Orgel in der Stadtkirche St. Verena und Gallus bekommt eine Generalüberholung. Bis sie wieder wie gewohnt den Gottesdienst begleiten kann, wird es eine Zeit lang dauern.

Hüfingen - Ein ungewöhnliches Bild bietet sich derzeit in der Stadtkirche St. Verena und Gallus. Das Gotteshaus hat sich in eine Baustelle verwandelt. Denn gegenwärtig die Orgel grundlegend restauriert. Das geht aus einer Mitteilung des Pfarramtes hervor. Eine Orgel als mächtiger Klangkörper gibt schon seit Jahrhunderten in dem katholischen Gotteshaus.

Bereits im Jahr 1632 war in der Stadtkirche eine Orgel vorhanden. Diese ist im Zusammenhang mit dem "Hüfinger Blutbad" im 30-jährigen Krieg erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten sind immer wieder neue Orgeln installiert worden. Auch von immer wiederkehrenden Reparaturen und Wartungen wird in den Aufzeichnungen berichtet.

Seit 1972 in der heutigen Form Betrieb

Die Orgel in der heutigen Form wurde erst am 19. März 1972 eingeweiht. Das bereits vorhandene Gehäuse und einige Register einer älteren Orgel aus dem Jahr 1866 wurden wieder verwendet. Hinzu kam ein Rückpositiv, welches in der Form dem Hauptwerk gleicht und in die Brüstung der Empore eingearbeitet wurde. Die Traktur genannten Innenteile des Orgelregisterwerkes sind mechanisch, die für die Klangfarbe der Orgel verantwortlichen Register sind elektrisch zu steuern.

Der Spieltisch besteht aus drei Manualen – mit der Hand bespielten Klaviaturen – und einem mit den Füßen bespielten Pedal. Insgesamt sind in der Orgel 24 Register, die für die Klangfarbe verantwortlich sind, mit beeindruckenden 1620 Pfeifen verbaut.

1988 letztmalig generalüberholt

Die letzte Ausreinigung, wie eine Generalüberholung bei Orgeln genannt wird, wurde 1988 nach der großen Kirchenrenovation durchgeführt. Nun wird seit Mitte November die Orgel in der Stadtkirche St. Verena und Gallus in Hüfingen erneut grundlegend saniert. Die Renovation wird von der Orgelbaufirma Stehle aus Haigerloch-Bittelbronn durchgeführt. Orgelbauer Markus Hilbel und seine Mitarbeiterin Martina Janker haben bereits die Pfeifen des Hauptwerks und des Pedals ausgebaut.

Die Holzteile werden von Staub und Schmutz gereinigt, Stockflecken werden entfernt und das Holz wird speziell behandelt. Danach werden alle Trakturen gereinigt, überprüft und schadhafte Teile ausgetauscht, zudem werden auch die Metallpfeifen gewaschen und gereinigt. Die Prospektpfeifen (sichtbare Pfeifen) werden neu aufpoliert. Holzpfeifen werden ausgesaugt und feucht gereinigt.

Somit stehen alle Pfeifen wieder auf den Pfeifenstöcken und es geht an den Einbau, der registerweise erfolgt. Die Windladen, welche die für die Pfeifen benötigte Luft steuern, sind danach noch auf Dichtigkeit überprüft. Als weiterer Arbeitsgang erhalten die Bälge eine neue Lederung vor dem Einbau. Der Orgelmotor wird ersetzt und neue Magnete für die Registertraktur eingebaut.

Neue Stromversorgung

Außerdem erhält die Orgel eine neue Stromversorgung und der Spieltisch, sowie die Kleinspannungsanlage bekommen eine Prüfung und Überarbeitung. Nach diesen umfangreichen Arbeiten gilt es die Orgel wieder auf-, beziehungsweise zusammenzubauen und sie wird nachintoniert.

Schlussendlich erfolgt noch eine Generalstimmung, damit das "herrlichste Instrument" wieder erklingen und die Gottesdienste begleiten kann. Wie in den letzten 400 Jahren auch, ist ein solches Großprojekt finanziell nur dann umzusetzen, wenn viele Menschen zusammen jeweils einen kleinen Teil übernehmen, heißt es in der Mitteilung. Deshalb freut sich die Kirchengemeinde auf der Baar über jede kleine Zuwendung.

Info: Ein spirituelles Instrument

Die Orgel ist ohne Zweifel das größte, das kühnste und das herrlichste aller von menschlichem Geist erschaffenen Instrumente, sie ist ein ganzes Orchester, von dem eine geschickte Hand alles verlangen, auf dem sie alles ausführen kann." So sagt es Honoré de Balzac. Dieses Meisterwerk soll den Menschen dabei helfen Gott zu loben und anzubeten. Seit ihrer Erschaffung habe die Orgel dazu beitragen, den durch Musik betenden Menschen Gott näher zu bringen. So gesehen sei der Beitrag einer Orgel in der liturgischen Feier keine reine künstliche Ästhetik. Die Orgel werde zu einem spirituellen Instrument, heißt es aus dem Pfarramt. Ähnliche Rolle hätten Zithern und Harfen im geistlichen Leben der Psalmisten wie etwa David gespielt.