Der Musikverein eröffnet, die Flammen vor der Bühne tanzen und die Band „Freiwild“ verkündet, dass es ihr vorerst letzter Open-Air Auftritt war.
Rund 8500 Besucher zog das diesjährige „Rock am Burghaldenwald“ nach Vöhringen.
Nicht nur eingefleischte Anhänger des Deutsch-Rock-Genres zählten dabei zu den Dauergästen, sondern auch einige der Bands feierten in Vöhringen ein Wiedersehen mit ihren Fans. Ganz nach dem Vorbild von „Wacken“ eröffnete auch in Vöhringen der örtliche Musikverein am Freitagabend das Rock-Festival. Knapp eine Stunde erklangen die Blechblasinstrumente des Musikvereins „Harmonie“ auf dem Festivalgelände, bevor mit der Band „Willkuer“ der erste Rock-Act für Unterhaltung sorgte.
Von der Coverband zur Deutsch-Rock-Band
Die fünfköpfige Deutsch-Rock-Band aus Hülben (Reutlingen) schaffte es im vergangenen Jahr mit ihrem Album „Zwei“ für eine Woche auf den fünften Platz der deutschen Albumcharts. Ursprünglich in 2007 als Coverband gegründet, entschieden sich Moritz Hermle (Gesang), Julian Kuder (Gitarre), Tobias Röschl (Gitarre), Andreas Weible (Bass) und Florian Söll (Schlagzeug) in 2018 mit eigenen Songs weiterzumachen. So erschien am 29. Januar 2021 die erste Single der Band mit dem gleichnamigen Titel „Willkuer“. Diese schien vielen der Besucher bestens bekannt zu sein, wie die textsicheren Fans unter Beweis stellten.
Alte Bekannte treten auf
Gut in Erinnerung geblieben ist den Stammgästen des Rockfestivals einer der Headliner aus dem Jahr 2022, welcher von den Vöhringern herzlichst willkommen geheißen wurde. Grund genug, dass „Kärbholz“ gleich zu Beginn mit einem Feuerwerk die Bühne zum Beben brachten und den Fans eine „Überdosis Leben“ zu verabreichten. Seit ihrem letzten Auftritt am Burghaldenwald meldeten Leadsänger Torben Höffgen, Adrian Kuhn (Gitarre), Stefan Wirths (Bass) und Henning Münch (Schlagzeug) heuer mit ihrem in 2023 erschienenen Album „Kapitel Zehn: Wilde Augen“ zurück. Und getreu einem ähnlich klingenden Songtitel der Mannen, brannte sprichwörtlich der Himmel über Vöhringen.
Trinkfeste Musiker
Nicht zuletzt, da mit der Band „Krawallbrüder“ die wilde Party ihren Höhepunkt erreichte. „Ihr wollt also mehr Songs zum Feiern und Tanzen“, stellte Frontmann Pascal Gaspard freudig fest. Längst herrschte im Moshpit vor der Bühne „heavy rotation“, während die Brüder auf der Bühne klanggewaltig den Takt vorgaben. Statt auf Krawall gebürstet zeigten sich die trinkfesten Musiker feuchtfröhlich. „Habt ihr hier vorne alle was zu saufen?“, erkundigte sich der Frontmann um das Wohlbefinden der Fans. Schließlich ließen die Flammen vor der Bühne und der Bewegungsdrang der Gäste den Schweiß in Strömen fließen. Die Krawallbrüder hatten deshalb sich selbst betreffend vorgesorgt. „Wir können den ganzen Mittag saufen. Das Ergebnis seht ihr hier oben“, verriet Gaspard. Mit dem Resultat gaben sich die Besucher jedoch mehr als zufrieden. Angesteckt vom Pogo-Fieber zeigte sich das Publikum unermüdlich, was den Musikern sichtlich Freude bereitete.
Veranstalter zeigt sich zufrieden
Hoch zufrieden zeigten sich auch die Veranstalter Tim Geiser und Simon Dumke von „Nightfire Events“. Nach 7000 Besuchern im Vorjahr konnten die Besucherzahlen heuer ein wenig gesteigert werden. Und auch für die nimmersatten, musikhungrigen Fans hatte das Festival mit der Cover-Band „Audio Gun“ an beiden Tagen vorgesorgt, welche den gemütlichen Ausklang bildeten. Am Samstag sorgten „Rockwasser“ für Belebung des Konzertabends. Mit insgesamt sechs Studioalben im Gepäck heizten die Musiker aus dem Münsterland den Besuchern gelungen ein, bevor es zu einem Wiedersehen mit der Band „Artefuckt“ kam. Spätestens mit der Darbietung von „Wir waren jung“ war der Funke auf die Fans übergesprungen, welche sich lautstark in das Geschehen miteinbrachten. „Lasst uns das Leben feiern“, animierte Frontmann André Donay mit dem gleichnamigen Song das Publikum, welches sich nicht zwei Mal darum bitten ließ. Und es sollte keine Ausnahme sein, dass sich ein Lichtermeer vor der Bühne bildete. „Danke für diesen Moment“, gab sich Donay höchst beeindruckt von der Kulisse.
„Freiwild“ zeigt vollen Körpereinsatz
Mit großer Vorfreude fieberten die Fans dem Auftritt von „Freiwild“ entgegen, die mit „Halbstark, laut und jung“ gleich zu Beginn eine Marke setzten. Umrahmt von Feuerbällen und der Kulisse kreischender und lautstark mitsingender Fans zeigten die Musiker vollen Körpereinsatz und hatten die Meute zu „Es geht hier um mein Leben“ bestens im Griff. „Es ist einfach gut, hier oben zu stehen und in solche Gesichter zu sehen“, teilte Philipp Burger den Fans mit und stellte dabei fest: „Die Frauen sehen glücklich aus. Scheinbar habt ihr gute Männer.“ Scheinbar keine Selbstverständlichkeit, denn: „Manchmal muss man ein Arschloch sein, um zu merken was man hätte haben können oder verloren hat.“ Geht es nach dem Hit „Weil du mich nur verarscht hast“, dann sorgt das Karma wieder für ein gerechtes Gleichgewicht. „Alles kommt zurück, dich soll der Teufel holen!“, waren sich Fans und Band lautstark einig.
So auch, als Burger lediglich mit der Akustikgitarre zusammen mit dem Publikum erneut den Song anstimmte und ins Schwärmen geriet: „Ich liebe euch. So ein schönes Geschenk heute Nacht!“ Mittlerweile umrahmten wehende „Freiwild-Fahnen“ und Anfeuerungsrufe die Kulisse die vordere Reihen. Und als es dem Publikum für zehn Sekunden zu ruhig wurde, da dominierte das Ständchen „Oh, wie ist das schön“ einen Moment das Geschehen. Die atemberaubende Atmosphäre konnte noch getoppt werden, als sich mit dem Titel „Wie ein schützender Engel“ ein Lichtermeer über das gesamte Gelände erstreckte.
Vorerst letzte Open-Air Auftritt
Momente, die selbst hartgesottene Rocker ein wenig in Melancholie versetzten. Wie Burger nämlich den Fans mitteilte, sei dies der vorerst letzte Open-Air-Auftritt der Band für längere Zeit gewesen. Umso mehr kosteten die Besucher wie auch die Musiker jede weitere Minute aus, bis auch dieser Abend letztlich mit einem ordentlichen Knall und einem beeindruckenden Feuerwerk sein Ende fand.