Thorsten Spörl, Vizepräsident des Narrenfreundschaftsrings und Sprecher der Bisinger Vereine, im Dialog mit Landrat Günther-Martin Pauli. Foto: Hirt

Was bedeuten Corona und Lockdown für das Vereinsleben? Um diese Frage hat sich der jüngste Online-Bürgerdialog von Landrat Günther-Martin Pauli gedreht. Sein Gesprächspartner: Thorsten Spörl, Vorsitzender des Arbeitsausschusses der Bisinger Vereine und Vizepräsident des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb.

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Zollernalbkreis - Das Interesse war groß: Bis zu 100 Zuschauer verfolgten das Gespräch auf dem Facebook-Kanal des Landratsamts. Erstes Fazit: Die Kontakte fehlen, die Gemeinschaft leidet, und es ist nach mehr als einem Jahr eine gewisse Müdigkeit eingetreten.

Spörl weiß, wovon er spricht: Seit gut 30 Jahren ist er in verschiedenen Vereinen aktiv, hatte immer wieder Ämter und Funktionen im Vorstand. "Die sozialen Kontakte fehlen", sagte er, "das Sporttreiben, das Singen und Musizieren. Und dass sich die Leute nicht mehr sehen." Allein in Bisingen gebe es 58 Vereine, "eine ordentliche Hausnummer". Da sei alles dabei, Musik, Sport, Brauchtum und mehr:. "Und alles ist ein bisschen auf Eis gelegt."

"Aber wenn die Ampel auf Rot ist, müssen wir das beachten"

Die Ausgangssperre? Einmal mehr verglich der Landrat die Pandemie mit einer "Nacht-und-Nebel-Fahrt", bei der es kaum Licht gebe. Dabei sei nicht klar, ob alle Einschränkungen auch zielführend seien: "Aber wenn die Ampel auf Rot ist, müssen wir das beachten." Beispielhaft sei im vergangenen Jahr auf die Fasnet verzichtet worden, sagte Pauli.

Aber wie werde diese "Leidenszeit" von den Vereinen aufgegriffen? Gebe es auch kreative Aktivitäten, die man vor Corona gar nicht gekannt habe? Die Jüngeren, weiß Spörl, würden den Kontakt suchen. Problematischer sei es in der Gruppe der Teenager und der Älteren: "Ihnen zu sagen, nach 60 Wochen Pause geht es jetzt weiter, das wird schwierig."

Die Vereine seien auch kreativ geworden, sagte Pauli: Viele hätten sich engagiert, älteren Menschen Impftermine zu besorgen, hätten sie zum Teil auch zu den Testzentren chauffiert. Zum Teil seien über die sozialen Medien und Youtube Filme und Erinnerungen eingestellt worden, sagte Spörl, auch von der Fasnet; verschiedene Mitglieder der Musikvereine hätten daheim ein Instrument gespielt, das habe dann jemand zusammengeschnitten. Pauli nannte ein ähnliches Beispiel von den Ballettmädels aus Geislingen.

"Man bemerkt ein Grundgrummeln in der Bevölkerung"

Aber wann es weitergehen werde? Schwierig zu sagen. Vorerst gelte die Ausgangssperre, "und der Landrat muss für Recht und Ordnung sorgen". Mit der Inzidenz, räumte er ein, habe er auch seine Schwierigkeiten. Mehr testen bedeute, mehr Infizierte zu finden: "Man bemerkt ein Grundgrummeln in der Bevölkerung."

Und wie sehe das bei den Bisinger Nichthuldigern aus? Sei da etwa schon eine Revolution im Gange? Schwierig zu sagen, "ob man sich irgendwann ein bissle als Nichthuldiger verhalten muss". Was fehle, sei eine verbindliche Aussage von Seiten der Politik, meinte Spörl: etwa, dass es Lockerungen geben werde, sobald 60 Prozent der Bevölkerung geimpft seien.

Ob der Lockdown Vereine in eine finanzielle Notlage gebracht habe? Wer Schwierigkeiten habe, könne sich im Rathaus melden, sagte Spörl. Verschiedene Verbände hätten schon Hilfen ausbezahlt. Hilfe vom Landkreis? Der finanziere sich über die Kreisumlage von den Städten und Gemeinden, sagte Pauli. Die Dinge müssten nicht "von oben herunter", sondern vor Ort geregelt werden. Pragmatische, bedarfsorientierte Lösungen vor Ort seien allemal besser geeignet, um Kollateralschäden zu vermeiden und eine gewisse Normalität zu erreichen, als irgendwelche Verordnungen von Ministerialbeamten: "Man kann den Menschen nicht vorgaukeln, dass alles, was von oben kommt, auch richtig ist."

Im Grunde laufe alles hervorragend, bis auf das, dass nicht genügend Impfstoff da sei. Darauf habe man als Landkreis keinen Einfluss. Bisher seien mehr als 30 000 von 180 000 Kreisbewohnern geimpft, man könnte noch weit mehr leisten. Wichtig sei es, an einem Strang zu ziehen, anstatt "über den ein oder anderen zu schimpfen". Die Vereine seien stark, sagte Pauli: "Bereitet euch auf die Zeit vor, wo wieder Normalität einkehrt."