Ute Droll und Claudia Schulz (von links) stellten in ihrer Begrüßungsrede am „Tag der Demokratie“ ihre zivilgesellschaftliche Initiative vor: die „Omas gegen Rechts“-Gruppe im Kinzigtal.Außerdem wurden Infostände und Spiele angeboten. Foto: Ramsteiner

Die „Omas gegen Rechts“-Gruppe im Kinzigtal stellte sich und ihre Ziele vor. Infostände, Spiele und Musik ergänzten das Angebot.

Der Tag der Deutschen Einheit wurde in Hausach zum ersten Mal als „Tag der Demokratie“ gefeiert – und das mit großem Erfolg. Rund 150 Besucher strömten am Nachmittag auf den Mostmaierhof, wo die Gruppe „Omas gegen Rechts“ Kinzigtal zu einem bunten, inspirierenden Programm eingeladen hatten.

 

In ihrer Begrüßungsrede stellten Claudia Schulz und Ute Droll die „Omas gegen Rechts“ als überparteiliche, zivilgesellschaftliche Initiative vor, die bundesweit rasant wächst. Acht gute Gründe nannten sie, warum sie gern Teil der Kinzigtäler Gruppe sind: Gemeinschaft, Akzeptanz und Toleranz, gehört werden, ein gemeinsames Ziel, demokratische Entscheidungen, Handlungsfähigkeit sowie das Erleben von Zivilcourage und Inspiration. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, sagte Claudia Schulz am Ende der Veranstaltung.

Ein besonderer Gast kam aus der Partnerstadt Arbois anlässlich des Feiertags

Schon bei der Vorbereitung seit Mai habe eine tolle Stimmung geherrscht, die sich nun auf die vielen Besucher übertragen habe: „Wir sind nicht allein. Ich bin super glücklich.“ Ein besonderer Gast war Cathy Halle, Gemeinderätin aus der französischen Partnerstadt Arbois, die mit einer Abordnung ihrer Amnesty-International-Gruppe (AI) angereist war. In ihrer Rede, übersetzt von Angela Menke, betonte sie die gemeinsamen Ziele von AI und den Omas gegen Rechts angesichts des Erstarkens der extremen Rechten in Europa: „Wir kämpfen zusammen und wir gewinnen zusammen.“

Drinnen wie draußen war viel geboten: Infostände, ein Bücherstand, Mostmaier-Trauben mit Arbois-Käse – und ein Dosenwurfstand, bei dem man symbolisch die Hindernisse der Demokratie abräumen konnte. Als Preis winkten 20 Taschen-Grundgesetze, gespendet von Justizministerin Marion Gentges.

Und während dieses Demokratiefest überall positiv inspirierend wirkte, erlebte man beim Gang auf die Toilette die Abgründe: Die dort aufgehängten „Latrinenparolen“ von Mitgliedern einer rechtsradikalen Partei bewogen dazu, diesen Ort schnellstmöglich wieder zu verlassen – zurück in den voll besetzten Treff des Mostmaierhofs, wo das Trio Gregor und Verena Huber mit Wolfgang Winterhalter für Gänsehaut-Momente sorgte.

Sie spielten nämlich Friedens- und Protestliedern wie Konstantin Weckers „Sage nein!“, Bob Dylans „Blowin’ in the Wind“ und dem italienischen „Bella Ciao“. Letzteres wurde unter lautstarker Beteiligung des Publikums gefeiert. Den krönenden Abschluss bildete die Theatersport-Show mit Annika Hartmann (L.U.S.T), Thore Schein (Die Spontanellen) und ihrem kongenialen Musiker Christoph Müller.

Vor dem Bild der im April verstorbenen Gründerin der „Omas gegen Rechts“-Gruppe Kinzigtal, Micha Keller, auf dem Klavier spielten sie Szenen voller Witz und Tiefgang. Sie gingen von der Gefühlsachterbahn am AfD-Stand bis zur Amazonas-Rodung als Western- und Horrorfilm. Ein Friedenslied in den Musikstilen Jazz, Oper, Punk und Blues brachte den Saal endgültig zum Kochen. Ob der Wunsch einiger Besucher, den Tag der Einheit künftig jedes Jahr als ein Fest der Demokratie feiern zu können, in Erfüllung geht? Dieser Anfang nährt jedenfalls die Hoffnung.

Die Gruppe

Die Treffen der „Omas gegen Rechts“ Kinzigtal sind offen für alle. Das nächste findet am Donnerstag, 6. November, 19.30 Uhr im Mostmaierhof in Hausach statt.