Die Eisschnellläuferin Anni Friesinger-Postma hofft trotz schwachen Auftakts auf Medaille.
Richmond - Nach der schwärzesten Stunde ihre Karriere fiel Anni Friesinger-Postma im Olympischen Dorf die Decke auf den Kopf. "Ich muss jetzt raus", rief sie und lenkte sich mit Shopping in Downtown Vancouver ab. Ihr Traum von einem Abstecher zur Medals Plaza im BC Place Stadium unmittelbar gegenüber den Athleten-Unterkünften war da längst ausgeträumt. Ein Stolperer nach 300 Metern hatte die deutsche Eisschnellläuferin im 1000-Meter-Rennen aus der Bahn geworfen. "Ich bin bisher ganz selten gestürzt. Und jetzt bei Olympia solch ein Strauchler", fluchte die 33-jährige nach Platz 14, "um in die Medaillenränge zu kommen, muss man fehlerfrei laufen. Und das habe ich nicht getan."
Noch schlechter lief es für Jenny Wolf, Silbermedaillengewinnerin über 500 Meter. Die 31 Jahre alte Berlinerin kam auf der ungeliebten Strecke auf den 17. Platz und will jetzt nur noch eines: Olympia genießen. "Ich werde bis zum Ende der Spiele hier bleiben und mir etliche Wettkämpfe anschauen", sagte Wolf, "ich möchte zum Eishockey, Curling und fahre auch nach Whistler."
Für Anni Friesinger-Postma ist dagegen noch nicht Schluss. In der Nacht von Sonntag auf Montag hat die Olympiasiegerin von Salt Lake City über 1500 Meter in dieser Disziplin (Start: 0 Uhr, ARD berichtet ab 1.05 Uhr) eine weitere Chance auf eine Olympiamedaille - und gibt sich kämpferisch. "Die Hoffnung auf eine Medaille über 1500 Meter gebe ich nicht auf", sagte die 16-malige Weltmeisterin, "ich hake jetzt die 1000 Meter schnell ab. Ich habe ja noch die eine Chance - und die will ich nutzen."
Neuen Mut schöpfte Friesinger-Postma vor allem aus einem Telefongespräch mit ihrem Ehemann Ids Postma, der zu Hause geblieben war, weil er sich auf dem Bauernhof im heimischen Deersum um 300 Kühe kümmern muss. Der ehemalige Weltklasseläufer aus den Niederlanden war bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano im 500-Meter-Rennen gestürzt und hatte danach erst über 1500 Meter die Silbermedaille und wenige Tage später über 1000 Meter gar die Goldmedaille gewonnen. "Das hat er mir alles noch einmal erzählt. Das mache ich jetzt auch so", sagte Anni Friesinger-Postma. Sonderlich überzeugend klang sie dabei allerdings nicht.
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