Eine Klasse für sich: Michael Jung und fischer Chipmunk Foto: Gentsch

Die Vielseitigkeitsreiter sichten zum dritten und letzten Mal ihre WM-Teilnehmer. Michael Jung glänzt, eine andere Athletin macht sich Hoffnungen.

Im französischen Le Pin-au-Haras führen die deutschen Vielseitigkeitsreiter ihre dritte und letzte WM-Sichtung durch. Nach dem Event in dem kleinen Örtchen mit rund dreihundert Einwohnern, aber dem ältesten und renommiertesten Nationalgestüt in Frankreich, wird feststehen, wer Deutschland bei der Weltmeisterschaft vertreten wird. In der Dressur zeigten Michael Jung aus Horb-Altheim und fischerChipmunk der Konkurrenz schon mal die Hufe.

Erste Saison für Bundestrainer Thomsen

Es ist die erste Saison für den zweimaligen Mannschafts-Olympiasieger Peter Thomsen als neuer Bundestrainer in der Vielseitigkeit. Höhepunkt werden die Weltmeisterschaften sein, die vom 14. bis 18. September im italienischen Pratoni del Vivaro stattfinden werden. Thomsen selbst ist mehrfach in Pratoni del Vivaro am Start gewesen, unter anderem bei der WM 1998 mit Warren Gorse und bei der EM 2007 mit The Ghost of Hamish.

Der Papst gleich nebenan

Die Austragungsstätte ist durchaus eine herausragende. Denn das weltberühmte Pferdesportzentrum Pratoni del Vivaro liegt an einem besonderen Ort, nämlich im malerischen Rocca di Papa, dem Sommersitz des Papstes, der auf Italienisch „Papa“ genannt wird. Hier, in der Nähe von Rom, wurde 1960 Premiere als olympisches Vielseitigkeitsgelände gefeiert. Seit dieser Zeit wurden an dieser Stelle Championate ausgerichtet, zuletzt die EM der Vielseitigkeitsreiter 2007 und die WM der Einspänner 2010. Um sich fit zu machen für Michael Jung und Co. ist an dem Gelände kräftig gearbeitet worden, über 300 alte, teilweise verrottete Hindernisse wurden entfernt und erneuert.

Startplatz für Michael Jung wohl sicher

Seinen Platz sicher hat wohl der dreifache Olympiasieger Michael Jung aus Horb-Altheim. Dennoch zeigte er im ersten Teil der Veranstaltung in Frankreich, der über zwei Tage gehenden Dressurprüfung, mit fischerChipmunk eine exzellente, konzentrierte Leistung und führt vor dem Geländeritt am Samstag (Beginn 12.30 Uhr/Michael Jung startet um 16.30 Uhr) und dem abschließenden Springreiten am Sonntag (11.30 Uhr) die Gesamtwertung an. Seine Darbietung wurde mit 80,00 Prozent gewertet, Mollie Summerland (Großbritannien) auf Platz 2 kam auf 77,54 Prozent.

Longlist steht schon länger

Nach dem Event in Le Pin-au-Haras wird aus der bestehenden Longlist des Ausschusses Vielseitigkeit des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei eine Shortlist. Nach dem CHIO in Aachen hatte der Ausschuss die Reiter in vier Blöcke eingeteilt. Block 1 mit relativ sicherem Start, Block 4 mit relativ unsicherem. Die Einteilung sieht Michael Jung/fischerChipmunk neben Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Viamant du Matz und Julia Krajewski (Warendorf) mit Amande de B’Neville in Block 1. Sophie Leube, Dirk Schrade, Christoph Wahler bilden Block 2, und neben Nikolai Aldinger, Alina Dibowski, Malin Hansen-Hotopp und Anna Siemer steckt auch Ingrid Klimke in Block 3.

Ingrid Klimke hofft noch

Die neben Michael Jung erfolgreichste Vielseitigkeitsreiterin der Welt hat sich vor Kurzem im dänischen Herning einen Traum erfüllt und mit dem Dressur-Team WM-Bronze gewonnen. Doch dadurch ist ihr WM-Start in ihrer Spezialdisziplin in Gefahr. Dennoch hofft sie noch. „Ich brauche ein Quäntchen Glück, dass ich da noch reinrutsche“, sagte sie nach dem Gewinn der Dressur-Medaille.

Drei Top-Resultate

Von ihren Konkurrentinnen und Konkurrenten überzeugten in Le Pin-au-Haras in der Dressur vor allem Sophie Leube und Jadore Moi, die auf Platz 4 liegt, Malin Hansen-Hotopp auf Carlos Quidditch (Fünfte) und Christoph Wahler auf Carjatan (ebenfalls Fünfter). Es wird knapp für die Doppel-Olympiasiegerin.