Was für ein Moment. Kurz nach dem 4:3-Sieg gegen Kanada. Ein überglücklicher Yannic Seidenberg (vorne) wird von seinen Teamkollegen vor Freude an der Scheibe fast erdrückt. Foto: Karmann

Olympia: Gebürtiger Doppelstädter Yannic Seidenberg holt mit deutschem Nationalteam Silber.

Der gebürtige Doppelstädter Yannic Seidenberg hat mit dem deutschen Nationalteam bei seiner ersten Olympia-Teilnahme mit dem Finaleinzug in Pyeongchang für eine Eishockey-Sensation gesorgt.

"Jetzt sind wir im Spiel der Spiele. Dass ich mit einer Medaille heimfliegen werde, ist ein unglaubliches Gefühl", so ein überglücklicher Yannic Seidenberg nach dem Halbfinal-Triumph gegen Kanada.

Doch nicht nur seine Eltern Detlef und Andrea sind überwältigt von den Eindrücken dieser sportlichen Sensation, sondern auch die Wild Wings. Das deutsche Team hat bei Olympia Eishockey-Geschichte geschrieben.

Vater Detlef hält es vorm Fernseher kaum noch aus

Am Freitagnachmittag in Pfaffenweiler. Vater Detlef Seidenberg hält es vor dem Fernseher kaum noch aus. Das Halbfinale gegen Kanada wird auch für ihn, der ja schon unzählige wichtige Spiele seiner beiden Jungs Yannic und Dennis gesehen hat, zum Nervenkiller. Fast täglich hat er seit dem Beginn der Olympischen Spiele mit Yannic telefoniert. Immer wieder betonte der jüngere Seidenberg-Sohn, dass er es bedauert, dass seine Eltern nicht mit nach Pyeongchang gekommen sind. "Yannic hat immer wieder von der sehr guten Stimmung im Team erzählt", so Detlef Seidenberg. Er hat schon viel mit seinen Söhnen erlebt, doch dieser Erfolg ist eine neue Dimension.

"Es ist der absolute Wahnsinn. Noch nie habe ich so eine homogene deutsche Mannschaft gesehen, die vor allem auch viel spielerische Qualität hat. Jeder kämpft in dieser Mannschaft für den anderen. Die Jungs haben einen unglaublichen Willen."

Mutter Andrea feierte am Freitag ihren Geburtstag in Köln und war auch überglücklich. Sie hatte ebenfalls angedacht, in Südkorea dabei zu sein.

Simon Danner ist fast sprachlos

Zusammen mit seinem Teamkollegen Istvan Bartalis hat Wild-Wings-Angreifer Simon Danner das Halbfinale am Fernseher verfolgt. Der Schwenninger Crack war danach "wirklich fast sprachlos" und auch überwältigt: "Es passt einfach alles in dieser Mannschaft. Für die Handschrift sorgt der Trainer. Marco Sturm versteht es, das Team optimal einzustellen. Dass die Jungs nun auch Gold holen, halte ich nicht für unmöglich."

Auch der frühere deutsche Nationaltrainer und jetzige Wild-Wings-Coach Pat Cortina ist begeistert. "Solche Spiele und Tage machen unseren Sport so großartig. Die Jungs haben ein sehr großes Herz. Sie sind eingespielter als manch anderes Team bei Olympia, auch deshalb sind sie erfolgreich." Wie Pat Cortina nun das Finale gegen Russland am Sonntag sieht? "Die russische Mannschaft hat sicherlich als Favorit den viel größeren Druck."

Der frühere Nationalspieler und heutige Wild-Wings-Manager Jürgen Rumrich, der mit dem deutschen Team bei Olympia 2002 im Viertelfinale stand, spricht von einer "überragenden Leistung. Damit konnte man wirklich nicht rechnen. Ich hoffe sehr, dass dieser tolle Erfolg für das deutsche Eishockey einen großen Schub bringt."  

Info

Yannic Seidenberg

Yannic Seidenberg wurde am 11. Januar 1984 in Villingen-Schwenningen als jüngerer Bruder von NHL-Star Dennis Seidenberg geboren. Er erlernte zunächst beim Schwenninger ERC das Eishockeyspielen. Im Alter von 15 Jahren wechselte der gelernte Stürmer in das Internat der Mannheimer Adler. Seine weiteren Stationen: Adler Mannheim (2001 bis 2003), Medicine Hat Tigers (2003/04), Kölner Haie (2004/05), ERC Ingolstadt (2005 bis 2009), Adler Mannheim (2009 bis 2013). Seit 2013 spielt Yannic Seidenberg für Red Bull München. Seidenberg debütierte international bei der U18-WM in 2001.

Marcel Goc

Marcel Goc wurde am 24. August 1983 in Calw geboren, genoss seine Eishockey-Ausbildung in Schwenningen und spielte von 1999 bis 2001 für die Wild Wings. Nach seiner Zeit in der NHL kehrte Goc 2015 nach Mannheim zurück.

Matthias Plachta

Dritter Nationalspieler mit Schwenninger Wurzeln ist Matthias Plachta (27), der mit dem Eishockey ebenfalls beim Schwenninger ERC begann, aber mit 15 Jahren nach Mannheim wechselte.