Sicherheitskräfte werden das Bild der Olympischen Spiele prägen Foto: dpa

Der Aufwand für die Sicherheit während der Olympischen Winterspiele in Russland ist enorm – Sorgen bleiben dennoch

Sotschi - Problemfelder gibt es ja eigentlich bereits genug rund um die Olympischen Winterspiele von Sotschi. Auf die Bedenken die Sicherheit betreffend, hätten die Organisatoren daher gut und gerne verzichten können. Bei den meisten Teilnehmern und Funktionären stehen aber genau diese Sorgen im Vordergrund – weil sie irgendwie alle betreffen. „Natürlich nimmt man das wahr“, sagt zum Beispiel der deutsche Nordische Kombinierer Johannes Rydzek. Und der Biathlet Erik Lesser hatte vor der Abreise „ein mulmiges Gefühl“. Nicht ganz zu Unrecht.

Russlands Regierungschef Dimitri Medwedew stuft die Bedrohung in Sotschi zwar nicht höher ein als bei anderen Olympischen Spielen. Das Selbstmordattentat im rund 700 Kilometer entfernten Wolgograd mit über 30 Toten hat im Dezember aber noch einmal allen die Gefahr für die Spiele in Sotschi vor Augen geführt. Und dass es seitdem weitere Terrordrohungen gab, hat die Lage nicht unbedingt beruhigt. Das US-Verteidigungsministerium bot mittlerweile seine Hilfe an, verweist auf die Einsatzmöglichkeit von Luft- und Marineeinheiten, und das Ski- und Snowboardteam der Amerikaner reist gleich mit einem eigenen Sicherheitsdienst an. Sogar eine rasche Evakuierung soll mit Hilfe mehrerer stationierter Flugzeuge garantiert sein. Von Seiten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sind solche Pläne nicht bekannt. Wenn Generaldirektor Michael Vesper aber sagt, er wolle über die DOSB-Kontakte zu den deutschen Sicherheitsbehörden nicht sprechen, deutet das zumindest darauf hin, dass auch das eigene Team entsprechend abgesichert wurde. So weit das möglich ist.

Ansonsten sind Athleten, Trainer, Funktionäre und Zuschauer darauf angewiesen, dass die Russen für die Sicherheit während der Spiele sorgen. „Wir vertrauen auf die Behörden des Gastgeberlandes“, sagt Vesper. Und Helmut Spahn, einst Sicherheitschef der Fußball-WM 2006 in Deutschland, sagt: „Nach allen Erfahrungen, die wir mit Großveranstaltungen gemacht haben, kann man davon ausgehen, dass die Situation im unmittelbaren Olympiagelände unter Kontrolle gehalten werden kann.“ Schließlich wird einiges dafür getan.

Über die Zahl der eingesetzten Polizisten und Soldaten gibt es unterschiedliche Angaben. Selbst die bescheidenste (30 000) liegt aber immer noch deutlich über dem bisherigen Olympiarekord von London (18 000). Dazu sind 5500 Überwachungskameras installiert worden, Mail- und Mobilfunkverkehr werden ebenso überwacht wie Internet-Chats, die Grenzkontrollen sind verschärft worden, und selbst Drohnen und Ortungssysteme sollen im Einsatz sein – auch, um die Gewässer vor Sotschi zu überwachen. „Ich gehe davon aus, dass unsere Geheimdienste und Sicherheitsbehörden das schaffen“, sagt Russlands Präsident Wladimir Putin und fügt hinzu: „Wir müssen alles tun, um Drohungen ein Ende zu machen und Terroristen keine Chance zu geben.“

Kritiker der enormen Bemühungen sprechen bereits von der Festung Sotschi, andere beklagen die totale Überwachung, was allenthalben befürchtet wird, ist, dass die Sicherheitskräfte das Bild Sotschis allzu sehr beherrschen. „Meine Angst ist, dass es Spiele ohne Emotionen und Herz werden“, sagt der Präsident des Ski-Weltverbands Fis, Gian-Franco Kasper. Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, werden das die meisten Beteiligten aber wohl verschmerzen können. Dimitri Tschernyschenko, der Chef des Organisationskomitees der Olympischen Spiele, versichert: „Wir sind bereit. Sotschi wird der sicherste Ort der Welt sein.“

Hoffentlich behält er Recht.