Am fünften Tag der Olympischen Spiele beherrscht die Hitze in Paris das Geschehen. Das war herausfordernd für die Sportlerinnen und Sportler. Aber auch ein Reporter muss damit erst mal klarkommen.
Vermutlich ist es hoffnungslos. Der Erwerb dieses Teils, das seit Tagen unseren Rücken schmückt, ist schließlich schon 16 Jahre her. Reklamation zwecklos, würden wir sagen. Dennoch wollen wir es nicht versäumen, uns zumindest kurz zu beschweren. Denn auf der hinteren Seite dieses Rucksacks steht in deutlich zu lesenden Buchstaben: „Air Circulation“.
Nun haben wir den 30. Juli 2024 erlebt. In Paris. Bei circa 38 Grad Celsius im Schatten. Und wir können festhalten: Da hinten hat überhaupt nichts zirkuliert, schon gar keine Luft. Vielmehr entwickelte sich der Bereich zwischen unserem Rücken und dem Rucksack zu einer Art permanentem Feuchtgebiet.
Wir wussten ja schon am Vorabend: Es wird heiß. Aber kurzzeitig dachten wir, die Meteorologen hätten ihre Vorhersage ausgewürfelt. Im Wagen der Metrolinie 1 zwischen den Stationen La Défense und Porte Maillot war es nämlich angenehm kühl am Vormittag. Dass das eine trügerische Wohlfühltemperatur war, hätte uns schon dämmern können, als die Durchsage kam, der Zug sei klimatisiert. Wir sind trotzdem ausgestiegen.
Weil wir eine Planung ausgetüftelt hatten, die im Nachhinein als leicht unglücklich bezeichnet werden darf. Das Motto: zur falschen Zeit am richtigen Ort. Denn ausgerechnet an diesem noch heißeren von zwei extrem warmen Tagen in der französischen Hauptstadt hatten wir uns zum Besuch zweier Veranstaltungen entschieden, die auch für Zuschauer Sahara-Potenzial haben. Beim Beachvolleyball war’s zunächst noch erträglich, weil die Sonne in unserem Nacken sich noch ihren Weg über die riesige Tribüne suchte. Außerdem: Strand und Sonne – das gehört ja auch irgendwie zusammen. Beim BMX-Freestyle dagegen waren wir dem Planeten komplett ausgeliefert. Die Athletinnen und Athleten übrigens auch – samt Helm und Schutzausrüstung.
Wasser gibt es an vielen Stellen kostenlos
Immerhin: Die Menschen in Paris sorgen sich ja um ihre Gäste. In jeder Metrostation wurden wir darauf hingewiesen, doch bitte viel zu trinken. An Trinkwasserspendern konnten wir unsere Flaschen kostenlos wieder und wieder auffüllen. Und diese stationären, duschartigen Wasserzerstäuber wären auch noch zur Verfügung gestanden. Unser T-Shirt war ja aber schon nass. Wir hatten eine andere – vermeintlich gute – Idee: die Rückkehr in den Untergrund.
Die Hitze ist ja aber auch nicht blöd.
Sie dachte sich wohl: Was der kann, kann ich auch – und spielte mit uns das Hase-und-Igel-Spiel für Klimaforscher. Jedenfalls: Als wir am Bahnsteig ankamen, war sie schon da. In Linie 8 nämlich gibt es vieles, aber eben keine Klimaanlage. Was die amerikanische Familie, die mit uns einstieg, schon gewusst zu haben schien. Sie trat ein mit den Worten „ah, the heat-train“. Nach drei Stationen haben wir den Hitzezug dann wieder verlassen – sind erneut durch den Pariser Dampf gelaufen. Um uns wenig später zu fühlen wie Tiefkühlgemüse.
Einen Programmpunkt sah unser Olympia-Tag schließlich noch vor. Nicht im Freien, und auch nicht ohne Dach. Sondern in der Arena Champ-de-Mars. Die, Sie ahnen es, ist ordentlich herunterkühlt, damit sämtliche hier kämpfende Judoka beste Bedingungen haben.
Wir kamen also an, begaben uns mit unserem unzirkulierten Rücken ins Innere der Halle – und waren nach wenigen Sekunden schockgefrostet. Und so endete der heißeste Tag der Spiele von Paris – im Pulli.