Post aus Kenia, genauer neun WhatsApp-Nachrichten ploppen in den vergangenen Tagen nach und nach auf. Der Grund ist einfach: Stromausfälle – damit natürlich kein Internet – im Land der Läufer. Simon Boch, ehemaliger Unterkirnacher und seit vielen Jahren Wahl-Regensburger, überwindet im olympischen Jahr aber auch technische Hindernisse.
Simon Boch ist nicht zum ersten Mal in Kenia. Der 30-Jährige von der LG Telis Finanz Regensburg kennt sich aus, kommt immer gerne nach Iten. Dort bereitet er sich vor allem auf die Halbmarathon-EM in Rom vor. Bei den Olympischen Spielen in Paris vertritt der Schwarzwälder dagegen nicht die deutschen Farben.
Herr Boch, wie war der Temperaturschock? Aus dem damals wieder winterlichen Regensburg ging es ja vor einigen Tagen ins heiße Kenia.
Der Temperaturschock war gar nicht so groß, weil hier in Kenia gerade die Regenzeit herrscht. In Nairopi gab es ja heftige Überschwemmungen mit leider vielen Toten. Auch hier in Iten regnet es bei 20 bis 23 Grad echt viel. Das bremst mich aber nicht im Training aus, wenn man auch merkt, dass hier kein Sommer ist.
Von der kenianischen Hauptstadt Nairopi aus ging es für Sie also wieder nach Iten, dem „Läufer-Paradis“ in Westkenia.
Ja. Wir sind erst von Nairopi nach Eldoret geflogen, dann weiter nach Iten gefahren. Hier war ich immer. Ich kenne die Leute, habe meine Trainingspartner und einen Masseur hier. Es funktioniert einfach gut hier. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Der Tagesablauf
Dort bereiten sich ja viele Top-Ausdauerathleten auf die Highlights im Sommer und Herbst vor. Wie sieht ein typischer Tag dort für Sie aus?
Einige Europäer sind ebenfalls da. Auch Richard Ringer (Marathon-Europameister, Anm. d. Red.) ist gerade hier. Die Kenianer laufen schon zwischen 6.20 Uhr und 7 Uhr los, der Tag beginnt also früh.
Für uns geht es gegen 8, 9 Uhr los mit dem ersten Lauf. Die erste Einheit ist meistens etwas härter und schneller, wir laufen da zwischen 15 und 30 Kilometer. Dann folgt oft vor dem Mittagessen ein kleines Schläfchen, gerne auch eine Massage. Nachmittags steht meistens etwas ruhigeres Laufen über 10 bis 15 Kilometer an. Zweimal in der Woche kommt noch Krafttraining dazu, und auf der Bahn sind wir auch unterwegs. Hier wird es dann früh dunkel. Oft gehe ich deshalb gegen 21 Uhr schon ins Bett, damit ich am nächsten Tag fit für das Training bin.
Und Sie trainieren wieder vor allem mit Kenianern? Wie viele Kilometer werden auf gut 2000 Meter über dem Meeresspiegel zusammenkommen?
Teilweise eben mit Richard Ringer, vor allem aber mit Kenianern.
Am Ende kommen wohl zwischen 160 und 180 Kilometer in der Woche zusammen. Ich gehe nach dem Trainingslager in London über die 10 000 Meter an den Start, deshalb ist dies absolut ausreichend.
Das Olympia-Ticket für Paris haben Sie im Marathon knapp verpasst, dafür die EM-Norm für den Halbmarathon in der Tasche. In Rom könnten Sie aber auch ein Start über die 10 000 Meter auf der Bahn locken. Doch dafür müsste endlich die „verflixte 28“ getilgt werden. Im spanischen Castellon stoppte die Uhr nach 28:01 Minuten (2021 in Berlin) und 28:02 Minuten (2022 in Bad Füssing) bei genau 28 Minuten und null Sekunden.
Fast zu 100 Prozent sicher ist es, dass ich bei der EM in Rom den Halbmarathon bestreiten werde. Über die 10 000 Meter habe ich eben noch keine Norm.
Deshalb habe ich mich entschieden, den Halbmarathon fix zu machen. Ich bin aber auch davon überzeugt, dass ich die „verflixte 28“ bald tilgen kann. Auch wenn der Körper ein bisschen auf die 28:00 geeicht sein sollte (lacht).
Bei der EM in Rom geht vom 6. bis 12. Juni um die Medaillen. Für Sie geht es aber zudem um die weitere Zugehörigkeit zur Sportfördergruppe der Bundeswehr. Ist dies richtig?
Ja. Auch deshalb möchte ich die Kader-Norm noch laufen, um meine Bundeswehrzugehörigkeit zu sichern. Und dafür brauche ich über die 10 000 Meter eine Zeit von 27:52 Minuten. Wenn ich das richtige Rennen erwische, kann ich es in 27:45 bis 27:50 Minuten schaffen.
Daran glaube ich fest. Der nächste Versuch ist am 18. Mai in London, wo sehr viele Topläufer bei den 10 000 Metern dabei sind. Da greife ich die Kadernorm an.
Wenn Sie aus Kenia zurückgekommen, wie sieht dann der Wettkampfplan bis Rom aus. Und was nehmen Sie sich vor?
Nach London geht es schon in Rom weiter. Bei der EM geht es dann um ein schnelles Rennen, viel Spaß. Und natürlich um ein gutes Teamergebnis. Im Einzel möchte auch auch eine gute Platzierung erreichen, die Top 20 wäre schön.
Der Weihermooslauf
Ein weiteres Ziel ist für Sie als Ex-Unterkirnacher der dortige Weihermooslauf, der jüngst wieder stattfand. Sind Sie nächstes Jahr dabei?
Das war vielleicht mein erstes Rennen überhaupt, mein alter Club (Lauftreff Unterkirnach) organisiert es. Ich will dort definitiv laufen, der Streckenrekord reizt mich sehr. Wann es so weit ist, weiß ich aber noch nicht. Warum nicht 2025? Das ist für mich ein wichtiges Rennen, mit dem ich viel verbinde.