Viktoria Tiedeke (von links) informiert Staatssekretärin Petra Olschowski und Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun über die Arbeit des Kunstvereins Global Forest und die aktuell zu sehende Ausstellung der Künstlerin Johanna Mangold. Foto: Moser

Ehrenamtlich Kulturschaffende tragen mit ihren Angeboten auch in St. Georgen einen entscheidenden Teil im Bereich Freizeitgestaltung bei. Doch die haben es nicht immer leicht – zwei Vereine gewähren Einblick.

St. Georgen - Ein Kraftakt ist es nicht nur für die Engagierten des Kunstvereins Global Forest, sondern auch für die Mitwirkenden im Trägerverein des Theaters im Deutschen Haus, den Menschen aus St. Georgen und Umgebung das Kulturprogramm zu bieten, das sie auf die Beine stellen.

 

Und – das klang beim Besuch von Petra Olschowski, Kulturstaatssekretärin in der Landesregierung, an – die Perspektive ist nicht immer rosig. Vor dem Hintergrund der vergangenen, aktuellen und potenziell bevorstehenden Krisen versprechen die kommenden Monate, die Verantwortlichen auf die Probe zu stellen.

Von Interaktion profitieren auch St. Georgener

Dabei – auch das wurde deutlich – bilden die ehrenamtlichen Einrichtungen in der Bergstadt einen wichtigen Teil des kulturellen Angebots und damit einen echten Mehrwert für St. Georgen, wie alle Beteiligten sich einig waren. So, ist Viktoria Tiedeke vom Vorstand des Kunstvereins Global Forest überzeugt, profitierten etwa nicht nur die in St. Georgen bei dem Verein residierenden Künstler vom Austausch mit den Bergstädtern. "Die Menschen machen auch eine neue Erfahrung und lernen die ganz eigene, kreative Herangehensweise der Künstler kennen."

Dabei befürworte man bewusst auch Projekte, die auf den ersten Blick Irritation und Verwunderung hervorrufen, betonte Oliver, genannt Olsen, Wolf. Genau diese Projekte sollen zum Austausch und zur Interaktion anregen.

Finanzielle Fragezeichen belasten

Bei aller Freude der Vorstandsmitglieder an ihrem Schaffen – "arbeitstechnisch sind wir quasi am Limit", bekannte Tiedeke im Gespräch. Das Alltagsgeschäft des Vereins schulterten größtenteils die Mitglieder des Vorstands, was für alle Beteiligten eine Menge Aufwand sei. Fast schlimmer als diese Arbeitsbelastung sei aber die mentale, führte Tiedeke weiter aus.

Bis jetzt habe es aus finanzieller Sicht zwar immer ganz gut funktioniert. Trotzdem sei es immer wieder eine Herausforderung, die laufenden Kosten für die Räume in der Friedrichstraße zu decken – vor allem, da der Verein sich neben den Mitgliedsbeiträgen größtenteils über eine Vielzahl projektbasierter Förderungen finanziere.

Kalte Jahreszeit wirft Schatten voraus

Die Finanzen treiben auch den Verantwortlichen beim Verein der Puppen- und Theaterbühne St. Georgen, dem Trägerverein des Theaters im Deutschen Haus, die Sorgenfalten auf die Stirn – besonders mit Blick auf die steigenden Energiekosten und die bevorstehende kalte Jahreszeit.

Die laufenden Kosten für das Theater zu decken, sei schon früher nicht einfach gewesen – nun werde es mehr und mehr zur Herausforderung, sagt Geschäftsführerin Ute Scholz. "Corona haben wir irgendwie geschafft, aber jetzt kommt auch das noch." Mit den finanziellen Bedenken steht der Verein der Puppen- und Theaterbühne in der Bergstadt übrigens nicht alleine da, wie Bürgermeister Michael Rieger im Gespräch versichert. Auch andere Vereine plagen angesichts der aktuellen Situation Geldsorgen.

Reduzierte Öffnungszeiten als Lösung?

Die Angst vor den nahenden Herausforderungen kann auch Olschowski nicht nehmen. "Jetzt kommt schon die nächste Krise, und wir sind eigentlich noch erschöpft von der letzten", schildert sie ihren Eindruck.

Und auch wie es im Hinblick auf das Offenhalten kultureller Einrichtungen vor dem Hintergrund steigender Energie- und Heizkosten weitergeht, ist für sie noch nicht klar. "Mein Gefühl ist gerade, wir werden alles tun, um nicht zu schließen", sagt sie – aber auch nurmehr einzelne Öffnungstage in der Woche sind aus ihrer Sicht nicht undenkbar. Beim Theater im Deutschen Haus gibt es solche Überlegungen bereits: Unter Umständen, meint Ute Scholz, könnte man die Öffnungszeiten des Theaters auf die Wochenenden konzentrieren, um Energie zu sparen.

Drohender Verlust von noch mehr Publikum

Dennoch bleibt ein Problem, von dem Olschowski genauso berichtete wie die Verantwortlichen vom Theater im Deutschen Haus: Schon jetzt haben Kultureinrichtungen viel Publikum verloren. "Die Leute kommen nach Corona nicht mehr so zurück", schildert Olschowski. Nun könnte man durch weitere Einschränkungen noch mehr Gäste verlieren.

Eine Rolle könnte in diesem Zusammenhang auch die potenzielle Erhöhung der Ticketpreise spielen. Denn: "Eigentlich müssten wir jetzt unsere Eintrittspreise exorbitant erhöhen", berichtet Scholz, weil eben auch die Kosten in diesem Rahmen steigen. "Aber dann kommen die Leute gar nicht mehr", befürchtet sie. Und das – da sind sich alle einig – wolle man auf jeden Fall vermeiden.