Dieter Thomas Kuhn ist auf der Bühne ein absoluter Schlagerstar. Mit ebenso viel Begeisterung macht er alte Autos wieder flott. Wie kam es dazu? Ein Besuch in seiner Tübinger Garagenwerkstatt.
Er liebt die große Bühne und die Welt des Schlagers. Doch für Dieter Thomas Kuhn ist das längst nicht alles im Leben. Er hat noch eine ganz andere Leidenschaft - und die hat mit viel Blech und PS zu tun: Der Schlagersänger aus Tübingen hat ein Herz für Oldtimer, um die er sich in seiner Garagenwerkstatt liebevoll kümmert.
„Sag mir quando, sag mir wann?“, fragt Dieter Thomas Kuhn auf der Bühne meist obligatorisch mit dem Schmelz-Maxium in der Stimme wie einst Peter Alexander. Zur Abwechslung wird dieses Mal er selbst gefragt – und zwar als Privatmann Thomas Kuhn – ohne Kostüm, Föhnwelle und ohne den Künstlervornamen Dieter. Also: „Sag mir quando, sag mir wann“ hat das mit der zweiten großen Leidenschaft neben der Musik angefangen? „So richtig los ging es vor 25 Jahren – mit einem Peugeot 504, ein V6-Cabrio, Baujahr 1976“, sagt Thomas Kuhn, der eigenhändig dafür sorgt, dass die alte Liebe nicht rostet. Von wegen: „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben.“
Es wird dem Musiker und seiner Band allerdings nicht gerecht, sie nur allein auf ironisch interpretierte Schlagermusik zu reduzieren. Das zeigt sich bei ihren Clubkonzerten, die zuletzt mit „Songs from above – The Grave Chapel Radio Show“ überschrieben waren und an verstorbene Legenden wie Leonard Cohen, Tom Petty oder Rio Reiser mit deren Songs erinnern sollten. Breit aufgestellt ist Kuhn auch beim Thema Fahrzeuge, wie der Blick in seine Tübinger Garagenwerkstatt zeigt. Den Martini-Porsche 911 aus dem Jahr 1988 umrahmen historische Motorräder von BMW oder Harley-Davidson.
Teamarbeit – in der Musik und in der Garage
Wie in der Musik ist Thomas Kuhn auch in der Freizeit ausdauernder Teamspieler. Er steht schon jahrzehntelang mit dem Gitarristen Philipp Feldtkeller auf der Bühne. Nicht nur das. Kuhn teilt mit dem Freund aus Tübinger Kindertagen auch die Begeisterung für Oldtimer und Youngtimer, die Werkstatt und auch die Fahrzeuge selbst, die als Gemeinschaftseigentum gesehen werden.
Auf der Showbühne ist Thomas Kuhn der Frontmann, unter der Hebebühne gibt allerdings eher Philipp Feldtkeller den Ton an. Aber auch der Sänger kann durchaus schrauberische Erfolge vorweisen. Den stotternden Motor von einem ihrer insgesamt drei Porsche hat Thomas Kuhn schon komplett auseinander- und wieder zusammengebaut. Und das Problem auf diesem Weg gelöst. Er habe schließlich berufliche Erfahrung mit solider Handarbeit, sagt der Schlagerstar und verweist auf seine Ausbildung zum Masseur.
Die Garage im französischen Viertel von Tübingen, über der Thomas Kuhn mit seiner Frau und der Tochter wohnt, ist aber nicht die einzige Abstellfläche des gemeinschaftlichen Fuhrparks. Er macht sich jetzt „kurz“ auf, um aus aus der gegenüberliegenden Tiefgarage ein besonderes Schmuckstück zu holen und vorzuführen. Was sich etwas verzögert, weil der 2000er Stretch-Volvo S70 im Stile einer osteuropäischen Staatskarosse erst einmal Starthilfe benötigt. Darum kümmert sich Philipp Feldtkeller, während Thomas Kuhn die Geschichte dieser äußerst seltenen Langversion erzählt. Die führt zu einem sehr speziellen Pforzheimer Autohändler, der auf den An- und Verkauf sowie den Umbau von Leichenwagen spezialisiert ist. Mit dem überdimensionierten Volvo wurden in Paris trauernde Familienangehörige zur Beerdigung gefahren. Es folgte die Tübinger Umwidmung zum zwischenzeitlichen Tourmobil, in dem die ganz Kapelle Platz findet.
Oldtimer-Kollektiv an der Kapazitätsgrenze
Weitere der insgesamt rund 25 Gemeinschaftsfahrzeuge, zu der auch eine Corvette C3 aus den 6oer-Jahren gehört, sind bei einem weiteren Kumpel untergestellt, dem dritten Mann im Tübinger Oldtimer-Kollektiv. Und das hat auch eine Entscheidung getroffen. Der Fuhrpark soll nicht mehr erweitert werden. „Es ist ja auch Ballast“, sagt Thomas Kuhn zu seinem Hobby.
Dass ein hohes privates Aufkommen von Verbrennungsmotoren in einer ökologisch geprägten Stadt wie Tübingen zum Thema werden kann, ist für den Lokalmatadoren kein Problem. „Ich mache mir über Mobilität wirklich viele Gedanken und stehe für Streitgespräche immer zur Verfügung“, sagt Kuhn, bevor er seine Position erläutert. Auch wenn er gerne in einem Porsche unterwegs sei: „Mir bedeutet Schnellfahren überhaupt nichts, das Tempolimit auf Autobahnen kann von mir aus gerne kommen.“ Skeptisch sieht er dagegen das E-Auto. „Im Moment jedenfalls noch“, sagt Thomas Kuhn, der der Meinung ist, dass ein emissionsfreies Fahren mit einer unter Umweltbelastungen hergestellten Batterie derzeit keinen sinnvollen Klimaschutz ergibt.
Bis er das anders sieht, wird Dieter Thomas Kuhn mit seinem Peugeot Cabrio-Oldtimer durch die Gegend gondeln, so wie schon 2007 im Musikvideo zu „Im Wagen vor mir“.