Wenn das Publikum mit einem freundlichen "Liebe Rottweileraner und Rottweileristinen" begrüßt und das Ambiente in der Stadthalle mit "Barock in seiner schlichtester Form" betitelt wird, wer steht da wohl auf der Bühne?
Rottweil - Kleiner Tipp: Er trägt einen gelb-karierten Pullunder und sieht fantastisch aus – womit er auch gerne mal kokettiert. Genau: Olaf Schubert.
Der Kabarettist und Wortakrobat verdreht seinen teils von weit her angereisten Zuschauern am Donnerstagabend in der ausverkauften Stadthalle zwei Stunden lang mit seinen "oralen Spasmen" den Kopf und so manchem die Lachtränen – wahlweise auch die Schamesröte – ins Gesicht.
Das Publikum darf sich glücklich schätzen, dass "Ööölaf" – einer der bekanntesten deutschen Comedians, erkennbar an der eher schmächtigen Figur, dem lässig-seitengescheitelten Haar und dem immergleichen Outfit – Rottweil überhaupt gefunden hat. "Hier ist ja doch eher Wald Wiese und Feld – ist bei euch Corona auch ein Thema, oder kriegste hier eher Tollwut?" Das Thema Impfen ist ihm wichtig, natürlich in allen Formen. Auch für Transgeimpfte – "sie sind nicht geimpft, fühlen sich aber so" – schlägt das Herz des Sachsen.
Carola im Untenrum-Pullunder
Außerdem natürlich für Carola, seine "befreundete Gattin". Dass die sich im Internet "frivole Untertrikotage" bestellt, also "sowas wie ein Strapsmodul, ein Untenrum-Pullunder", wirft ihn einigermaßen aus der Bahn. Und dass sie, als sie ihn in flagranti beim Fremdgehen erwischt, kein bisschen Verständnis zeigt, kann er ihr nicht so richtig verzeihen. "Das Fleisch geht nunmal eigene Wege."
Überhaupt: Die Frauen und das Zwischenmenschliche beschäftigten den schnittigen Dresdner. Bei einem kurzen Diskurs durch sämtliche Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme gibt Ööölaf den Zuschauern Einblicke in die Frauenrolle in der ehemaligen DDR. "Sie bekam das Kind ›auf Arbeit‹ und nach einer kurzen Kennenlernzeit kam es in die Kita – so nach einer Viertelstunde". Nach der Armee bekam man den Nachwuchs dann zurück.
Sorge um die Bundeswehr
A propos Armee: Der Zustand der Bundeswehr beschäftigt Olaf schwer. Wenn "Väterchen Putin" sich entschließen sollte, Richtung Berlin durchzumarschieren, dann könne sich Deutschland wohl nur retten, "indem wir in Polen die Straßenschilder vertauschen". Beim Thema Klimawandel und Artensterben kann er die Rottweiler dahingehend beruhigen, dass die Tiere, "die sich ein bisschen bemühen", auch durchkommen. "Zum Beispiel süße Miezekatzen." Und heiße Energiespartipps hat er obendrein: Der findige Olaf hat in seiner sommerlich überhitzten Wohnung die Hitze einfach für den Winter eingetuppert. "Die hält sich sehr gut – wenn man sie einfriert."
Klaps auf den Hintern
Das Publikum lacht sich schlapp – manchmal bleibt einem das Lachen aber auch schier im Hals stecken. Wenn Olaf ungerührt erzählt, dass Eltern ihren Kindern beim Homeschooling im Lockdown "mit der flachen Hand" endlich wieder näher gekommen sind, oder wenn er den Klaps auf den Hintern einer fremden Frau nicht als sexuelle Belästigung, sondern als "Huldigung des Bindegewebes" sieht.
Ach ja: Singen kann der Sachse auch. Dafür hat er sogar eine kleine Band mitgebracht, die nebenbei ordentlich ihr Fett wegkriegt. Immerhin: Die Tourkollegen müssen sich mögen, schließlich duschen sie derzeit aus Spargründen zu dritt – auf ihrer großen Tournee "Dresden – Rottweil – und zurück". Mit schmerzendem Bauch und einigen Lachfalten mehr wird das begeisterte Publikum in die Nacht entlassen – mit Olafs Abschluss-Frage im Kopf: "Wie würden eigentlich Stühle aussehen, wenn die Menschen die Kniescheiben hinten hätten?" Wir denken drüber nach.